Die 1860-Hoffnung: Ein Teenie zahlt Ziffzer aus

Ex-Löwe Savio Nsereko (19) soll für 11 Millionen von Brescia zu West Ham wechseln. Und Sechzig kassiert mit.
von  Abendzeitung
Savio Nsereko, geboren in Uganda, aufgewachsen bei 1860 könnte den Löwen noch viel Geld bringen.
Savio Nsereko, geboren in Uganda, aufgewachsen bei 1860 könnte den Löwen noch viel Geld bringen. © az

MÜNCHEN - Ex-Löwe Savio Nsereko (19) soll für 11 Millionen von Brescia zu West Ham wechseln. Und Sechzig kassiert mit.

Savio Nsereko war gerade mal zwei Jahre alt, als seine Familie den Bürgerkriegswirren in der ugandischen Hauptstadt Kampala entfloh und nach Sendling zog. Als Nsereko zehn war, wechselte er an die Grünwalder Straße. Savio war talentiert, sehr talentiert. Und er spielte bei 1860 in einer Mannschaft, in der sich sehr viele sehr talentierte Kicker tummelten. Seine Mannschaftskollegen hießen Timo Gebhart, Sven und Lars Bender. Florian Jungwirth und Manuel Schäffler. Nsereko war der Beste von allen Löwen–Jungstars, er war das wertvollste Tafelsilber. „Savio war damals viel weiter als Timo Gebhart“, sagt 1860-Jugendleiter Ernst Tanner heute, „er war schon extrem schnell und dabei aber technisch unglaublich stark.“ Doch in die 1860-Profimannschaft hat der Offensiv-Allrounder es nie geschafft.

Als Savio Nsereko 15 war, wechselte er nämlich zum damaligen italienischen Erstliga-Absteiger Brescia. Das war 2005. „Das war für ihn wahrscheinlich das Beste“, sagt Tanner heute, „er hatte in München ein paar Dummheiten gemacht und drohte, auf die schiefe Bahn zu geraten.“

In Brescia ging die Bahn für Nsereko steil nach oben. Mit 16 machte er sein erstes Spiel in der italienischen Serie B, seine früheren Mannschaftskameraden gewannen am Ende jener Saison die deutsche B-Jugend-Meisterschaft. Diesen Sommer gewannen die fünf Freunde die U-19-Europameisterschaft in Tschechien. Nsereko war der überragende Spieler des Turniers.

Und jetzt kommt die Pointe: Nsereko könnte die Löwen retten. Der 19-Jährige ist nach seiner überragenden Vorrunde in Brescia zum begehrtesten Jungprofi Europas geworden!

„Wir werden ihn jetzt wohl nicht mehr halten können“, bestätigte Brescias Präsident Luigi Corioni der AZ, „Brescia ist ein Ausbildungsverein. Es ist die Politik des Vereins, dass wir gute Spieler verkaufen müssen. Nsereko ist der Beste von allen. Deswegen wollen ihn auch alle.“ Alle heißt in diesem Fall: Juventus Turin, AS Rom, SSC Neapel und nun West Ham United. Corioni will sogar von einem Interesse des FC Bayern gehört haben. Wie die englische Tageszeitung „The Independent“ berichtet, soll West Ham elf Millionen Euro Ablöse geboten haben für den Ex-Löwen.

Beim TSV 1860 beobachtet man das Geschacher um Nsereko mit großem Interesse. Denn bei einem Wechsel Nserekos würden auch die Löwen noch einmal richtig abkassieren. Das bestätigt Tanner der AZ: „Ja, wir hätten im Falle eines Wechsels von Savio Anspruch auf eine weitere Ausbildungsentschädigung.“ Diese beträgt etwa fünf Prozent der Ablösesumme. Da Nsereko die Löwen vor seinem 18. Geburtstag verließ, würde es wohl ein bisschen weniger geben für die Löwen. Trotzdem: Bei elf Millionen Euro Ablöse würden für 1860 immer noch etwa 350000 bis 450000 Euro übrig bleiben.

Eine unerwartete Einnahme, die der notorisch klamme TSV gut brauchen können. Momentan sogar noch etwas dringender als sonst. Schließlich ist der Rechtsstreit mit Ex-Geschäftsführer Stefan Ziffzer noch nicht ausgestanden. Ziffzer hat auf Wiedereinstellung geklagt, das Gericht empfahl den Parteien eine gütliche Einigung, also eine Abfindung für Ziffzer. Bisher zeigten sich die 1860-Führung stur und war – trotz der Aufforderung des Richters, sich mittels eines Mediators gütlich zu einigen, zu keinen Zugeständnissen bereit. Jetzt könnte sich das ändern – weil der Teenager Nsereko (zumindest indirekt) Ziffzers Abfindung bezahlen würde.

Filippo Cataldo

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