Der Unersetzliche: Wie spielt Sechzig in Magdeburg ohne Mölders?

München - Es gilt, den Ausfall eines Mannes zu kompensieren, der eigentlich gar nicht zu ersetzen ist. Sascha Mölders (35) ist beim TSV 1860 schließlich nicht nur erster Vollstrecker.
Mölders-Ausfall "ist ein herber Verlust"
Er ist auch Kapitän, Mentalitätsmonster und erster Anlaufpunkt im Offensivspiel. Sein Job neben der finalen Torproduktion, er geht so: Bälle festmachen, auf die Kollegen ablegen und durchstarten - sodass sie ihm vor dem Kasten wieder mundgerecht serviert werden können. Das gesamte Spielsystem des TSV ist auf Mölders zugeschnitten. "Saschas Ausfall ist ein herber Verlust, keine Frage", gestand Cheftrainer Michael Köllner.
Muss der Löwen-Dompteur auf seinen Wandspieler verzichten, stellen sich mehrere Fragen. Erstens: Welcher Spieler könnte nur ansatzweise in seine Fußstapfen treten? Zweitens: Passt dafür das zuletzt präferierte 4-1-4-1-System überhaupt, oder müssen sich die Löwen neu ausrichten?
Neben Mölders hat der TSV bekanntlich keinen zweiten, echten Stoßstürmer mehr, solange man nicht eventuell doch noch auf dem Transfermarkt aktiv wird. Und drittens: Muss Köllner nach den Ausfällen von Mölders und Quirin Moll auch zusehen, mehr Erfahrung und Führungsqualitäten auf den Rasen zu werfen?
Löwe Mölders: Mehr Maschine als Mensch
Nun wirkt es schon ziemlich widersinnig, dass Sechzigs Spiel so sehr von einem fast 36-jährigen, in der Vergangenheit immer wieder nicht völlig austrainierten Mann im Spätherbst seiner Karriere abhängt.
Doch der Ex-Bundesligaspieler ist noch immer mehr Maschine als Mensch, wenngleich der "Treibstoff" für Mölders Motor nicht selten auf dem Ernährungsplan eines nicht allzu gesundheitsbewusstem Kreisligakickers steht - mitunter gehören dazu auch Weißbier und Wurstsemmeln.
Schon vor einigen Wochen wurde Köllner darauf angesprochen, wie er im Falle eines Mölders Ausfalls agieren werde. Damals antwortete der 51-Jährige: "Da braucht sich keiner Sorgen zu machen. Da werden wir schon ein paar Blitze finden, die wir vorne reinstellen können."
Mölders' Zwangspause - sie ist paradoxerweise auch eine Chance, denn: So mancher Gegner tut sich mittlerweile nicht mehr allzu schwer, das weiß-blaue Spiel zu entschlüsseln. "So können wir ein paar andere taktische Züge ausprobieren", sagte Köllner auch jetzt.
Hoffnung in den Neuen bei Sechzig: Merveille Biankadi
Eine Umstellung auf zwei oder drei Stürmer im 4-4-2 oder 4-3-3 würde den Giesingern mehr Geschwindigkeit, mehr Unberechenbarkeit verleihen. Neulöwe Merveille Biankadi dürfte dabei gesetzt sein: Der Ex-Heidenheimer verhalf 1860 mit seinen beiden Scorerpunkten gegen den FC Bayern II und den FC Ingolstadt 04 zu zwei Derby-Dreiern und verspricht mit seiner Physis noch die größte Durchschlagskraft.
Dazu hat der Chefcoach zwei ähnliche, quirlige Spielertypen zur Verfügung: Routinier Stefan Lex, der allerdings noch etwas mit seinen muskulären Problemen zu kämpfen hat. Und/oder: Den frechen Youngster Fabian Greilinger. Der 20-Jährige hat sich zwar zuletzt festgespielt in der Giesinger Offensive, mit Ausnahme seines erst kürzlich erzielten Premieren-Tors fehlt es aber noch an der Kaltschnäuzigkeit.
Strategie von 1860 für die "mölderlose" Partie
Eine etwas andere Herangehensweise: mit Junglöwe Dennis Dressel den torgefährlichsten Mittelfeldmann bringen - oder Raubein Dennis Erdmann für mehr Aggressivität und Routine. Die Motivationsrede vor dem Spiel dürfte jedenfalls klar sein. Köllner muss nur fragen: "Wer von euch hat es im Kreuz, das Fehlen von Mölders ungeschehen zu machen?"
Während 1860 in der Spielzeit 2018/19 ohne Mölders nur ein Sieg aus vier Spielen gelang, schwang sich in der einzigen "mölderslosen" Partie der letzten Saison ein Ex-Löwe zum Helden auf: Beim 3:1 beim KFC Uerdingen durfte Kristian Böhnlein überraschend ran - und brachte Sechzig mit einem Traumtor auf die Siegerstraße.