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Der nächste Brandherd beim TSV 1860: Darum geht's im neuen Markenstreit

Die KGaA legt Widerspruch gegen die Marke "Wir sind der Verein" ein – und zieht damit den Unmut der aktiven Fans des TSV 1860 auf sich. Das Präsidium um Robert Reisinger pfeift die Kurve zurück: "Durch Schmähungen und Beschimpfungen wird auch berechtigte Kritik destruktiv."
von  Bernhard Lackner
Geschäftsführer beim TSV 1860: Marc-Nicolai Pfeifer.
Geschäftsführer beim TSV 1860: Marc-Nicolai Pfeifer. © imago/Ulrich Wagner

München - Damit war zu rechnen: Nach dem zuletzt völlig eskalierten Machtkampf auf Führungsebene hat sich die aktive Fanszene des TSV 1860 während des Heimspiels gegen die SpVgg Unterhaching mit Spruchbändern zu Wort gemeldet – und zwar deutlich!

"Kein Manager, kein Trainer, kein Kreditgeber, keine Sponsoren sind größer als der Verein! Hasan Ismaik du Schwein, Eure Erpressungen und Klagen kriegen uns nicht klein, denn wir Fans sind der Verein!", stand auf diesen geschrieben. Ein Standpunkt, den das Präsidium um Robert Reisinger in großen Teilen mittragen dürfte. An der Wortwahl hat man sich aber dennoch gestört.

Mit diesen Bannern äußerten sich die Löwen-Fans zum aktuellen Machtkampf.
Mit diesen Bannern äußerten sich die Löwen-Fans zum aktuellen Machtkampf. © IMAGO / Ulrich Wagner

Präsidium des TSV 1860 kritisiert Schmähplakate in der Kurve

In einer gemeinsamen Stellungnahme wandten sich Präsident Reisinger und seine Vizes Hans Sitzberger und Heinz Schmidt daher nun an die Ultras. "Für einen lösungsorientierten Diskurs sind persönliche Beleidigungen gegen unseren Mitgesellschafter oder seine Vertreter schädlich. Durch Schmähungen und Beschimpfungen wird auch berechtigte Kritik destruktiv", heißt es dort etwa.

Man appelliere deshalb daran, "Kritik respektvoll vorzubringen und eine Debattenkultur beim TSV 1860 München zu pflegen, die Anderen nicht die Menschlichkeit abspricht".

TSV 1860: KGaA geht gegen "Wir sind der Verein"-Marke vor

Hintergrund für den Protest der Ultras war – neben dem ohnehin eskalierenden Machtkampf auf Führungsebene – auch ein neuer Markenstreit im Löwen-Kosmos. Wie mittlerweile bekannt wurde, geht die KGaA in Person von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer gerichtlich gegen das bekannte Wappen mit dem Slogan "Wir sind der Verein – 1860 München" vor.

Dieses Logo hat sich der Mutterverein schützen lassen. Wegen der Ähnlichkeit des Löwen mit dem im offiziellen und patentierten 1860-Wappen hat die KGaA nun Widerspruch eingelegt.
Dieses Logo hat sich der Mutterverein schützen lassen. Wegen der Ähnlichkeit des Löwen mit dem im offiziellen und patentierten 1860-Wappen hat die KGaA nun Widerspruch eingelegt. © TSV München von 1860 e.V.

Dieses hat sich der Mutterverein beim Deutschen Marken- und Patentamt schützen lassen. Im offiziellen Fanshop des e.V. finden sich etliche Merchandising-Artikel mit dem Symbol, das sich in der Fanszene längst großer Beliebtheit erfreut.

Da der in dem Wappen verwendete Löwe allerdings Ähnlichkeit zu dem im offiziellen, ebenfalls geschützten Vereinslogo aufweist, sieht die KGaA einen Verstoß gegen das Markenrecht. Sie hat daher im August Widerspruch gegen die Eintragung eingelegt. Aktuell ist das Verfahren in der Schwebe.

Am Dienstag hat sich die KGaA zu dem Widerspruch geäußert. "Das Thema Marke und Markenrechte ist in unregelmäßigen Abständen Thema in den Kontrollgremien und im Aufsichtsrat. Hier wurde die neue Eintragung der Wort-/Bildmarke 'Wir sind der Verein' kritisch und mit den existierenden Verträgen abgewogen", heißt es in einer Stellungnahme: "In den Gesprächen konnte bis zum aktuellen Zeitpunkt kein gemeinsamer Kontext und Kompromiss gefunden werden." Der Widerspruch sei jedoch mit schriftlicher Zustimmung des Präsidiums erfolgt.

Nicht der erste Markenstreit beim TSV 1860

Es ist nicht das erste Mal, dass die Sechzger ein Markenstreit beschäftigt. Tatsächlich hat das Logo mit dem Slogan "Wir sind der Verein" erst zu Beginn der vergangenen Saison für mächtig Diskussionen gesorgt. Damals brachte Anthony Power, Vertrauter von Investor Hasan Ismaik und Chef der ausgegliederten Merchandising GmbH, die den offiziellen Fanshop der KGaA betreibt, Fanartikel mit frappierender Ähnlichkeit zu dem – damals noch nicht patentierten – Logo heraus. Auch damals gab es scharfe Kritik aus der Kurve.

Ein Banner mit der Aufschrift, "Erst Löwen wegen Markenrechten verklagen, jetzt e.V.-Design kopieren. Anthony, du Luftpumpe. Scham di!", das beim letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund II in der Westkurve hochgehalten wurde.
Ein Banner mit der Aufschrift, "Erst Löwen wegen Markenrechten verklagen, jetzt e.V.-Design kopieren. Anthony, du Luftpumpe. Scham di!", das beim letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund II in der Westkurve hochgehalten wurde. © IMAGO / MIS

Eben jener Power hatte sich bei den Ultras schon Jahre vorher unbeliebt gemacht, als er die "Löwenfans gegen Rechts" verklagt hatte, da diese auf Kleidungsstücken und Aufklebern das offizielle Vereinswappen verwendet hatten. Im November 2019 kam das Landgericht Nürnberg-Fürth zu einem Urteil und befand, dass Power keine markenrechtliche Ansprüche zustünden. Ob die KGaA mit ihrer aktuellen Klage erfolgreicher ist, wird sich zeigen.

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