„Der Verein kann nichts für diese Querulanten“
MÜNCHEN - Während 1860 noch auf das Sportgerichts-Urteil wartet, sorgen sich die Geldgeber um das Image der Löwen. Immerhin: Der Hauptsponsor wird den Verein nicht zusätzlich zur Kasse bitten
Bei 1860 blickten am Donnerstagnachmittag in nervös-gespannter Erwartung nach Frankfurt, wo das DFB-Sportgericht sich mit den Vorfällen beim Löwenspiel gegen Ahlen beschäftigte. Eine Entscheidung wurde vertagt. "Das Ermittlungsverfahren läuft immer noch", sagte Michael Morsch aus der DFB-Pressestelle zur AZ. Und: "Es gibt noch keinen Zeitpunkt, wann wir was mitteilen können."
Am Montag, bei der 0:1-Pleite gegen Ahlen, war Gäste-Torwart Sascha Kirschstein von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden, anschließend waren zwei Löwen-Anhänger aufs Spielfeld gestürmt, einer davon stürmte auf Schiedsrichter Markus Wingenbach los.
1860 drohen nach den Vorkommnissen von Fröttmaning Geisterspiele, also Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ewald Lienen dagegen plädierte für Milde: „Alle haben sich in dieser Saison bei uns bislang korrekt verhalten. Es ist nicht so, dass bei uns alle fünf Minuten was passiert“, sagte der Trainer.
Der finanzielle Schaden bei Geisterspielen wäre immens, zumal die nächsten Heimspiele gegen Aachen und St. Pauli als Zweitliga-Hits sind. Es geht um mehrere hunderttausend Euro.
1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers hat angekündigt, die Chaoten (die Personen sind identifiziert, die Daten liegen dem Verein vor) auf Schadensersatz zu verklagen. „Die kriegen den Prozess an den Hals“, sagte Stoffers.
Natürlich treffen Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit auch den Hauptsponsor. Ob Liqui Moly, das Ulmer Ölschmier-Unternehmen, ebenfalls über Regressforderungen nach, sollte 1860 vor leeren Rängen spielen müssen? „Nein“, sagte Liqui Moly-Geschäftsführer Ernst Prost zur AZ, „der Verein kann nichts für diese Querulanten. Ich werde 1860 kein Geld abziehen. In unserer heutigen Gesellschaft ist es offenbar normal, dass man dem anderen Schaden zufügt und dann lacht. Ich kenne das aus meiner Branche. Wo Dummheit herrscht, bist du verloren. Insgesamt finde ich die sportliche Leistung schädlicher als so ein paar Querschläger. Wir hatten Kunden in der Arena, die wären am liebsten in der Pause nach Hause gelaufen.“
Und wie reagiert die Werbebrache? „Für das Image“, sagt Hartmut Zastrow von „Sport & Markt“, „sind solche Exzesse alles andere als förderlich. Mir kommt’s so vor, als ob sich bei 1860 wieder Undiszipliniertheiten breit machen. Der öffentliche Streit um die Arena, dann der sportliche Misserfolg. Das erhitzt die Gemüter.“ Oliver Griss
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