Der nächste Tiefschlag
Hauptsponsor steigt nach nur einem Jahr vorzeitig aus. 1860 gehen 1,8 Millionen im Jahr flöten.
München - Sie würden so gerne für Beständigkeit sorgen. „Ich stehe für Kontinuität”, sagt 1860-Präsident Dieter Schneider immer wieder. Doch daraus wird nichts.
Hauptsponsor Comarch wird sich nach nur einem Jahr zurückziehen. Wie jetzt bekannt wurde, hat Janusz Filipiak, Gründer und Chef des polnischen IT-Unternehmens, bereits im Dezember den bis 2013 laufenden, aber mit einer jährlichen Ausstiegsklausel versehenen, Vertrag gekündigt, der den Löwen 1,8 Millionen Euro im Jahr garantiert. Der nächste Tiefschlag für 1860.
Was heißt das für die Lizenz?
Die Antworten zum Sponsor-Rückzug:
Warum steigt Comarch aus? Dem Vernehmen nach soll Filipiak skeptisch sein, dass 1860 die Lizenz für die kommende Saison bekommt. Zwar hätte er – wie auch alle anderen Partner – für diesen Fall ein Sonderkündigungsrecht, aber der Krakauer folgte wohl seinem Instinkt. Dass die Entscheidung mit dem nicht optimal laufenden Deutschland-Geschäft der Firma zu tun hätte, dementierte Filipiak.
Was bedeutet der Ausstieg für 1860? Grundsätzlich garantiert 1860-Vermarkter IMG jährliche Sponsoring-Einnahmen von rund 4,5 Millionen Euro. Derzeit dürfte 1860 durch alle Sponsoren zwischen 7,5 und 8,5 Millionen Euro im Jahr kassieren – sehr viel für einen Zweitligisten. Aber: „Es wird für 1860 sehr schwierig sein, wenn nicht gar unmöglich, einen Hauptsponsor zu finden, der wieder so viel zahlt”, sagt Udo Kürbs vom Fachblatt „Sponsor News”. Der Markt für Zweitligavereine sei generell schwierig. Tatsächlich erhalten die Konkurrenten wesentlich weniger als 1860. Die Zweitliga-Spitzenklubs Augsburg, Duisburg und Bochum etwa erhalten alle nur rund eine Million Euro vom Hauptsponsor. Bei 1860 „kommen bei der Bewertung für potentielle Sponsoren ganz konkret noch die offensichtlichen Probleme hinzu”, so Kürbs: „Die Zuschauerzahlen sinken, außerdem hat die Klubführung die sportlichen Ziele nach unten korrigiert.” Sprich: Ein Verein, der nicht mal mehr vom Aufstieg träumt, kann nur schwer erwarten, dass ein Zweitliga-Sponsor Erstligasummen bezahlt.
Ist die Lizenzerteilung in Gefahr? Geschäftsführer Robert Schäfer beteuert: Nein! „Selbst, wenn Comarch ausstiege, wäre das kein existenzielles Problem”, betonte er. In die Lizenzunterlagen würde nur der IMG-Garantiebetrag einfließen. Schmerzhaft ist der Ausstieg trotzdem. Weniger Einnahmen bedeuten auch weniger Ausgaben für die kommende Saison.
Könnten weitere Sponsoren den Comarch-Ausstieg als Vorbild nehmen? Dies ist bereits passiert. Ausrüster Erima wird seinen Exklusivvertrag, der 1860 eine sechsstellige Summe im Jahr garantierte, nicht verlängern. Die Begründung soll die gleiche gewesen sein wie bei Filipiak. Schäfer verhandelte im November und Dezember mit Nike über eine strategische Partnerschaft – letztlich ohne Erfolg. Nun soll eine ein fast unterschriftsreife Vereinbarung mit dem Balinger Ausrüster Uhlsport vorliegen. Dennoch: Der Verlust von zwei wichtigen Partnern binnen kurzer Zeit, könnte auch bei eventuell künftigen Partnern für Verunsicherung sorgen.
Ist Filipiaks Entscheidung unwiderruflich? Schäfer kündigte an, Filipiak den Ausstieg „so schwer wie möglich machen” zu wollen. Er strebe ein Treffen mit Filipiak an. Vielleicht hat Schäfer – sollte 1860 die Lizenz bekommen und weitere Partner einsteigen – noch eine Chance auf die Fortführung der Partnerschaft – zu dann aber wohl verringerten Konditionen.
- Themen:
- Dieter Schneider
- TSV 1860 München
