Die blauen Baustellen
Mannschaft, Trainer, Hauptsponsor, Investor: Bei den Löwen steht alles auf dem Prüfstand. Die AZ sprach darüber mit den 1860-Machern.
MÜNCHEN Als Manfred Stoffers im Februar als Geschäftsführer anfing, machte er Späße: „1860 ist ein wunderbares Gewächs. Der Vorteil ist, dass es 150 Jahre lang gewuchert ist. Der Nachteil: Dadurch ist ein undurchdringliches Gestrüpp entstanden. Jetzt geht‘s darum, die ein oder andere Orientierungslosigkeit aufzulösen." Zwei Monate später sind die Probleme nicht geringer geworden. Es gibt in allen Bereichen (blaue) Baustellen. Die AZ sprach darüber mit den 1860-Machern.
DIE MANNSCHAFT
„Wir brauchen einen Kader, der die Qualität hat, aufzusteigen", sagt Stevic. Der Hinterlassenschaft von Ex-Manager Stefan Reuter traut der Serbe dies auch für 2010 eher nicht zu. Elf Verträge laufen aus, u.a. Leihspieler Antonio Rukavina aus Dortmund, „Ich werde alles unternehmen, dass Toni bleibt“, sagte Stevic der AZ. „Er fühlt sich wohl. Das letzte Wort hat leider Dortmund." Mathieu Beda oder Antonio di Salvo sind eher nicht mehr erwünscht. Noch warten die Fans sehnsüchtig auf die erste große Stevic-Verpflichtung für den Sommer.
DER TRAINER
Dass Uwe Wolf (Vertrag bis 2010) auch in der neuen Saison Chefcoach bleiben darf, ist laut AZ-Informationen ziemlich unwahrscheinlich – doch wen holt Stevic zu 1860? Er sucht einen Trainer mit Namen, großer Ausstrahlung und Erfahrung. Ist Ewald Lienen sein Top-Favorit? Er könnte zu Stevic' Anforderungsprofil passen.
DER HAUPTSPONSOR
Nachdem der österreichische Personaldienstleister Trenkwalder (zahlte 1,1 Millionen Euro pro Jahr) im Sommer aussteigen wird, sucht 1860 einen neuen Brustpartner. Noch ist keiner gefunden, aber Stoffers verrät der AZ: „Wir verhandeln mit vier ernsthaften Kandidaten, die Verhandlungen gehen jetzt in die heiße Phase. Die Brust bleibt auf gar keinen Fall leer." Trotz der Finanzkrise hoffen die Bosse, dass ein Unternehmen 1,5 Millionen pro Jahr locker macht.
DER INVESTOR
Möglicherweise kommt es zum Comeback von Nicolai Schwarzer, dem Immobilienmakler aus Berlin. Der junge Unternehmer wurde zuletzt in angeregten Gesprächen mit Vize Michael Hasenstab und Stoffers in der Arena gesehen. Weil die Lizenz noch nicht gesichert ist? „Wir sind sicher", sagt Stoffers, „dass wir die Lizenzierungshürde schaffen." Abgeschlossen sei das Prüfungsverfahren aber noch nicht. Und zum Thema Investor meint Stoffers: „Das wäre wünschenswert, aber ist nicht existenznotwendig, egal wie der Investor auch am Ende heißt."
DIE JUGEND-FÖRDERUNG
Nachdem Jugend-Boss Ernst Tanner (Angebot aus Burghausen) und A-Junioren-Trainer Claus Schromm ihren Abschied verkündet haben, steht die Nachwuchsförderung vor dem großen Umbruch – trotzdem glaubt Stoffers: „1860 wird immer ein Garant für eine der besten Jugend-Ausbildungen in Deutschland sein." Auch ohne Tanner. „Für den Erfolg der Jugendarbeit steht ein ganzes Team von Leitungspersönlichkeiten, das für die Qualität der Arbeit sorgen wird, bis ein Nachfolger für Tanner gefunden ist." Der Etat bleibt für den Nachwuchs unverändert bei 2,5 Millionen Euro.
Oliver Griss