Des Löwen Substanzverlust

München - Torsten Fröhling ist ein gnadenloser Optimist. Trotz dem historisch-miesen Saisonstart mit nur zwei Punkten und Toren aus fünf Spielen und Rang 16 glaubt er an sein Löwen-Rudel. Und an die Gangart, die er selbst verordnet hat. „Unsere Spielphilosophie ist der richtige Weg. Das braucht aber alles eben Zeit. An unserem Konzept ändern wir jedenfalls nichts, das steht“, sagte der Coach dem „kicker“ und versichert: „Wir versuchen, weiter dominant zu spielen, und dann werden sich auch weiter Chancen ergeben.“
Der Löwen-Trainer sagt aber auch etwas, das Anlass zur Sorge gibt: „Es nervt, fast immer mit leeren Händen dazustehen.“ Das gehe „bei den Jungs schon an die Substanz“. Auf weia, Löwen: Wenn der Trainer als Haupt-Motivator nach wenigen Wochen der neuen Saison schon einen Substanzverlust bei seinem Personal feststellen muss, verheißt das nix Gutes. Der (zu) mickrige Ertrag in jeder einzelner der bisherigen fünf Partien zehrt bei den Löwen an den Kräften – da hilft auch irgendwann die Tatsache nicht mehr weiter, dass Sechzig meistens besser war.
Und was sagen die Spieler zu Fröhlings diagnostizierter Malaise ihrer selbst? Kapitän Christopher Schindler sprach zuletzt schon von einer sehr schlechten Stimmung. Und auch sonst konnte keiner widersprechen. Abwehr-Kollege Maximilian Wittek zur AZ über den bröckelnden Löwen-Mut: „Es ist jedes Mal das gleiche: Du betreibst immer so einen Riesen-Aufwand und sitzt am Ende wieder mit leeren Händen in der Kabine“, sagt der Linksverteidiger und hofft, bevor es den Löwen weiter an die Nieren geht, auf schnelle Besserung: „Das ist einfach mies und muss endlich aufhören.“
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Und Torjäger Rubin Okotie, der dem Torerfolg seit mittlerweile sieben Monaten erfolglos hinterherjagt, gesteht: „Gegen Bochum waren auch wieder alle geknickt: Wieder haben wir ein gutes Spiel gemacht, wieder hat es nichts gebracht. Das muss man erst mal wegstecken. Klar geht das nicht ganz spurlos an uns vorbei, sondern ist natürlich unbefriedigend.“ Der Österreicher hofft, dass „das Glück endlich zurückkommt.“ Am besten am kommenden Sonntag, wenn die Löwen bei Schlusslicht Fortuna Düsseldorf (13.30 Uhr) endlich den ersten Saisonsieg einfahren wollen, damit der Sieglos-Fluch nicht noch länger an den Spielern nagt. Okotie: „Es wäre wichtig, dass der Knoten endlich platzt – bei mir und bei der ganzen Mannschaft.“
Einer, der den Löwen bei ausgerechnet an der alten Wirkungsstätte neue Hoffnung schenken will, ist Neuzugang Michael Liendl. Er habe schon bemerkt, dass die Lage angesichts nur zweier Löwen- Punkte nicht die beste ist, glaube allerdings nicht an einen negativen Einfluss: „Ich sehe da keine Probleme, sondern fühle ich mich in der Verantwortung, ein bisschen frischen Wind reinzubringen. Mitziehen muss jeder selbst, aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg“, sagt Liendl vor dem Duell mit seinen Ex-Kollegen. Kontakt gebe es freilich noch, aber keine Wette oder dergleichen. Freundschaften werde es freilich aber keine geben: „Ich komme da als Gegner hin, ganz klar. Wir wollen unbedingt was mitnehmen“, sagt der Ex-Fortune. Und glaubt, „dass der Druck bei denen noch viel größer ist, weil Düsseldorf zuhause unbedingt gewinnen muss“.
Doch auch an der Grünwalder Straße dürfte es nicht gerade zur Linderung des Löwen-Peins beitragen, wenn es die Fröhling-Elf auch im sechsten Spiel nicht schaffen sollte, sich endlich zu belohnen. Ein Sieg wäre da schon die bessere Medizin. Er wäre substanziell