Die Benny-Cooper-Show

MÜNCHEN - Die Löwen gewinnen nicht nur ihr Auftaktspiel gegen Koblenz 2:0, sondern sie machen mit ihrer Spielweise Lust auf mehr und haben wieder ein erfolgreiches Sturm-Duo. „Das hat geschmeckt!“.
Ja, da schau her, die Löwen spielen wieder Fußball. Und wie! Und sie gewinnen auch noch. Man hatte sich ja an einiges gewöhnen müssen beim TSV 1860 in den letzten Jahren. Dass die Blauen in Heimspielen oft ängstlich agierten, etwa. Oder dass gelegentlich das Prinzip Zufall zum taktischen Mittel erhoben wurde.
Insofern kann der 2:0-Sieg zum Zweitligaauftakt gegen Koblenz vielleicht als Zeitenwende verstanden werden. Na gut, zumindest scheint die Hoffnung darauf berechtigt.
Nach 77 Tagen Sommerpause präsentierten sich die Löwen gegen Koblenz in der Arena streckenweise nämlich in prächtiger Spiellaune. Wie der neue Sturmtank Kenny Cooper trotz seiner imposanten Körpergröße sich immer wieder leichtfüßig und trickreich durch die gegnerische Abwehrreihe spielte, wie Florin Lovin und Lars Bender im Mittelfeld das Spiel organisierten und wie Radhouene Felhi die Abwehr zusammenhielt, hatte durchaus Klasse.
Die Löwen scheinen in der Sommerpause tatsächlich Spieler verpflichtet zu haben, die kicken können. Und so spielte die runderneuerte Truppe – Trainer Ewald Lienen hatte immerhin fünf Neuzugänge von Beginn an aufgestellt – auch gut zusammen. Wirkten die Sechzger vor einer Woche beim Pokalspiel in Paderborn noch platt von der Vorbereitung, schien Lienen seine Truppe auf den Punkt fit bekommen zu haben. „Wir haben verdient gewonnen, weil wir den besseren Fußball gespielt haben als in den letzten Wochen“, sagte der Trainer.
Ja, die Löwen scheinen die Lust am Fußballspielen wiederentdeckt zu haben – und in Cooper einen Angreifer verpflichtet, der sich besser nicht hätte einfinden können in München. Nach 17 Minuten wuchtete der Stürmer, der erst am Montag aus Dallas gekommen war, den Ball per Kopf unwiderstehlich an die Latte, von dort prallte er hinter die Linie. In der letzten Seuchensaison wäre so ein Kopfball vielleicht nicht im Tor gelandet, doch heuer soll ja alles anders werden. Besser.
Am Sonntag deuteten die Löwen die neuen Ansprüche zumindest an. Man wolle zu Hause eine Macht werden, selbstbewusst spielen, den Gegner einschüchtern, hatten Lienen und Sportdirektor Miki Stevic vor dem Spiel gefordert. Nun folgten die Spieler dieser Vorgabe. „Wir haben sehr mutig gespielt“, befand Torhüter Gabor Kiraly und erklärte weiter: „Wir haben mit kühlem Kopf gespielt und die Bälle bereits im Mittelfeld gewonnen.“ Anders als vergangene Woche sei es auch nicht nötig gewesen, dass er das Spiel von hinten lenkt und mit seinen Paraden den Sieg über die Zeit rettet. Kiraly: „Die Defensive ist auch so gut gestanden.“
Fast alles hätte die Mannschaft richtig gemacht, meinte der Torwart. Damit hatte er gar nicht so unrecht. Woran es haperte, erklärte Lienen. „Wir haben es versäumt, weitere Tore zu machen.“
Tatsächlich traf in der zweiten Halbzeit zwei trotz etlicher Chancen nur noch Benny Lauth einmal. Doch auch das ist ein Fortschritt. Letzte Saison gab es oft ja keine Torchancen, denen die Löwen nachtrauern konnten. Nun feierten sie die Benny-Cooper-Show.
Die Blauen erlebten also einen durchaus gelungenen Auftakt, der Stevic zu einem genussvollen Vergleich verführte: „Heute hat es geschmeckt! Jetzt müssen wir schauen, dass wir das Rezept beibehalten.“ Lienen formulierte das freilich simpler: „Es war ein guter Einstand für alle. Nicht mehr, nicht weniger.“ Aber Lust auf mehr hat es gemacht.
Filippo Cataldo