Der nachhaltige Herr von Ahlen

Die Option A bleibt Cheftrainer beim TSV 1860. Der Vertrag läuft bis Juli 2016. „Die Chemie stimmt“, sagt Löwen-Sportchef Gerhard Poschner. Die Mannschaft ist begeistert: „Er erreicht jeden im Team“
MÜNCHEN - Beim TSV 1860 gibt es seit Mittwoch einen neuen Trainer. Sein Name: Markus von Ahlen. Die Fans kennen ihn noch. Aus der letzten Saison. Oder der vorletzten. Oder aus den vergangenen beiden Spielen. Er springt immer dann ein, wenn die verpflichteten Trainer-Hoffnungen mit ihrem Latein am Ende sind.
So jüngst auch nach der Entlassung von Ricardo Moniz. Drei Trainer kamen und gingen, nur von Ahlen blieb.
Nun machte der Verein aus der Not eine Tugend und erklärte den ewigen Assistenten zum neuen Heilsbringer. Die Option A, von der Sportdirektor Gerhard Poschner sprach, stand für das A in von Ahlen.
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Zwei Wochen ließen sich die Verantwortlichen Zeit, um aus der inoffiziellen Beförderung eine offizielle zu machen. Die Bekanntgabe, bei der von Ahlen und Sportchef Poschner harmonisch gemeinsam auftraten, stand dabei ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit.
Die neue Nachhaltigkeit:
Von Ahlen ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger alles andere als ein Sprücheklopfer. Seine Aussagen sind mit Bedacht gewählt, vorsichtig, mitunter langatmig.
Für den Trainer zählen langfristige Ziele. Gleich sieben Mal erwähnte von Ahlen bei seiner Antrittsrede das Wort Nachhaltigkeit. „Es geht um einen klaren Plan, um die nötige Ruhe“, erklärte der Trainer.
Mit seiner unaufgeregten Art konnte er die Verantwortlichen (zumindest vorerst) überzeugen. „Wir glauben, dass er mit seiner Art uns auf dem Weg bringt, auf den wir wollen“, begründete Poschner seine Entscheidung.
Saison-Ziele:
„Das Wichtigste ist, dass sich die Mannschaft und die Spieler in die richtige Richtung entwickeln“, sagte der Trainer.
An der Zielsetzung, besser zu sein als letztes Jahr, will der Klub trotz des verpatzten Saisonstarts nicht rütteln. Heißt: mindestens Platz sechs. Und: Die Art, wie 1860 Punkte holt, soll sich ändern.
Weg vom Harakiri des Saisonbeginns, hin zu Stabilität und Kontrolle. „Es geht darum, den Faktor Glück zu minimieren und gemeinsam Konstanz zu erreichen“, sagte von Ahlen. Er will über kontinuierliche Arbeit den Erfolg erzwingen, gelegentliche Rückschläge nicht ausgeschlossen.
Faktor Vertrauen:
Fast zwei Wochen ließ der Klub die Öffentlichkeit im Ungewissen, um anschließend zu bestätigen, was ohnehin praktiziert wurde. Ausschlaggebend für von Ahlens Entscheidung pro Cheftrainer-Posten war „der Faktor Vertrauen“. Kurzum: Von Ahlen wollte erst die volle Rückendeckung des Klubs spüren und sehen, was an den Gerüchten um Bernd Schuster dran war.
„Ich habe die letzten zwei Wochen nicht mit Schuster geredet“, sagte Poschner. Von Ahlen habe vieles richtig gemacht. „Die Chemie stimmt“, sagte Poschner. „Der Vertrag ist weiter bis 2016 datiert, und wird nur auf Cheftrainer umgeschrieben“, stellte Poschner klar.
Die neue/alte Ausrichtung:
Die Zeit der Experimente soll vorbei sein. „Wir werden weiter im 4-3-3 spielen“, kündigte der Trainer an.
Festes Spielsystem, genaue Vorgaben, das kommt bei den Spielern an. „Er hat einen genauen Plan, wie er spielen, wie er agieren will. Und den will er mit der Mannschaft umsetzten“, verriet Daniel Adlung.
Von Ahlen erreiche „jeden im Team“. Der Trainer scheint also eine so grundsolide Lösung zu sein, dass man fast Angst haben muss, dass es auf Giesings Höhen langweilig wird.
Doch davon will Poschner nichts wissen. „Fürs Aufpeppen bin ich zuständig“, grinste Poschner. Er und nicht der nachhaltige Herr von Ahlen.