Die Angst besiegt - 1860 sendet Lebenszeichen

"Wir leben noch!" Der Sieg beim FSV Frankfurt lässt den TSV 1860 wieder hoffen. Ein Sieg der Moral. Ein Sieg der Emotionen.
von  Marc Merten
Jubel über das 1:0 in Frankfurt: Der TSV 1860 fährt wichtige drei Punkte im Abstiegskampf ein.
Jubel über das 1:0 in Frankfurt: Der TSV 1860 fährt wichtige drei Punkte im Abstiegskampf ein. © dpa

Frankfurt - Christopher Schindler sackte völlig entkräftet zu Boden. 90 Minuten Abstiegskampf lagen hinter ihm und dem TSV 1860. Drei Punkte, die so wichtigen drei Punkte, waren perfekt. Ein Tor. Ein Sieg. „Scheißegal, wie!“ Erst, als die erleichterten Mannschaftskameraden zu ihrem Kapitän kamen, erhob er sich langsam. „Das ist so viel von mir abgefallen, das war unglaublich“, sagte Schindler hinterher.

Mit 1:0 (0:0) hatten die Löwen beim FSV Frankfurt gewonnen. Ein typisches Null zu Null durch einen späten Geniestreich von Daniel Adlung und einem Schienbein-Tor von Valdet Rama (84.) doch noch gewonnen. Der Sprung – wenn auch nur vorübergehend – auf Platz 15. Emotionen, wo man hinschaute. Erleichterung bei jedem, der den Löwen auf der Brust trug. Bei den 1200 Fans, die trotz Bahnstreik an den Bornheimer Hang gekommen waren. Bei Torsten Fröhling, der auf dem Weg zur Pressekonferenz durchschnaufte, die Hände über den Kopf zusammenschlug und die Augen schloss. Selbst bei Ersatztorhüter Stefan Ortega, der sich nach dem Spiel noch mit FSV-Kapitän Manuel Konrad anlegte, sich nachträglich noch Gelb abholte und auch im Spielertunnel noch „on fire“ war.

„Ein verrücktes Spiel“ erklärte Gary Kagelmacher. „Die Angst war da.“ Vor einer Woche gegen Union Berlin hatte diese Angst vor dem Abstieg die Sechzger noch gelähmt. Diesmal hauten sie dazwischen. Von der ersten Sekunde an blieben sie hart, taten den Frankfurtern weh. Gemeinsam. Gemeinsam für Sechzig. „Jeder hat für jeden gekämpft, das haben wir bis zum Schluss richtig stark gemacht“, lobte Youngster Marius Wolf, dem zwar offensiv nicht viel gelang, sich trotzdem total verausgabt hatte. „Nach dem Schlusspfiff habe ich auf dem Boden gelegen. Ich war mausetot.“

„Laufen, kämpfen und alles geben als Team“, hatte Torsten Fröhling vor dem Spiel gefordert – und es bekommen. „Die Jungs konnten nach dem Spiel kaum vom Platz gehen. So muss es sein.“ Wie so oft nach Tiefschlägen in dieser Saison zeigte der TSV eine Reaktion. Wie so oft nach sportlichen Bankrotterklärungen folgte eine Leistung, die wieder Hoffnung macht. Wie so oft blieb zwar auch an diesem Freitagabend in Frankfurt das Spielerische auf der Strecke. Sollte es am Ende mit dem Klassenerhalt klappen, wird danach aber niemand mehr fragen. Nach 32 Spieltagen zählt für 1860 nur das Fazit, das Trainer Fröhling zog: „Wir leben noch!“

Diese Erkenntnis ist so wichtig wie die, dass drei Punkte auch fast ohne Torchancen möglich sind. Vor allem vor dem Spiel gegen Nürnberg in einer Woche. Denn dann wird Rubin Okotie Gelb-gesperrt fehlen. Und weil sich auch Stephan Hain wohl erneut einen Muskelfaserriss zuzog, fallen gleich zwei Stürmer aus. Wohl dem, der in das Derby mit einem „Sieg für die Moral“ (Vallori) gehen kann.

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