Die Angst in der Arena
Das 3:3 am Sonntag gegen den FSV Frankfurt hat wieder einmal gezeigt, wie schwer sich die Löwen vor heimischer Kulisse tun. Warum nur ist das so?Mittelfeldchef Lovin: „Uns fehlt die Leichtigkeit!“
MÜNCHEN Reiner Maurer war die Lust vergangen, sich das Spiel noch mal im Fernsehen anzuschauen. „Ich habe mich abends lieber in Ruhe hingesetzt und ein Gläschen getrunken". Im Gegensatz dazu hat dem Cheftrainer des TSV 1860 das 3:3 daheim gegen den FSV Frankfurt überhaupt nicht geschmeckt, denn das sechste Heimspiel der Saison bescherte ihm (trotz jeweils deutlicher Überlegenheit) die dritte Arena-Enttäuschung.
Immerhin, daheim ist die Mannschaft noch ungeschlagen – doch in Fröttmaning haben die Löwen in den Spielen gegen Aue, Bielefeld und Frankfurt nun schon sechs Punkte verspielt, die am Ende schmerzlich fehlen könnten.
Wieso tun sie sich so schwer daheim, obwohl noch keiner der großen Ligafavoriten in der Arena zu Gast war? „Wir haben natürlich großen Druck. Der ist immer da. Und zu Hause sicherlich noch etwas mehr als auswärts“, sagt Trainer Reiner Maurer, „nicht umsonst kommen selbst gegnerische Trainer zu mir und sprechen ihre Hochachtung aus, wie es bei uns trotz der schwierigen Situation und trotz des Drucks abläuft."
1860 und die Angst in der Arena – für Mittelfeldchef Florin Lovin ist das eine reine Kopfsache. „Wir tun uns zu Hause zu schwer. Uns fehlt dort die Leichtigkeit. Wir denken zu viel nach. Selbst nach der deutlichen Führung gegen Frankfurt hatten wir Angst, den Ball zu behalten und ihn zu passen", erklärt der Rumäne. Torwart Gabor Kiraly kann das Problem gar nicht nachvollziehen, denn er meint: „Die Gegner kommen mit Angst zu uns. Die wissen doch, wir haben ein gutes Stadion und gute Fans. Das müssen wir in der Zukunft ausnutzen und zu Hause noch mutiger nach vorne arbeiten."
Freilich spielt auch die Minus-Kulisse eine Rolle, am Sonntag war die 69 000 Zuschauer fassende Arena nicht mal zu einem Viertel besetzt: 17100 Menschen kamen, so wenige wie nie zuvor in der laufenden Saison. „Unser Potenzial sehe ich bei 25 000 bis 28 000 Zuschauern. Gerade dann, wenn man hofft, dass das Momentum der guten Serie der Mannschaft schneller greift, ist so eine Zahl wie gegen Frankfurt eine herbe Enttäuschung", sagt Vizepräsident Dieter Schneider. Zumal darunter ja auch das Anfeuern der Mannschaft leidet. „Vor allem für die 18- und 19-Jährigen ist eine klare Unterstützung aus dem Publikum wichtig. Da können Pfiffe schon mal verunsichern", betont Maurer. „Aber gegen Frankfurt haben sie das gut weggesteckt."
Auch wenn die letzte Saison unter Ex-Trainer Ewald Lienen wenig positiv in Erinnerung bleibt, immerhin beendeten die Löwen die Runde als eines der besten Heimteams der Liga. „Das können wir auch dieses Mal wieder schaffen“, findet Lovin. „Das ist keine Frage der Klasse. Wir brauchen nur mal ein voll überzeugendes Heimspiel. Dann wird es für uns auch zu Hause einfacher.“ Am besten schon beim nächsten Mal, am ersten Dezember-Sonntag gegen Aufstiegsfavorit Hertha BSC.
Marco Plein