Der Löwe von Arabien
MÜNCHEN Die entscheidende Nachricht lässt weiter auf sich warten. Auch bis Donnerstagnachmittag gelang die Rettung der Löwen (noch) nicht. Im Laufe des Freitags, womöglich auch erst Montagvormittag, wollen Präsident Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer verkünden, ob die Sanierung bei 1860 gelungen ist.
Ohne Anteilsverkauf wird es nicht mehr gehen. Offen ist noch, wie viele Anteile 1860 abgeben muss – und an wen.
Den ganzen Donnerstag verhandelten Schneider und Schäfer parallel mit den an der eigentlich präferierten Bankenlösung beteiligten Kreditinstituten und auch über Mittelsmänner mit einem arabischen Investor. Dieser soll laut eines „SZ”-Berichts bereit sein, sofort zehn bis zwölf Millionen Euro in den TSV 1860 zu stecken. Im Gegenzug bekäme der aus Abu Dhabi stammende Unternehmer 49 Prozent der Anteile an der KGaA des TSV 1860. Es wäre das erste Geschäft eines Profi-Klubs in Deutschland mit arabischen Investoren.
Mittlerweile mehren sich die Anzeichen, dass Schäfer und Schneider diese radikale Lösung sogar bevorzugen würden. Dem Vernehmen nach sollen beide die wochenlange Hängepartie mit den Banken leid sein (siehe rechts) und zudem befürchten, dass die Zusammenarbeit mit so vielen Kreditinstituten und sonstigen Partnern auch in Zukunft kompliziert bleiben würde.
Bei einem Verkauf an den Geschäftsmann vom Persischen Golf hätte man es künftig nur noch mit einem Gesprächspartner zu tun. Fraglich ist aber, wie ein radikaler Anteilsverkauf, noch dazu an einen Investor, dessen Motivation nur schwer abzuschätzen ist, beim traditionell ohnehin skeptischen Anhang ankommen würde.
„Es wäre wichtig, dass man ihm erklärt, wie 1860 funktioniert. Der Investor müsste bereit sein, das Original 1860 zu erhalten”, sagt Ex-Vizepräsident Karsten Wettberg. Gesucht wird quasi: der Löwe von Arabien. Wettberg hat grundsätzlich nichts gegen einen Verkauf der Anteile. „Hauptsache, wir überleben”, sagt er. „Schauen Sie Schalke an oder Dortmund: Der eine ist abhängig von russischen Geld, der andere Klub an der Börse”, so Wettberg. Ihre Identität hätten beide Klubs aber dennoch nicht verloren.
Ein Problem mit Investoren hat dagegen Roman Beer von den Freunden des Grünwalder Stadions. „Man wird nicht beurteilen können, ob dieser Investor 1860 als eine Art Spielzeug ansieht oder andere Interessen hat. Wenn er es als Spielzeug sieht, könnte es vielleicht sogar funktionieren – solange er nicht die Lust verliert”, sagt er. Und: „Keiner kann garantieren, dass die Sache bei einem Weiterverkauf nicht noch schlimmer wird.”