Der TSV 1860 nach dem Saisonstart: Fünf blaue Hürden

München - Der Löwen-Blitzstart in die Saison war verheißungsvoll, umso größer ist die Ernüchterung nach dem jüngsten Pleiten-Dreierpack des TSV 1860. Für Trainer Maurizio Jacobacci bedeuten die Rückschläge eine Menge Arbeit, obwohl zugleich das Gefühl mitschwingt: Viel ist es nicht, was den Sechzgern fehlt, um den Trend wieder umzukehren.
Nach der Atempause geht es für den TSV 1860 gegen Ex-Trainer Michael Köllner
Inmitten einer Liga-Atempause bis zum Duell mit dem FC Ingolstadt und Ex-Löwen-Coach Michael Köllner (16. September) sieht der Löwen-Dompteur nach den ersten Saisonwochen als wichtigste Lehre, "dass es gilt, bis zum Schluss die Konzentration und Spannung zu halten – und genau dann, wenn man etwas in der Hand hat, es festzuhalten und nicht mehr loszulassen."
Es ist einerseits die Suche nach Konstanz in der Leistung und andererseits die noch nicht genügend ausgeprägte Gier nach Erfolg, die Jacobacci unter anderem beschäftigen. Aber das nicht ausschließlich. Die AZ nennt fünf blaue Hürden, die Sechzig am fünften Spieltag nicht überspringen konnte.
Probleme beim TSV 1860: Neben Joel Zwarts fehlt ein Knipser
Zielstrebigkeit im Strafraum: Das Aufbauspiel war ansehnlich beim 1:2 gegen Aue, auch gegen Lübeck (1:2) und in Sandhausen (0:3) gab es gute Phasen, aber zu wenig Ertrag. "Der letzte Pass kam einfach nicht an", befand Jacobacci nach dem bitteren Schlussphasen-Einbruch vom vergangenen Samstag.

Wenn man bedenkt, wie eiskalt Torjäger Joel Zwarts seine erste richtige Möglichkeit nutzte gegen die Veilchen, ist die mangelhafte Präzision umso ärgerlicher. "In der letzten Zone", sagte der Niederländer, "da muss es passieren und da ist es ein, zweimal zu wenig passiert."
Trainer Maurizio Jacobacci: Der TSV 1860 muss sich defensiv verbessern
Die Standards: Freistöße und Ecken, das probate Mittel, wenn aus dem Spiel heraus nichts geht. Sechzig erarbeitete sich gegen Aue zahlreiche dieser Situationen. Erol Zejnullahu und Julian Guttau waren in der Regel mit der Ausführung betraut. Bisweilen flogen die Bälle auch in die richtigen Zonen, aber die Effektivität war gleich Null. "Wir hatten genügend Ecken, um etwas herauszuholen, das haben wir auch nicht geschafft", sagte Jacobacci beispielhaft.

Die defensive Organisation: Solange die Löwen die Hoheit über die Partie besaßen, fielen die Unzulänglichkeiten gegen den Ball nicht zu sehr ins Gewicht. Als aber Aue das Risiko erhöhte, ging die Ordnung verloren. Zu oft geriet Sechzig in Unterzahl auf den Flügeln und fand kein Gegenmittel mehr. "Defensiv müssen wir uns verbessern", urteilte der Coach.
Womöglich hätte Fabian Greilinger mehr Stabilität bringen können, aber Jacobacci entschied sich für andere Wechsel. "Es ist nicht einfach, als Verteidiger ins Spiel reinzukommen", gab er zu bedenken. Man habe dies auch bei Kilian Ludewig gesehen, der den angeschlagenen Niklas Lang ersetzte.
Fehlende Ballsicherheit bei gegnerischem Druck kommt 1860 teuer zu stehen
Die Ballsicherheit: Der Aufbau aus der Dreierkette fand Jacobaccis Wohlwollen. "Das war hervorragend, wir haben Aue richtig in Schwierigkeiten gebracht. Das gilt es zu perfektionieren", sagte der 60-Jährige.
Lang, Jesper Verlaat und Leroy Kwadwo gaben Sechzigs Angriffen oft die richtige Einleitung mit auf den Weg, ein positiver Faktor. Aber: Als der Druck zunahm, gingen zu viele Bälle zu schnell verloren, etwa bei Valmir Sulejmani vor dem 1:1. "Wir haben unsere Konterchancen nicht zu Ende gespielt, das tut weh", erklärte der Coach.
Nach der Niederlagen-Serie: Finden die Löwen ihre Jetzt-erst-recht-Haltung?
Die Wehrhaftigkeit: Agieren die Löwen mit Selbstvertrauen und breiter Brust, verströmen sie das Potenzial, mit jedem Team der Dritten Liga auf Augenhöhe agieren zu können. Laufen die Dinge aber nicht nach blauem Gusto, fehlt (noch) zu oft eine Jetzt-erst-recht-Haltung. "Wir hatten einen Umbruch, das kann in den ersten fünf Spielen nicht perfekt laufen", ordnete Mittelfeldspieler Marlon Frey ein, stellte aber fest: "Wir schlagen uns im Moment selber."
Ob es tatsächlich nur anfängliche Ruckeleien sind im Findungsprozess eines Teams mit 13 Neuzugängen oder ein tiefer sitzendes Problem, darüber wird das Auswärts-Doppel bei den Schanzern und eine Woche darauf beim Halleschen FC (23. September) weiteren Aufschluss geben. "Für die Mannschaft ist es gut, dass wir noch eine Woche mehr Zeit haben", findet Zwarts.