Der torungefährliche Florin Lovin: "Ich schieße keine Tore"

Torgefahr aus dem 1860-Mittelfeld? Fehlanzeige! Nun nimmt Trainer Maurer vor allem Kapitän Bierofka und den Rumänen Lovin in die Pflicht. Letzterer jedoch gibt zu: „Das ist eine Schwäche“.
MÜNCHEN Hinten ist alles in Ordnung. Zwei Spieltage vor Weihnachten stehen die Löwen mit 15 Gegentreffern, also genau einem pro Spiel, recht gut da. Nur drei Mannschaften der Zweiten Liga, Hertha BSC Berlin, Greuther Fürth und der FC Augsburg, haben weniger Tore kassiert. Nein, an den Abwehrleistungen liegt es also nicht, dass die Mannschaft von Trainer Reiner Maurer trotz ihrer ordentlichen Hinrunde nie den Anschluss an die Aufstiegsplätze geschafft hat. Will der TSV 1860 dann aber nach der Winterpause endlich rankommen an die begehrten Ränge, benötigt er vor allem: Tore der Mittelfeldspieler.
Denn bislang sehen die Zahlen erschreckend aus. Florin Lovin: null. Daniel Bierofka: null. Aleksandar Ignjovski: null. Daniel Halfar: null. Moritz Leitner: null. Wäre Stürmer Benny Lauth (acht Tore) nicht regelmäßig erfolgreich, hätte Angreifer Djordje Rakic (vier) zum Saisonstart nicht so sicher getroffen und würde der als hängende Spitze agierende Alexander Ludwig (drei) nicht mithelfen, die Harmlosigkeit aus dem Mittelfeld zu kaschieren, die Löwen hätten ein echtes Problem.
„Ich schieße einfach keine Tore", gibt Florin Lovin offen zu, „das war noch nie eine Qualität von mir. Früher habe ich mich riesig aufgeregt. Heute weiß ich, dass ich eben andere Stärken habe." Nach null Treffern für die Löwen in insgesamt 24 Pflichtspielen, gesteht der Rumäne, der 2009 von Steaua Bukarest nach Giesing wechselte: „Das ist eine klare Schwäche." Und: „Gut möglich, dass wir in der Tabelle weiter oben stehen würden, wenn wir mehr Tore aus dem Mittelfeld schießen würden. Wir können es nur immer wieder versuchen."
Neben Lovin nimmt Trainer Reiner Maurer auch Kapitän Daniel Bierofka in die Pflicht und sagt: „Wir arbeiten daran, dass die beiden mehr Torgefahr entwickeln. Hauptsache aber, wir schießen überhaupt Tore. Immerhin kennt Florin Lovin ja schon das Gefühl, wie es ist, ein Tor zu machen." Stimmt. Beim 2:1-Sieg in Düsseldorf traf der Rumäne - ins eigene Netz.
Zu all dem sagt der junge Leitner lässig: „Mei, bis jetzt hat halt einfach das Glück gefehlt.“ Doch etwas sorgenvoller betrachtet Bierofka die magere Ausbeute. Seit seiner Rückkehr zu den Löwen vor drei Jahren hatte der Kapitän bis zu diesem Sommer in 50 Pflichtspielen elf Mal getroffen, seither steht auch nach 15 Einsätzen noch die Null. „Immerhin war ich schon ein paar Mal nah dran. Nein, im Ernst. Ich weiß nicht, woran es liegt. Es ist schon etwas frustrierend. Ich war noch nie so lange ohne Tor. Unserem Spiel würde der ein oder andere Treffer aus dem Mittelfeld bestimmt gut tun."
Immerhin haben sie bei den Löwen Erklärungen für die Flaute aus der zweiten Reihe parat. Während Lovin „mehr für andere spielt", wie er selbst sagt, und Ignjovski primär als Defensiv-Kämpfer auftritt, müssen Halfar und Bierofka auf den Flügeln so weite Strecken zurücklegen, dass sie kaum noch bis in die torgefährlichen Räume eindringen können. „Wir arbeiten so viel nach hinten, dass oft der entscheidende Meter in den Strafraum fehlt", erklärt Halfar, „so lange wir aber das ein oder andere Tor für die Stürmer vorbereiten, ist alles okay." Und Bierofka betont: „Der Benny (Lauth, d. Red.) freut sich dafür umso mehr über gute Anspiele." Des einen Freud ist des anderen Leid.
Trotzdem: Die Hoffnung haben sie noch lange nicht aufgegeben. Selbst Anti-Torschütze Lovin nicht. Denn der 28-Jährige erzählt: „Wenn ich früher bei Steaua mal getroffen habe, dann war es meistens ein sehr schönes Tor. Zum Beispiel ein Schuss aus über 30 Metern. Ich will nicht ausschließen, dass mir so ein Tor nicht auch noch für 1860 gelingt.“ Vielleicht sogar noch in diesem Jahr.
Marco Plein