Der TSV 1860 im freien Fall: Was Interimstrainer Frank Schmöller nun plant

München - Lange hatten sich die Löwen dagegen gewehrt, darüber zu sprechen. Die Qualität der Mannschaft sei viel zu hoch, manch anderer Gegner im Tabellenkeller doch gewiss noch viel schlechter. Nach der 0:2-Pleite bei Arminia Bielefeld ist der TSV 1860 endgültig auf dem Boden der Tatsachen angekommen: im Abstiegskampf.
TSV-1860-Coach Frank Schmöller: "Wir haben uns selbst in diese Situation gebracht"
"Die Mannschaft muss jetzt Abstiegskampf können, da gibt es keine Zweifel", sagte ein bemitleidenswerter Interimstrainer Frank Schmöller, der es nach dem Aus von Trainer Maurizio Jacobacci durchaus geschafft hat, sein Profidebüt als Chefcoach durch seine bodenständige Art zu einer hoffnungsfrohen Angelegenheit erscheinen zu lassen. Nach der Enttäuschung in Bielefeld und vor dem Jahresfinale beim SV Waldhof Mannheim am Mittwoch (19 Uhr/MagentaSport und im AZ-Liveticker) musste er konsterniert erkennen: "Wir haben uns selbst in diese Situation gebracht, jetzt hat auch noch Mannheim gewonnen."
Der Waldhof, mit 17 Punkten Tabellen-17., hat nämlich gerade rechtzeitig vor dem letzten Duell des Jahres durch ein furioses 3:0 gegen Erzgebirge Aue wieder in die Spur gefunden. Und die Löwen? Taumeln Richtung Tabellenkeller, weshalb Schmöller tun musste, was kein Trainer der Welt gerne erlebt: den Abstiegskampf ausrufen.
Reisestress und ungute Stimmungslage beim TSV 1860
"Ich bin kein Freund davon, alles schwarz oder weiß zu malen", meinte Schmöller, erkannte ob der Gefahr, weiter abzurutschen: "Da müssen wir fast was holen. Wir müssen die Köpfe jetzt nach oben kriegen." Man müsse in Mannheim "das Gesicht zeigen, das wir in Bielefeld in der zweiten Halbzeit gezeigt haben. Es ist ein blöder Spruch, aber ein Fußballspiel dauert 90 Minuten."
Ob verunsicherte und verletzungsgeplagte Giesinger in Mannheim bei wiedererstarkten Waldhöfern über die gesamte Spielzeit performen? "Es ist das Schöne im Fußball: Du kannst es ein paar Tage später schon wieder besser machen", so Schmöller, der ganz klar aufzeigte, wo er den Hebel nun nur noch ansetzen könne: "Wir müssen regenerieren und schnell wieder aufstehen."
Neben der unguten Stimmungslage nannte Schmöller als Vorteil der Hausherren auch die Tatsache, dass Mannheim mit Aue und Sechzig zwei Gegner zuhause erwarten kann, während 1860 "zwei Mal Reisestress" habe. Sechzig solle, Sechzig dürfe aber keine Alibis haben. Auch nicht das für Schmöller sichtlich fehlende "Spielglück".

Fehlschütze Manfred Starke: "Das macht er natürlich nicht absichtlich"
Der gebürtige Hamburger wollte nochmal klarstellen, dass "gegen Bielefeld auch nicht alles schlecht" gewesen sei: "Wir hatten auch unsere Chancen, ein paar richtige Bretter." Richtig erkannt, doch 1860 scheiterte an Pfosten, Latte, Torhüter – oder den eigenen Nerven. Etwa Manni Starke, der nach einem Distanzschuss von Albion Vrenezi den Nachschuss völlig freistehend über das Tor schoss. "Das macht er natürlich nicht absichtlich"; sagte Schmöller schützend, erkannte aber: "Natürlich muss es ein Tor sein."
Vier Spiele in Serie ohne Tor, ein bemühter, aber zahnloser Stoßstürmer Fynn Lakenmacher: Wie schießt 1860 wieder Tore? "Wenn es so einfach wäre", meinte Ex-Stürmer. Ein Hoffnungsschimmer für die Rückrunde: Torjäger Joel Zwarts war auf der Tribüne und mache in der Reha "Fortschritte". Schmöller stellte aber auch in aller Deutlichkeit klar, was er vom Thema Stürmer als Winter-Transfer hielte: "Es macht Sinn, sich auf der Position nochmal umzusehen." Und in Mannheim gelte es: "Die Spieler zu finden, die bereit sind für die Aufgabe, die dafür brennen und vielleicht auch mit dem Druck zurechtkommen."