Der Löwen-Pakt: Aus fragil mach' stabil
In der Länderspielpause hat der TSV 1860 die Gelegenheit, nach dem schwachen Saisonstart wieder in die Spur zu finden. Worauf es für Löwen-Trainer Ricardo Moniz und seine Mannschaft ankommt.
München - Ein fragiles Gebilde seien die Löwen, hat Sportdirektor Gerhard Poschner ausgemacht und in der AZ verkündet. Am zerbrechlichsten ist oft das Selbstvertrauen der Kicker-Garde. Kein Wunder angesichts des sieglosen Saisonstarts und Platz 16 in der Tabelle.
Das Wochenende hatten die Löwen frei. Abschalten, auf andere Gedanken kommen, war angesagt. „Das ist wichtig für den Kopf“, sagte Trainer Ricardo Moniz nach dem 1:1 im Testspiel gegen Club Nacional aus Paraguay. Das Duell mit dem Finalteilnehmer der Copa Libertadores 2014 – das durch sintflutartige Regenfälle als „Wasserschlacht von Wörgl“ tituliert wurde – war allerdings nicht nur ob der Bodenverhältnisse nicht so aussagekräftig, wie es die Löwen erhofften:
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Sollten doch die Neuzugänge Rodri und Valdet Rama Gelegenheit finden, sich einzuspielen. Doch der Albaner musste aufgrund einer Entzündung am Fuß kurzfristig absagen. Der neue Verteidiger Martin Angha ist noch mit der Schweizer Junioren-Nationalmannschaft unterwegs. Aber immerhin: Rodri war am Ball – und überzeugte den Trainer. Doch welche Erkenntnisse hat Moniz ziehen können? Worauf wird er nun seinen Fokus legen?
Neu-Stürmer Rodri: Der spanische Neuzugang hat es Moniz gleich angetan: Trotz nur weniger Torszenen und ohne einen Treffer zu erzielen (Kai Bülow köpfte das 1860-Tor), erhielt der Stürmer ein dickes Lob. „Er ist ein Fuchs, ein absoluter Strafraumspieler. Er lauert immer“, sagte der Löwen-Trainer nach dem Spiel. „Dass er durchgespielt hat, war nicht vorgesehen. Ich wollte ihn nach 60 Minuten rausnehmen, aber er hat signalisiert, dass er weiterspielen möchte.“ Fehlen also nur noch Tore.
Das fragile Konstrukt: Nicht erst seit Sportchef Gerhard Poschners Analyse der Gesamtsituation („Das ist ein noch sehr fragiles Konstrukt, das erst wachsen muss“) ist klar: Die Mannschaft muss zusammenfinden. Nach nur zwei Pünktchen aus vier Spielen ist die Länderspielpause eine willkommene Auszeit für die Löwen. Moniz’ Aufgabe: Aus fragil mach’ stabil! Dabei muss der Trainer vorerst ohne Knipser Rubin Okotie auskommen: Der formstarke Stürmer weilt bis Dienstag bei der österreichischen Nationalmannschaft.
Flexibilität im System: Der Niederländer stand zuletzt stark in der Kritik, Sportchef Poschner bekannte sich nach einem langen Gespräch mit Moniz aber zum Trainer. Der zeigt sich nach anfangs verbissenem Festhalten an seiner offensiven Taktik jetzt kompromissbereit:
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Gegen Asunción standen mit Ilie Sanchez und Yannick Stark erstmals zwei echte Sechser auf dem Platz, Moniz’ Lieblingsspieler Leonardo wich auf den rechten Flügel aus. Dadurch zeigten sich die Löwen weniger anfällig als zuletzt und mussten nur den Weitschusstreffer durch Meljarejo (60.) hinnehmen. Auch Grzegorz Wojtkowiak feierte nach langer Verletzungspause sein Comeback, verlieh den Löwen als linker Verteidiger Stabilität und ist Spieler auch in der Liga eine Option auf beiden Außen.
Kommunikation & Teambuilding: Endlich ist die Mannschaft fertig gebaut und zum ersten Mal länger beisammen. Moniz muss zehn Neuzugänge integrieren, hat 31 Akteure mit zehn Nationalitäten im erweiterten Kader. Daher sein Schwerpunkt für die kommende Woche: „Teambuilding!“ Und er fordert auch von den Spielern ein, „mehr zu kommunizieren“. Herauskommen soll – und muss – aus dem fragilen Löwen-Konstrukt eine Einheit, die dem Druck am Millerntor auf St. Pauli (Sonntag, 13:30 Uhr) gewachsen. Ein Stabilitätspakt ist gefragt.
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