Der Lauth-Plan: Elf plus X

MÜNCHEN - Die Rückkehr von „Benny Bomber“: Warum der Löwen-Stürmer nun endlich wieder trifft und wie er mit 1860 aus seiner persönlichen Krise und der des Vereins kommen will.
Nein, die Dienste des Vereins-Psychologen hat Benny Lauth auch in den letzten, für ihn nicht immer leichten Wochen nicht in Anspruch genommen. „Ich motiviere mich lieber selbst“, versicherte der 27-Jährige gestern nach der Radltour der Löwen durch die Isar-Auen schmunzelnd. Doch tatsächlich gibt es Argumente für den lange ersehnten und nun endlich vollzogenen Aufschwung Lauths, der den TSV 1860 mit seinen beiden Treffern gegen Fürth die Löwen erstmals auf einen einstelligen Tabellenplatz (Rang neun) schoss.
DIE TOR-QUOTE
Lauth weiß, dass seit seiner Rückkehr im Sommer große Hoffnungen in ihn gesetzt werden, schließlich war er 2004 der teuerste Transfer in der Vereinsgeschichte: Für 4,4 Millionen Euro ging er damals zum HSV. Aber anders als in Hamburg oder seinen weiteren Stationen Stuttgart und Hannover fühlt sich Lauth nicht überfordert: „Ich kann mit dem Druck leben“, versichert der Torjäger. Bestätigt hat er dies (endlich) am Sonntag in der Arena: Nachdem er zuletzt 630 Minuten das Tor nicht getroffen hatte, sorgte er nun per Doppelpack gegen Fürth für den Sieg – mit typischen Lauth-Treffern. Er hat sich weitere vorgenommen: „Man sollte in jedem dritten Spiel treffen, elf Tore sollten es schon werden.“ Es können ruhig auch ein paar mehr sein. Drei hat er jetzt schon. Lauths Formel: 11 plus x.
WOHLFÜHL-OASE GIESING
Wenn Lauth tagtäglich vom Dreimühlenviertel, wo er eine schicke Dachterassenwohnung gemietet hat, hoch zum Trainingsgelände fährt, wird’s ihm warm ums Herz: „Ich fühle mich bei 1860 einfach wohl, seit der D-Jugend spiele ich bei den Löwen. Da ist eine große Verbundenheit da.“ Es gibt Spieler, die funktionieren nur bei einem Klub – Lauth ist wohl so einer. Zumal der Ex-Nationalspieler bei 1860 noch die Garantie hat, immer zu spielen: Sein alter Kumpel Marco Kurz ist schließlich der Trainer. Mit ihm fährt er schon mal in den Urlaub. Doch Kurz kitzelt Lauth lieber, als ihn zu loben: „Benny braucht immer noch Anlaufzeit, wir brauchen Geduld, dann wird er noch stärker.“
DIE VERGANGENHEIT
Dass er als ehemaliger Nutella-Boy abgeschmiert hat und mittlerweile als ewiges Talent in der Zweiten Liga gelandet ist, will er nicht mehr hören. „Ich kann’s jetzt auch nicht mehr ändern“, sagt Lauth: „Vom Können her hätte es anders aussehen müssen. Und immer zurückschauen bringt auch nichts. Ich habe viel erleben dürfen, bin glücklich. Bei 1860 zu spielen ist unglaublich reizvoll.“ Und Lauth macht deutlich, dass die Zweite Liga für ihn nur eine Durchgangsstation sein soll. „Der Verein und ich“, so Lauth, „spielen nicht da, wo wir hingehören.“ „Benny Bomber“ spekuliert auf die Bundesliga.
DAS KAPITÄNSAMT
Nach dem Bierofka-Ausfall musste Trainer Kurz schnell einen neuen Kapitän finden – und bestimmte Lauth: „Das beflügelt mich und gibt mir Sicherheit.“ Und zu Toren führt’s auch noch. Oliver Griss