Die Auswärts-Löwen

Der TSV 1860 kontrolliert in Sandhausen dasb Spiel, vergibt viele Chancen und holt den dritten Auswärtssieg 2013. Ein 1:0 reicht – nun darf der Verein wieder von den Aufstiegsplätzen träumen
SANDHAUSEN Reisen macht bekanntlich Freude. Während die Löwen in der heimischen Allianz Arena schon seit November sieglos sind, läuft es in der Fremde dafür umso besser. Mit dem 1:0-Erfolg beim SV Sandhausen hat der TSV 1860 gestern das siebte Spiel in Serie nicht verloren. Und damit im Jahr 2013 bisher alle drei Auswärtsspiele gewonnen.
Bis zuletzt hatte Trainer Alexander Schmidt es vermieden, die Heimschwäche in den Vordergrund zu stellen. Nach dem Sieg in Sandhausen sprach er dann aber doch davon, dass es nun Zeit werde, den „Heimfluch” zu beenden.
Während die Sechziger also langsam aber sicher zu Auswärts-Löwen mutieren, hofft Sportchef Florian Hinterberger auf ein Ende des Fluchs: „Es wäre schön, wenn wir mal wieder zu Heimlöwen werden würden. Es ist aber schön zu sehen, dass die Mannschaft aus den Fehlern vom Ingolstadt-Spiel gelernt hat.” Gegen den bayerischen Nachbarn hatte der TSV 1860 am vergangenen Sonntag noch eine 1:0-Führung (wie in Sandhausen durch Marin Tomasov) verspielt. Dieses Mal nicht.
„Ich bin total stolz auf meine Mannschaft. Dass sie den Gegner so weggehalten hat vom Tor. Nicht so wie gegen Ingolstadt. Die Mannschaft hat das heute mit Bravour umgesetzt”, sagte Schmidt.
Tatsächlich zeigten die Löwen vor allem in der Defensive eine nahezu fehlerfreie Vorstellung. Der SV Sandhausen hatte nicht eine nennenswerte Tormöglichkeit, was dann auch dessen Trainer Hans-Jürgen Boysen zu einem Lob für die Sechziger verleitete: „Das war heute unser schwerster Gegner. Wir sind nicht mal in Tornähe gekommen.” So sah das auch der Löwen-Kapitän Benny Lauth: „Wir haben nicht viele Chancen zugelassen und es geschafft, das Ding über die Runden zu bringen.” Einen Kritikpunkt hatte der 31-Jährige dann aber doch: „Wir müssen das Spiel früher entscheiden.” Weil der SV Sandhausen an Harmlosigkeit aber nicht zu überbieten war, fiel die mäßige Ausbeute der Löwen nicht weiter ins Gewicht.
Mittelfeld-Routinier Daniel Bierofka analysierte das Spiel wie gewohnt sachlich und trocken: „Mund abwischen und weitermachen. Wir müssen keinen Schönheitspreis gewinnen. So ein Spiel musst du einfach clever zu Ende bringen. Wir wollten sicher stehen und nicht schon wieder so ein Scheißtor fangen.” Weil das gelungen ist, können sich die Löwen den restlichen Zweitliga-Spieltag in aller Ruhe vor dem Fernseher anschauen. Und auf Ausrutscher der Konkurrenz aus Köln und Kaiserslautern hoffen.
Alles für den dritten Platz. „Wir hoffen, dass die Lauterer patzen”, sagte Benny Lauth. Und der scheidende Präsident Dieter Schneider fügte an: „Wir rechnen nicht. Aber wir können natürlich zählen und sehen die Tabelle.” Auch Alexander Schmidt richtet den Blick weiter in Richtung Relegationsplatz: „Wir sind immer bereit, dürfen uns nur nicht vom Drumherum beeinflussen lassen.”
Dass die Mannschaft sich von den Gegebenheiten im Umfeld rund um den Rückzug von Dieter Schneider nicht beeindrucken ließ, darf vielleicht als größter Erfolg von gestern Abend gewertet werden. „Ich bin schon so lange bei Sechzig und habe schon so viel erlebt. Da beschäftigt einen das nicht weiter", sagte Bierofka. Da ist der Heimfluch ein ganz anderes Thema.