Der Zehn-Stunden-Tag der Löwen
Sie trafen sich um 7.15 Uhr und verließen die Grünwalder Straße nach 17 Uhr. Beim TSV 1860 gehen die Uhren seit Montag anders.
München - Sie kamen, als es noch dunkel war. Und sie gingen, als es wieder dunkel wurde. Die Profis des TSV 1860 bekamen am Montag die harten Seiten einer Vorbereitung zu spüren.
Trainer Markus von Ahlen hatte seine Spieler zum ersten Zehn-Stunden-Tag der Saison gebeten. Treffen zur ersten Trainingseinheit um 7.15 Uhr, Feierabend erst nach 17 Uhr. „Schaden tut es ganz sicher nicht“, kommentierte Torhüter Stefan Ortega die Maßnahme. „Wir sind in einer Situation, in der wir mehr machen müssen als andere.“
Ortega hatte sich seinen Wecker für 6.15 Uhr gestellt, andere Spieler wie Gary Kagelmacher (6.00 Uhr) für noch früher. Als die Löwen an der Grünwalder Straße aufliefen, stand einigen noch die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. „So früh habe ich noch bei keinem Verein trainiert“, sagte Kagelmacher. „Aber dieser Tag wird sicher das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken.”
Das ist auch bitter nötig. Denn das 0:4 im ersten Test gegen den VfB Stuttgart II wirkte auch am Montag noch nach. „Das ist für die Stimmung natürlich absolut scheiße“, hatte Ortega dem „kicker“ in den Block diktiert. Niemand widersprach.
Im Gegenteil: Die AZ weiß, dass es am Wochenende einige Gespräche an der Grünwalder Straße gegeben hatte. Deutliche Worte sollen gefallen sein. Die Konsequenz: Am Sonntagnachmittag teilte von Ahlen seiner Mannschaft mit, dass es am Montag schon in der Dunkelheit losgehen würde.
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Also gingen es für die Sechzger in den Wald laufen, anschließend gemeinsam mit den verletzten Spielern beim Italiener an der Geschäftsstelle frühstücken. Denn auch die hatten zu früher Stunde antanzen müssen zu Reha und Krafttraining. So wie Daylon Claasen, der an einer Oberschenkelverletzung laboriert. „Wir sind eine Mannschaft. Da machen wir das alle zusammen.“
Nach dem Frühstück verschwanden die Profis im Fitnessraum und erschienen kurz nach zehn auf dem Trainingsplatz. Von Ahlen hatte für sie ein Zirkeltraining aufgebaut, das die Spieler in zwei Gruppen absolvierten. Erst danach gab es die erste richtige Pause. Weil die Geschäftsstelle keine Ruheräume hat, durften die Spieler über Mittag nach Hause.
Das dritte Training dann um 15 Uhr: Nach zwei Einheiten ohne Ball durften die Kicker endlich das tun, was sie am liebsten machen. Fast zwei Stunden lang ließ von Ahlen Zweikämpfe trainieren, Torabschlüsse, Eins-gegen-Eins, Zwei-gegen-Zwei. Immer wieder mahnte er zu Tempo, immer wieder forderte er mehr Einsatz.
Der Zehn-Stunden Montag bei Sechzig: Er sollte auch ein Signal sein, dass ein einfaches „Weiter so“ nicht mehr ausreicht. Auch, wenn Gerhard Poschner die Maßnahme nicht überbewerten wollte. „Das ist in der Vorbereitung völlig normal“, sagte der Sportchef der AZ. „Das ist nichts außergewöhnliches, sondern gehört dazu.“
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Deswegen bleibt der Zehn-Stunden-Montag auch keine Ausnahme. Schon am Dienstag werden die Profis wieder um 7.30 Uhr zum Training erwartet. Die Spieler nehmen es mit Humor. Zumindest manche. Moritz Volz lächelte müde: „Das haben wir in England auch mal gemacht. Wie sagt man so schön: Der frühe Vogel...“
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