Der Löwen-Carlos
Trainer Wolf vergleicht Amateur Michael Schick mit dem Weltmeister aus Brasilien. Manager Stevic will den schussgewaltigen Jungstar halten.
MÜNCHEN Uwe Wolf versucht alles, um seine Weiterbeschäftigung beim TSV 1860 zu sichern. Seine bislang größte Leistung: Er hat Michael Schick, den jungen Mann mit dem linken Hammer, in kürzester Zeit vom Amateurspieler zur Zweitliga-Stammkraft geformt. Und Wolf ist stolz darauf, dass nicht Vorgänger Marco Kurz, sondern er den 21-Jährigen entdeckt hat. Und auch im Fall Schick hat der schlagfertige Wolf wieder einmal einen Spruch parat. „Der Schick hat eine Schusstechnik wie Roberto Carlos“, behauptet der Löwentrainer, „wenn man den Ball auf die Haut bekommt, dann tut das richtig weh.“
Ein gewagter Vergleich. Schließlich handelt es sich bei Fenerbahce-Istanbul-Profi Carlos um jenen ehemaligen Weltmeister aus Brasilien, der unter anderem für Inter Mailand und Real Madrid spielte. Um einen Schützen, der Welttorhüter wie Olli Kahn und Co. ins Schwitzen brachte. Auf dessen Spuren wandelt nun – laut Wolf – der 21-jährige Amateur Michael Schick, der Löwen-Carlos. „Ich war früher immer bolzen auf der Straße, da hat schon das ein oder andere Garagentor dran glauben müssen“, sagt er, „aber ich habe auch viel aus dem Fernsehen gelernt. Zum Beispiel von David Beckham. Er schießt die verrücktesten Freistöße.“
„Ich würde gerne bei 1860 bleiben"
Schicks Treffer beim 1:1 gegen Kaiserslautern war ebenfalls ein cleverer Freistoß, ein Schnippler zum 1:0. Tatsächlich erhöht der Schwabe mit seiner Schusstechnik deutlich die Qualität beim Traditionsklub. „Ich traue ihm zu“, sagt Wolf, „dass er sich auf lange Sicht im Profibereich festkrallt.“ Ob dies bei 1860 passiert, ist jedoch noch offen. Schicks Amateur-Vertrag – er erhält rund 2000 Euro im Monat – läuft im Sommer aus. „Ich würde gerne bei 1860 bleiben“, sagte Schick der AZ, „ich bin ja schon fünf Jahre hier. Es fanden auch schon erste Gespräche statt.“ Und Manager Miki Stevic hat durchaus Interesse, mit dem Außenverteidiger zu verlängern. „Er hat seine Chance genutzt“, sagt Stevic der AZ, „wir wollen Michael halten.“
Wird Schick somit im Sommer als kleines Dankeschön zum Profi befördert? Er, der in der B-Jugend vom VfB Stuttgart ausgemustert wurde, würde es sich zumindest wünschen. Auch, um endlich in seine erste eigene Wohnung zu ziehen. Noch wohnt der Linksverteidiger im Albertinum, im Jugend-Internat, wo schon viele 1860-Talente – wie Daniel Baier oder Marcel Schäfer – waren. „Mit dem Amateur-Gehalt“, sagt Schick, „ist es schwer, sich in München eine eigene Wohnung leisten zu können.“
Oliver Griss