Der Löwen-Deal — zerschellt er am FC Bayern?
Der Investor Nicolai Schwarzer will, dass die Löwen ihr strukturelles Defizit verringern. Dafür müssten die Bayern 1860 Stadionmiete erlassen. Aber sie denken gar nicht dran.
MÜNCHEN An gewisse Gepflogenheiten beim TSV 1860 hat sich Nicolai Schwarzer schon gewöhnen müssen. „Mich haben einige angerufen und mir geraten, dass ich in Zukunft auf rote Krawatten lieber verzichten sollte“, sagt der Immobilienhändler, der mit seiner neu gegründeten Firma „Cornerstone Blue Lion“ als Investor bei den Löwen eingestiegen ist. Wer ein echter Blauer sein will, muss nun mal allergisch sein gegen alles Rote.
Doch abhängig vom FC Bayern, das sind die Sechzger wegen der Arena-Verträge trotzdem. Daran ändert auch Schwarzers Einstieg nichts. Der möchte den Löwen schließlich vor allem Geld für Spielerkäufe zur Verfügung stellen. Und dank der neuen Spieler soll spätestens in zwei Jahren endlich das klappen, woran zuletzt kaum mehr ein Fan glauben wollte. Spätestens 2011 soll 1860, zusammen mit dem neuen Sportdirektor Miroslav Stevic, wieder erstklassig sein. Sonst hätten die Sechzger ein großes Problem. Nur in der Bundesliga können die Löwen Gewinn machen, nur dort kann Schwarzer verdienen an seinem neuen Investitionsobjekt.
Bei aller Freude ob des spektakulären Investoren-Deals – es ist ein riskantes Spiel, auf das sich 1860 eingelassen hat. Sportlicher Erfolg war noch nie wirklich planbar, das ist Löwen-Präsident Rainer Beeck durchaus bewusst. „Eins muss klar sein: An unserer Aufgabe, das strukturelle Defizit des Klubs auszugleichen, hat sich durch das Investment von Herrn Schwarzer und seiner Gruppe nichts geändert“, sagte Beeck am Dienstag bei Stevic’ Präsentation. Drei Millionen Euro Verlust machen die Löwen jedes Jahr in Liga zwei. Ausgeglichen werden könnte dies auch künftig nur durch Spielerverkäufe, was einen Aufstieg wieder unrealistischer machen würde.
Zwar könnten die Löwen, wie Vizepräsident Michael Hasenstab erklärte, Teile des Darlehens dafür verwenden, dem Klub frisches Eigenkapital zuzuführen und somit Schulden zu tilgen, doch gefallen würde das dem neuen Investor ganz sicher nicht. „Ich bin mir bewusst, dass ein Restrisiko bleibt. Die Löwen fahren in der 2. Liga jedes Jahr ein strukturelles Defizit ein, das durch mein Invest auch nicht verringert werden kann. An diesen Fehlstellen müssen die Verantwortlichen bei 1860 arbeiten“, sagte Schwarzer der AZ.
Heißt: Beeck müsste mal wieder beim FC Bayern anrufen. Schließlich fahren die Sechzger ihren Verlust vor allem wegen der teuren Arena ein, die sie einschließlich Catering rund 5,3 Millionen Euro pro Jahr kostet. Schon bei der Delegiertenversammlung im November kündigte Beeck an, mit Bayern noch mal über die Stadionverträge zu reden. Auch um Schwarzers Wunsch zu entsprechen.
Deswegen könnte der 1860-Deal sogar am FC Bayern zerschellen. Denn: An der Säbener Straße kommen solche Überlegungen gar nicht gut an. „Man muss nicht glauben, dass wir da irgendwelche Dinge neu verhandeln werden, nur weil ein Investor bei 1860 einsteigt“, sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge unmissverständlich, „Ich möchte ausdrücklich betonen, dass Dr. Ziffzer die Verträge schon einmal extrem zugunsten von 1860 wegen des Abstiegs in die 2. Liga verbessert hat. Es ist überhaupt kein Thema, dass am Mietvertrag in der Allianz Arena etwas modifiziert wird. Das kann ich total ausschließen.“
Für die Löwen bleibt allein das Hoffen auf den Aufstieg. Sonst sieht’s finster aus.
F. Cataldo, J. Schlosser