Der wahre Architekt

Ohne Hamada Iraki, Statthalter des neuen Investors, geht nichts mehr bei 1860. Der Top-Banker ist nebenbei Wirt in Schwabing.
von  Filippo Cataldo
Hamada Iraki (mitte), beim Besuch eines Heimspiels des TSV 1860.
Hamada Iraki (mitte), beim Besuch eines Heimspiels des TSV 1860. © Rauchensteiner/Augenklick

Ohne Hamada Iraki, Statthalter des neuen Investors, geht nichts mehr bei 1860. Der Top-Banker ist nebenbei
Wirt in Schwabing

MÜNCHEN Die Löwen spielen eigentlich nicht in seiner Liga. Klar, Hamada Iraki kannte den Klub schon vorher, er arbeitet in München, hat hier schon studiert. Aber sein Blickfeld beginnt normalerweise erst ein bis zwei Stockwerke über dem TSV 1860.


Iraki ist Managing Director bei der Unicredit, er leitet für das global tätige Kreditinstitut das Investment-Geschäft für Nordafrika und den Mittleren Osten. Irakis Kunden spielen in der Champions League, nicht in der Zweiten Liga.


Nun ist er aber genau dort gelandet, und ist schon jetzt der einflussreichste Strippenzieher bei den Löwen. Iraki war es, der die Verbindung zwischen Hasan Ismaik und dem TSV 1860 herstellte, er war es, der gemeinsam mit dem Sportrechtsanwalt Christoph Schickhardt den Löwen die Bedingungen für den Verkauf diktierte, zuletzt unterschrieb er sogar – von seinem Freund und Geschäftspartner Ismaik mit allen Vollmachten ausgestattet – den Kooperationsvertrag.


Iraki, ein gebürtiger Palästinenser, ist der wahre Architekt der finanziellen Rettung der Löwen.


Tatsächlich hat er diese erste Partnerschaft eines deutschen Profi-Fußballklubs mit einem arabischen Investor sogar erfunden. Und wer weiß, was passiert wäre, hätte Iraki am 19. März keine Zeitungen gelesen. Am Vortag hatten Schneider und Schäfer in einer denkwürdigen Pressekonferenz einen dramatischen Hilferuf gestartet. Sie hatten die desaströsen Bilanzzahlen und den damals gigantisch anmutenden Finanzbedarf von damals noch elf Millionen Euro bis Saisonende offen gelegt. „Vielleicht erreichen wir so auch mögliche Geldgeber, an die wir bisher nicht gedacht haben”, hatte Schneider gesagt.


Iraki las, verstand – und handelte. Er rief seinen Freund Ismaik an, wie er ein Fußballfanatiker. Ein paar Wochen vorher hatte Iraki mit ihm lose Gespräche über eine Übernahme des AS Rom geführt, den die Unicredit verkaufen sollte. Ismaik hatte abgelehnt, der italienische Top-Klub war eine Nummer zu groß für ihn und ging schließlich an den Italo-amerikanischen Milliardär Thomas di Benedetto.


Die Idee, den darbenden deutschen Traditionsverein 1860 zu kaufen, fand der jordanische Millionär Ismaik dagegen interessant. Er beauftragte Iraki damit, Kontakt zu 1860 aufzunehmen.
Zehn Wochen sind seitdem vergangen, die Übernahme ist mittlerweile perfekt. Die Verträge sind unterschrieben, die formelle Zustimmung der DFL wird am Montag allgemein erwartet.
Die Löwen spielen plötzlich in Irakis Liga, und er ist zur mächtigsten Figur im neuen Gebilde aufgestiegen.

Iraki wird Ismaiks Statthalter in München sein, er wird die Fäden in der Hand halten, das Tagesgeschäft führen – und das, ohne dass der 38-Jährige, der in der Giselastraße auch das Cafe Saha betreibt, ein Amt anstrebt bei 1860. Geschäftsführer will er nicht werden, dafür verdient er bei Unicredit zu gut. Höchstens den Aufsichtsrats-Posten könne er sich vorstellen. Dafür müsste er aber vorher die Bank fragen. Nötig hat er das Amt nicht – ohne ihn wird bei 1860 nichts mehr gehen. 

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