Der TSV 1860 war doch schon gerettet – das führte zum erneuten Löwen-Absturz

München - Wenn ein neuer Dompteur neue Kräfte freisetzt: Argirios Giannikis schien bei Sechzig einer dieser Seitenlinienmagier zu sein, denen (fast) alles gelingt: Anpacken, durchstarten, siegen! Am 27. Spieltag standen die Löwen nach einem 1:0-Auswärtssieg beim SC Verl, dem vierten Dreier in Serie, auf Rang zwölf der Tabelle – aus drei Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz in der Winterpause waren deren 14 geworden. In Worten VIERZEHN Punkte!
TSV 1860 stoppten unter anderem Fehlentscheidungen, Sperren und Verletzungen
Was für den TSV 1860 folgte, war eine unglückliche wie anfangs unverdiente, aber folgenschwere Abwärtsspirale: Nur noch ein einziger Sieg in den folgenden neun Drittligaspielen, dazu auch nur zwei Remis – und sechs Niederlagen. Prompt findet sich 1860 dort wieder, wo man hergekommen war: im Tabellenkeller. Der Vorsprung auf Rang 17 beträgt nur deshalb noch fünf Punkte, weil der Hallesche FC am Sonntag gegen die SpVgg Unterhaching unverdient mit 0:1 verlor. "Wir haben immer gesagt: Es wird ein Marathon und kein Sprint", hatte Giannikis gebetsmühlenartig mit stets ähnlich lautenden Botschaften gemahnt.
Wie es dennoch so kommen konnte? Gegen die Durchmarschierer vom SSV Ulm 1846 hätte 1860 trotz längerer Unterzahl gewinnen müssen, doch mit dem 0:1 zerplatzte der Traum, selbst noch ein bisserl nach oben schielen zu können. Dazu mischten sich unglückliche Schiedsrichterentscheidungen, Sperren, Verletzungen und fertig war die handfeste Löwen-Krise.
War sich der TSV 1860 zu sicher? Plötzlich sackten die Leistungen ab
Spielmacher Julian Guttau fiel beispielsweise ausgerechnet mitten in seinem Form-Hoch aus, danach kam der Offensiv-Wirbelwind nicht mehr so gut in Form. Prompt performte sein kongenialer Partner Fynn Lakenmacher nicht mehr so gut, der sich zu diesem Zeitpunkt Gedanken über den nahenden Abschied zu Darmstadt 98 gemacht haben dürfte.
Dazu mischten sich zwei Dinge: Wähnte sich Sechzig längst gerettet? "Wir müssen uns gegenseitig hochpushen und die Art und Weise wieder hinkriegen", meinte Kapitän Jesper Verlaat vielsagend auf AZ-Nachfrage, nachdem er der Eingangsfrage zuvor ausgewichen war. Es wäre nur menschlich, hätte nicht der ein oder andere Akteur angesichts von 14 Zählern Vorsprung keine Gedanken mehr an den zu diesem Zeitpunkt unrealistisch erscheinenden Abstieg verschwendet.
Ungewisse Zukunft bei vielen Löwen-Akteuren
Dazu kommt, dass viele Spieler vor einer ungewissen Zukunft stehen, wie Giannikis schon vor dem Dortmund-Duell zugab: "Klar ist das Thema da." Der 43-Jährige forderte zwar, dass seine Spieler professionell mit der Situation umgehen müssten, doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein baldiger Abgang die Herangehensweise eines Spielers durchaus verändern kann.
Fakt ist: Der blaue Schlendrian kehrte im März mit Wucht zurück. Seither heißt es wieder Zittern statt Rettung.