Der WM-Löwe
Verteidiger Antonio Rukavina steht im Aufgebot Serbiens, trifft in Südafrika auf die DFB-Auswahl und freut sich „wie ein kleines Kind“. 1860-Sportdirektor Miki Stevic ist stolz auf seinen Landsmann.
MÜNCHEN Antonio Rukavina hat ein kleines Problem. „Immer wieder muss ich SMS verschicken“, jammert der Außenverteidiger der Löwen, „ich kann mir das mittlerweile kaum noch leisten.“ Weil sein bester Kumpel, Zoran Tosic vom 1. FC Köln, in letzter Zeit Tore am Fließband schießt, muss Rukavina ihm andauernd gratulieren. „Aber bald“, hofft der Löwen-Profi, „kann ich das ja dann persönlich machen.“
Wenn sie sich bei der Vorbereitung zur WM in Südafrika treffen. Seit ein paar Tagen weiß Rukavina, dass er dem vorläufigen Kader Serbiens angehören wird, das in Südafrika auch in der Gruppenphase auf Deutschland treffen wird. „Das ist die größte Anerkennung, die ein Profi bekommen kann“, sagt 1860-Sportdirektor Miki Stevic, „ich Freude mich für unseren Verein und für ihn ganz besonders.“
Rukavina hat vor ein paar Tagen von Serbiens Teammanager alle Vorbereitungstermine bekommen. „Am 24. Mai treffen wir uns in Belgrad. Es wird ein Traum, ich Freude mich wie ein kleines Kind“, erzählt der 26-Jährige, der als einziger Löwe bei der WM im Einsatz sein wird.
Dass Rukavina bei der Weltmeisterschaft womöglich nur trainieren und zuschauen muss, ist ihm natürlich bewusst. Denn am Stamm-Rechtsverteidiger Serbiens, Topstar Branislav Ivanovic vom FC Chelsea, kommt er nicht vorbei. Und weil sein Land in Nemanja Vidic von ManU und Neven Subotic aus Dortmund noch ein paar weitere erstklassige Abwehrspieler hat, sagt Rukavina: „Unser größtes Glück, die Super-Verteidigung, ist für mich persönlich nicht von Vorteil. Aber natürlich bin ich froh, dass wir diese Leute haben.“ 19 Länderspiele hat er bereits absolviert, aber ihm würde es reichen, bei der WM wenigstens einmal kurz eingesetzt zu werden. „Von irgendwas muss ich meinen Kindern ja später mal erzählen“, sagt er lachend.
Und was kann man von den Serben erwarten? „Nach der tollen Qualifikation, die wir vor Frankreich beendet haben, trauen uns zu Hause viele das Halbfinale zu – oder sogar noch mehr“, erzählt Rukavina, der als einziger Nationalspieler Serbiens bei einem Zweitligisten kickt. „So sind die Leute daheim. Das Problem an den hohen Erwartungen ist nur, dass wir sie besser auch erfüllen sollten. Sonst sind unsere Landsleute total enttäuscht.“
Am 18. Juni steht das Duell gegen die DFB-Elf an, fünf Tage vorher spielen die Serben gegen Ghana. Dies sei „für uns das entscheidende Spiel. Wenn wir das gewinnen, ist alles möglich. In Serbien glauben sogar viele, das wir so erfolgreich wie die abwehrstarken Griechen bei der EM 2004 sein können“, sagt Rukavina.
Und dann, wie geht’s nach der WM weiter für ihn? Wohlwissend, dass er einer der Löwen ist, die vertraglich gebunden sind (bis 2012) und daher bei einem Verkauf Geld in die Kassen spülen würden, sagt er zu diesem Thema besser nichts. Rukavina: „Ich gehe davon aus, dass ich nach der WM wieder bei 1860 bin. Natürlich wäre ich lieber in der ersten als in der zweiten Liga, aber ich fühle mich in München sehr wohl.“
Marco Plein