Die blauen Hilfsarbeiter

MÜNCHEN - Am Ende wird geknuddelt. Bei den Löwen gehört es in den jüngsten Spielen zur schönen Regelmäßigkeit, dass sie sich kurz vor Abpfiff zur großen Kuschel- und Jubelstunde treffen. In allen vier Spielen dieses Jahres hat 1860 einen ganz späten Treffer erzielt.
Für Trainer Reiner Maurer liegt der Grund dafür auf der Hand. Der Allgäuer erklärt: „Unsere Einwechselspieler geben uns immer einen neuen Schub, einen echten Push, mit dem wir noch mal was bewirken können.“ Und damit spricht der 52-Jährige wahre Worte. Denn beim 2:0 gegen Cottbus bereitete der eingewechselte Maximilian Nicu das erlösende zweite Tor vor. Beim 2:1 gegen Düsseldorf flankte ebenfalls Nicu in den Schlussminuten zum entscheidenden Treffer.
Zum 1:0 bei Union Berlin erkämpfte der gerade eingewechselte Dominik Stahl den Ball vor des Gegners Tor – und das gleiche gelang nun dem erst in der Schlussphase ins Spiel gekommenen Collin Benjamin beim 1:1 gegen St. Pauli. Maurer ist begeistert. „Das zeigt, dass sich keiner hängen lässt. Das wird zwar als selbstverständlich angesehen, aber für mich ist es das nicht. Man darf keinen links liegen lassen“, erklärt der Allgäuer, „jeder muss seine Wertschätzung spüren. Natürlich will keiner auf der Bank sitzen, aber die Spieler nehmen die Situation hervorragend an.“
Auch Sportchef Florian Hinterberger lobt: „Jeder zieht mit, keiner jammert. Das lassen der Trainer und ich aber auch nicht zu, da wir eine klare Linie fahren. Hier schert keiner aus. Das spricht für den Charakter dieser Truppe.“ Weil 1860 zuletzt enorm erfolgreich auftrat (sieben Siege, zwei Unentschieden), ließ Maurer fast immer die gleiche Mannschaft ran. Doch ohne seine blauen Hilfsarbeiter wäre der Erfolg nicht möglich gewesen. Und deswegen kündigt er nun eine Rotation an, bevor die Löwen ab Samstag innerhalb von acht Tagen drei Mal spielen (FSV Frankfurt, Aue, Fürth).
Maurer macht das auch, weil er seine treuen Kurzarbeiter belohnen will. „Neue können sich zeigen“, verspricht der Trainer. Die AZ zeigt, wer die blauen Hilfskräfte sind und warum sie entscheidend zur aktuellen Erfolgsserie beitragen:
Collin Benjamin:
Der Namibier hat seit mehr als vier Monaten nicht mehr von Anfang an gespielt. Doch Maurer sagt: „Am liebsten würde ich ihn öfter bringen, sein Charakter ist überragend. Er gibt nie auf.“ Benjamin, dessen Vertrag Ende der Saison ausläuft, sagt: „Ich beschwere mich nicht, weil es nichts bringt. Ich will mich aufdrängen. Ich bin heiß wie Frittenfett.“
Sebastian Maier:
Der 18-Jährige kam in den letzten zwölf Ligaspielen nur zwei Mal rein – und Maurer gesteht: „Das ist nicht ideal, ich würde gerne öfter 3:0 führen und ihm in ruhigen Situationen Spielpraxis geben. Das nagt an ihm.“ Aber auch so sagt der Trainer über den jungen Spielmacher: „Er hat Extraklasse. Eine gute Technik, viel Kreativität und eine tolle Schussstärke.“
Dominik Stahl:
Der 23-Jährige hat seinen Stammplatz mit Beginn der Rückrunde verloren. Wenn 1860 führt, kommt er stets zur Sicherung rein – doch wenn die Löwen hinten liegen, hat er es schwer. Maurer macht ihm Hoffnung: „Dominik muss sich durchbeißen. Er wird wieder spielen.“
Maximilian Nicu:
Der erstligaerfahrene Winterzugang soll ein Leistungsträger werden. Langfristig rechnet Maurer mit ihm als Ersatz für Sommerabgang Stefan Aigner. Erst ein Mal durfte Nicu von Beginn an spielen, doch nun könnte er Djordje Rakic auf der linken Seite verdrängen. Maurer: „Maxi kann man bedenkenlos bringen.“
Guillermo Vallori:
Da Christopher Schindler und Necat Aygün ein echtes Bollwerk in der Innenverteidigung bilden, muss der im Winter aus Zürich gekommene Vallori mit der Bank leben. Doch vor allem auf Schindler übt er massiv Druck aus. Maurer jedenfalls lobt ihn: „Gil drängt sich hartnäckig auf. Das gefällt mir.“
Arne Feick:
Der spielstarke Linksfüßer hat es gerade schwer bei Sechzig. In der Rückrunde kam erst ein Mal zum Zug. Sein Vorteil ist aber die Vielseitigkeit, Feick kann links verteidigen und angreifen. Maurer: „Im Moment ist Arne eine sehr wichtige Alternative. Er muss geduldig sein.“