Der TSV 1860 sammelt sich: Was bei den Löwen besser werden muss

München - Mitte September bis Anfang Oktober ist für gewöhnlich eine festliche Zeit für den Löwen-Fan, denn: Dann lassen sich für gewöhnlich Sechzger-Spiele bestens rundherum mit Besuchen auf dem Oktoberfest garnieren. Highlights: Wiesn-Heimspiele und fesche 1860-Trachten-Trikots. Heuer ist alles anders.
Bekanntlich fällt wegen Corona nicht nur die fünfte Jahreszeit auf der Theresienwiese flach, damit einhergehend auch das Löwen-Lederhosen-Leiberl. Aus sportlichen Gründen sind auf Giesings Höhen derzeit auch nicht allzu viele Freudensprünge zu beobachten: Nach dem jüngsten 0:2 am vergangenen Samstag gegen den FSV Zwickau, eigentlich auch Wiesn-Auftakt, war Katerstimmung angesagt. Kein Wunder, denn nach dem Absturz auf Rang 13 der Tabelle liegt der TSV alles andere als im Soll.
Die AZ zeigt die Lage bei den Löwen - und was schnellstmöglich besser werden muss, um die Fans wieder in Feier-Stimmung zu versetzen.
1. Sich sammelnde Sechzger
Als erste Reaktion auf die (Ergebnis-)Krise und die erste Heim-Pleite seit 230 Tagen nach dem vorhergehenden Remis-Hattrick hatten sich Trainer Michael Köllner, Sportchef Günther Gorenzel und Co. noch am Mittelkreis versammelt - und die beiden Sportlichen Leiter der Löwen sprachen aufbauende, aber auch mahnende Worte. Unter der Woche nun die nächste Maßnahme: Geheimtraining statt öffentlicher Einheiten. Die Sechzger sammeln sich. Kann gewiss nicht schaden, um den Fokus zu schärfen.
2. 1860 muss das A-Wort ausblenden
Zwei Spielzeiten in Folge näherte sich 1860 schier unaufhaltsam dem Aufstieg in die Zweite Liga an. Nach zwei enttäuschenden Endspurts sollte es diesmal endlich klappen. Alle guten Giesinger Dinger sind schließlich drei. Weit gefehlt! Nach nur elf Zählern in neun Spielen muss 1860 endlich dieses A-Wort aus den Köpfen kriegen, um ohne diesen Dauer-Druck aufspielen zu können. "Wir brauchen wieder mehr Leichtigkeit", meinte Köllner, der seine Ziele nicht über Bord werfen will. Aber ausblenden vielleicht. Getreu dem Motto: Erst punkten - und dann schauen, was dabei herauskommt.
3. Die Löwen müssen die Überzeugung zurückerlangen
Sport-Geschäftsführer Gorenzel war es, der kürzlich von fehlender Überzeugung gesprochen hatte. Nach dem Zwickau-Schock meinte Köllner auf AZ-Nachfrage, wie man die besagte Überzeugung wiederfinde: "Komplexe Frage." Der Oberpfälzer verwies auf die tägliche Trainingsarbeit, um "wieder den Grip zu kriegen, dass wir in Verl zurückkommen." Spielmacher Richard Neudecker gestand: "Klar sind wir im Moment niedergeschlagen und das Selbstbewusstsein fehlt." Doch woher soll es kommen? Neudecker: "Wir müssen uns jetzt zusammensetzen, unter der Woche gut trainieren, Feuer reinbringen und das dann am Wochenende auf dem Platz zeigen. Es wird Zeit, dass wir Punkte sammeln."
4. 1860-Coach Köllner muss die Stammformation finden
Vergangene Saison hatte der TSV eine ziemlich klare Startelf mit vielen Leistungsträgern, die teils an ihrem Limit agierten. Nun will sich, auch durch die Verletzungen von Marius Willsch, Semi Belkahia und Daniel Wein, aber auch durch Formschwankungen von Neudecker, Stefan Lex und Merveille Biankadi, schlicht keine echte Stammformation finden. Nun sind mit Ausnahme von Kevin Goden und Willsch endlich alle Sechzger beisammen. Daraus gilt es, die richtige Elf zu finden.
5. Vereinspolitische Ruhe
Früher wäre Investor Hasan Ismaik angesichts eines solchen Saisonstarts längst nervös geworden. Nun zeigen sich ähnliche Tendenzen eher bei Konkurrent Türkgücü. "Wir müssen bei unserem Weg lernen, mit Rückschlägen umzugehen. Trainer Michael Köllner, aber auch die Spieler genießen weiterhin mein absolutes Vertrauen", stellte Ismaik per Facebook klar. Ob es hilft?