Der TSV 1860 beschwört den Geist von Giesing

München - In der Fremde sind die Löwen absolut aufstiegsreif. Mit dem 3:1-Auswärtssieg am vergangenen Wochenende in Lotte gegen den KFC Uerdingen hat der TSV sogar die Führung in der Auswärts-Tabelle übernommen. Soll es auch im alles entscheidenden Gesamt-Tableau doch noch für den großen Traum vieler Löwen reichen, heißt es jetzt: Auch daheim liefern!
Sechzig muss gegen den laut Köllner "stärksten Aufsteiger" SC Verl ran
Samstagnachmittag, 14 Uhr (hier im AZ-Liveticker): Der TSV 1860 empfängt am 31. Drittliga-Spieltag den Aufsteiger SC Verl zum Verfolger-Duell. "Wir wollen Verl im Kampf um Platz vier auf Distanz halten", sagte Trainer Michael Köllner am Freitag im Vorfeld des Kräftemessens der Sechzger (51 Punkte) mit dem Liga-Neuling auf Rang sechs (45 Zähler): "Verl ist für mich der stärkste Aufsteiger, da sie im Vergleich zu Türkgücü und dem 1. FC Saarbrücken den geringeren Etat haben."
Köllner: " Wir müssen das beste Herz zeigen!"
Im Fernduell mit dem Spitzen-Trio muss 1860 laut Köllner, dem Abwehrspieler Stephan Salger nach seiner Gelb-Sperre wieder zur Verfügung steht, erst mal die eigenen Hausaufgaben machen. "Irgendwelche Lippenbekenntnisse und auf die Konkurrenz zu schauen - das ist doch Käse. Wir müssen das beste Herz zeigen! Dann können wir kurz nach dreiviertel Vier glücklich vom Platz gehen und haben ein schweres Heimspiel für uns erledigt." Köllner stellt klar: Erst siegen, dann träumen.
Sechzigs Heimschwäche: Fehlen den Löwen die Fans im Stadion?
Damit zurück zu Sechzigs Heim-Schwäche, mit deren Bekämpfung eine Aufholjagd steht und fällt. "Es freut uns natürlich, denn wenn du führst in jeglicher Rangliste, dann zeugt das von Qualität", meinte Köllner zu starken 27 Auswärts-Punkten. Und zu Hause? Die Festung Grünwalder Stadion wackelt freilich auch, weil die entsprechende Frage von Ex-Stadionsprecher Stefan Schneider in den Giesinger Geisterspielen aufgrund der Corona-Krise unbeantwortet bleiben musste. Mit dem zwölften Mann im Rücken war 1860 eine Macht. Zuletzt schob sich der TSV durch den Heimsieg gegen Spitzenreiter Dynamo Dresden mit 24 Heim-Punkten immerhin auf Rang fünf.
Doch zum Vergleich: Rivale FC Ingolstadt hat satte 35 Punkte eingefahren. "Ich kann auch nicht so genau erklären, wieso es sich zu Hause so darstellt. Wir spielen nicht viel anders als auswärts", meinte Köllner und zog den Vergleich mit seiner Nürnberger Aufstiegsmannschaft: "In Nürnberg war es ähnlich, im Aufstiegsjahr: Da haben wir viele große Stadien erobert und uns daheim dann schwer getan. Manchmal ist das so." Umso wichtiger sei es, "zu Hause Konstanz reinzubringen".
TSV 1860 arbeitet an der Konstanz, die Trainer Köllner fordert
Was die besagte Konstanz anbelangt, so feilt der TSV bereits daran: Ein einziges Mal gelangen im bisherigen Saisonverlauf zwei Heimsiege in Serie - nach dem 3:1-Triumph im S-Bahn Derby gegen die SpVgg Unterhaching folgte (nach drei Auswärtsspielen) der Dreier gegen Dresden. "Da haben wir das nötige Matchglück gehabt", so Köllner über den späten Siegtreffer durch Phillipp Steinhart.
Vielleicht ist im Saison-Endspurt ja nochmal ein bisschen Fan-Kreativität gefragt: Gegen Haching hingen die 1860-Fans zig Zaunfahnen-Glücksbringer in die Westkurve. Nach dem "echten" Derby gegen den FC Bayern II (2:0) widmeten Torjäger Sascha Mölders & Co. den Erfolg der Anhängerschaft und zeigten ihre Unverzichtbarkeit.
Nicht umsonst meint auch Sport-Boss Günther Gorenzel im aktuellen Stadionmagazin über Sechzigs Fanschar, die er als "eine der besten der Welt" bezeichnet: "Ich will mir gar nicht ausmalen, wie es wohl aussehen würde, wenn ihr uns in der gewohnten Weise hättet unterstützen können." So müssen alle Giesinger ihrem Team wohl im Geiste supporten - mit der Aussicht auf viele anstehende, vielleicht zweitklassige Fußball-Feste.