Derby-Held Riedl: „Danke für diesen Tag“
Vor zehn Jahren geriet der 27. November zu einem Festtag für die Löwen und ihre Fans:Erstmals nach 22 Jahren gewann 1860 ein Derby.Die AZ hat den Tor-Helden von damals, Thomas Riedl, aufgespürt.
MÜNCHEN Für Löwen-Fans ist es ein besonderes Datum: Am 27. November 1999, vor genau zehn Jahren, gelang 1860 in der Bundesliga der erste Sieg über den FC Bayern nach 22 Jahren – durch das fulminante1:0-Siegtor des damals 23-jährigen Thomas Riedl. Die AZ sprach mit dem blauen Derbyhelden, der jetzt bei Austria Kärnten spielt.
THOMAS RIEDL: Ein Anruf aus München? Was verschafft mir die Ehre? Interessiert ihr euch etwa für den österreichischen Fußball?
Hm. Wir wollen eigentlich nicht über Ihre Gegenwart sprechen, sondern die Vergangenheit. Wissen Sie, was vor genau zehn Jahren war?
Oh, das hätte ich fast schon wieder vergessen – mein Tor gegen Olli Kahn. Ist das schon zehn Jahre her?
Ja. Für die Löwen-Familie ist dieser Nachmittag im Olympiastadion unvergessen.
Ich habe auch Briefe von Fans bekommen, die mir noch einmal für diesen Tag ihr Dankeschön ausgedrückt haben. Dieses Tor, das war ein schöner Abschnitt in meinem Leben.
Weil’s so schön war: Schildern Sie’s noch einmal, bitte!
(lacht) Klar, das vergisst man ja nicht. Stephan Paßlack passt auf Martin Max, der lässt abtropfen, und ich habe das gemacht, was wir jeden Tag im Training geübt hatten: den Ball ins Tor geschossen.
Hört sich ja ganz einfach an.
Gegen Kahn habe ich so oft getroffen wie gegen keinen anderen. Von meinen sechs Bundesliga-Toren habe ich allein drei gegen ihn gemacht.
Für Sie war das Derby-Tor aber nicht unbedingt förderlich für Ihre weitere Karriere.
Wir sind zwar in jener Saison Vierter geworden, was sensationell war, aber bei Trainer Werner Lorant war ich nach diesem Tor unten durch. Der meinte danach, es gäbe nur einen Star bei 1860: den Trainer.
Und Sie sind danach zuerst in Kaiserslautern und dann in Österreich gelandet.
Ich hatte damals die Wahl zwischen 2. Bundesliga und Europapokal mit Pasching. Ich entschied mich für Letzteres. Dass das meiner Karriere geschadet hat, weiß man leider erst immer hinterher.
Jetzt leben Sie in Villach und spielen fürs Liga-Schlusslicht Austria Kärnten.
Klar, so habe ich mir mein Karriereende nicht vorgestellt: Fußball in Österreich - das ist eine andere Welt.
Nämlich wie?
Im Bus gibt's keine Getränke, die Masseure arbeiten in Containern, man muss immer improvisieren. Zuschauer gibt's auch keine. Daran sieht man, wie gut es einem in Deutschland gegangen ist. Aber wenn man mal in Österreich ist, ist es schwer, wieder zurückzukommen. Der Ruf ist nicht der beste.
Interview: Oliver Griss
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