"Der Papst weiß nicht, wo wir in der Tabelle stehen"
Rom - Dieter Schneider hat nicht nur in seinem ersten Jahr als Präsident des TSV 1860 viel erlebt, auch davor ist der Dachauer Unternehmer schon ziemlich viel rumgekommen. In Rom aber war der 64-Jährige noch nie. Bis jetzt. Am Dienstagmorgen flog der Löwen-Boss mit Gattin Gypsy sowie einem Tross von Sechzig-Fans in die italienische Metropole – und das aus gutem Grund: Am Mittwochmorgen trifft Schneider Papst Benedikt bei dessen Generalaudienz im Petersdom. Am späten Dienstagabend traf die AZ den Präsidenten im Regierungsbereich am Piazza Montecitorio zum Interview.
AZ: Herr Schneider, Sie sagen von sich selbst, nie aufgeregt zu sein. Doch am Mittwoch treffen Sie den Papst - sind Sie's diesmal?
Aufgeregt bin ich nicht, aber ich freue mich drauf. Ich muss mir noch überlegen, wie man ihn anspricht. Ich nehme an, mit Heiliger Vater liege ich nicht ganz verkehrt. Wir haben ja einen separaten Termin mit reservierten Plätzen, aber im Vatikan ist das wohl nicht so einfach. Unser Pater Raß hat trotz eines Empfehlungsschreibens von Kardinal Marx ganz schön rudern müssen.
Aber es wird gutgehen, und es wird für Sie sogar die Möglichkeit eines persönlichen Gesprächs geben.
Ich würde es eine spirituelle Begegnung nennen, und für mich ist das der spirituelle Höhepunkt meines Lebens - wer kriegt schon die Möglichkeit, direkt mit dem Papst zu sprechen? Ich werde den Moment mein Leben lang nicht mehr vergessen. Aber zurück zur Frage: Meine Frau ist wesentlich aufgeregter. Für sie bedeutet es emotional noch mal viel, viel mehr.
Worüber wollen Sie denn mit Papst Benedikt XVI. reden?
Erst mal habe ich ja den Auftrag von Florian Hinterberger, der früher unter dem Bruder des Papstes in Regensburg bei den Domspatzen gesungen hatte, seinen alten Lehrer grüßen zu lassen. Generell nehme ich an, dass ich mit dem Heiligen Vater auch ein paar Worte über 1860 reden werde. Ich will ihm einen Aufhänger liefern, um ein paar nette Worte zu wechseln.
Erwarten Sie denn, dass er sich ein wenig auskennt?
Der Papst weiß sicher nicht, wo wir in der Tabelle stehen. Aber er hat ja lange in Bayern gewirkt. Und selbst an einem Geistlichen geht der Fußball nicht vorbei.
Über religiöse Inhalte werden Sie sich also nicht austauschen.
Wohl eher nicht, ich werde auch nichts segnen lassen. Mir bedeutet die Begegnung an sich schon so viel, dass ich das nicht möchte. Ich bin zwar sehr katholisch erzogen worden, aber ich bin leider kein regelmäßiger Kirchengänger mehr. Das schlechte Gewissen plagt mich dabei immer wieder, aber die Zeit lässt es oft nicht zu.
Beten Sie denn, wenn Sie allein sind?
Es kommt darauf an, was man unter Beten versteht. Zwiesprache halte ich jeden Tag, und wenn man die als Beten bezeichnet, dann ja. Ansonsten erlebe ich auch manchmal Momente, in denen ich das Vater Unser spreche – das kommt schon mal vor. Wir waren ja heute schon mal im Petersdom, und das ist so ein Ort, an dem man in sich geht und betet.
Sie waren ja noch nie in Rom. Haben Sie denn am ersten Tag alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert?
Unser Flieger hatte leider große Verspätung, da war nicht mehr viel drin. Wir sind dann mit dem Taxi die wichtigen Stationen, Kolosseum und Circus Maximus, abgefahren. Später sind wir mit der berüchtigten 64er-Buslinie zum Vatikan. Da soll es früher wild mit Taschendiebstahl zugegangen sein. Aber wir haben uns wie eine Herde Hintern an Hintern nebeneinander gestellt, und es kam nichts weg.
Können Sie denn hier ein wenig abschalten? Sie wollen schließlich die Aussprache mit Investor Hasan Ismaik sacken lassen.
Ja, ich muss. Also wenn ich nicht mehr abschalten könnte, hätte ich längst eine Psychose. Rom ist doch ein fantastischer Ort, um mal auf andere Gedanken zu kommen.