Der neue Löwen-Sturm: Einer läuft, einer trifft
München - "Vor! Zurück! Ab!“, pflegt Fitnesstrainer Ingo Seibert im Training über den Rasen zu rufen. Bei der entsprechenden Laufübung müssen die Profis des TSV 1860 erst einen Schritt nach vorne ausführen, dann nach hinten, bevor sie lossprinten. Prompt hat Neulöwe Sascha Mölders die Übung zweckentfremdet und dafür gesorgt, dass sie zum Running Gag im Team geworden ist: Er nahm nach seinem ersten Saisontor gegen Fortuna Düsseldorf Kollege Gary Kagelmacher an die Hand und imitierte die Übung.
Mittlerweile hat Mölders, der nicht nur beim Team, sondern auch auf dem Spielfeld gut angekommen ist, beim 3:2-Sieg am Freitag gegen Sandhausen ein weiteres Mal getroffen, dazu zwei Assists geliefert. Der Ex-Augsburger hat eingeschlagen und Trainer Benno Möhlmann scheint sein System mit Mölders und Platzhirsch Rubin Okotie als Doppelspitze gefunden zu haben. Und damit zurück zum Thema: Das „Vor-Zurück-Ab“-Kommando passt bestens zur neuen Doppelspitze der Löwen. „Wir haben es kapiert, zeigen diesen absoluten Willen im Abstiegskampf, auch zu kämpfen und zu laufen“, erklärte Möhlmann am Montag, als der Tabellen-15. die Vorbereitung für das Auswärtsspiel gegen Spitzenreiter RB Leipzig aufnahm.
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Das neue Löwen-Kollektiv, es funktioniert. Nicht zuletzt deshalb, weil die beiden Angreifer an vorderster Front mit der Verteidigung beginnen. „Sie haben beide begriffen, dass in unserer Situation zum Stürmerdasein Abwehrarbeit gehört. Das haben sie in den letzten Spielen für ihre Verhältnisse sehr gut, für meinen Anspruch gut umgesetzt“, sagte Möhlmann – es läuft bei den Löwen auch deshalb, weil die Stürmer laufen.
Ein Unterschied besteht aber doch zwischen Möhlmanns Dauerläufern: Während Mölders zuletzt Scorerpunkte sammelte, gab’s für Nebenmann Okotie nur Fleißpunkte. Der war in der Vorrunde mit sechs Toren mit großen Abstand bester Löwen-Torschütze und steuerte auch drei Assists bei. In der Rückrunde hat er bisher nur gegen Bochum getroffen – Mölders kam beim 1:1 erst zur Pause. Ansonsten glänzt der Österreicher derzeit mit großer Laufbereitschaft und Defensivarbeit. Die momentane Verteilung: Mölders trifft, Okotie läuft. Ein Zustand, der dem Österreicher auf Dauer nicht gefällt. Während die Kollegen nach dem Training vom Platz gingen, blieb Okotie mit Ersatzkeeper Vitus Eicher noch zum Torschusstraining auf dem Rasen.
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Möhlmann will das laufintensive Spiel aber nicht als Ausrede für Okoties Ladehemmung gelten lassen: „Ich glaube nicht, dass es bei ihm auf Kosten der Torgefahr geht. In der Hinserie hatten wir auch Spiele, wo er nicht so mitgearbeitet und keine Tore geschossen hat.“ Fazit: Die nächsten Okotie-Tore kommen bestimmt. Und, so witzelt Möhlmann: „Wenn Okotie und Mölders mehr laufen und mitarbeiten, müssten ja eigentlich die Vorbereiter im Mittelfeld frischer sein.“ Der Trainer sieht aber sowohl bei Okotie als auch Mölders Verbesserungsbedarf: „Ich kann mir bei allen noch eine Steigerung vorstellen. Fußball spielen ist zuletzt ein bisschen auf der Strecke geblieben.“
Ob der 61-Jährige den Löwen auch in der kommenden Saison Beine machen will, steht indes noch nicht fest. Erst die Klasse halten, dann über eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages sprechen, so der Coach: „Es ist angedacht gewesen, dass wir erst über andere Dinge sprechen, wenn wir unser gemeinsames Ziel erreicht haben.“ Derzeit läuft es gut.