Der Konkurrenz-Check: Festbeißen, Löwen!
Der TSV 1860 will sich im oberen Tabellenbereich etablieren. In der AZ erklärt Zweitliga-Experte Peter Neururer, wieso Sechzig das Ziel erreichen kann und überprüft die Frühform der Konkurrenz.
München - Mehr Rückenwind geht nicht. Nach dem überragenden 5:0 in Cottbus erleben die Löwen früh in der Saison einen Höhenflug – „der Blick auf die Tabelle war nie so schön seitdem ich da bin“, sagt Mittelfeldmann Daniel Halfar, letzten Sommer zu 1860 gewechselt. Nach drei Spielen steht der TSV auf Platz vier; man hat also einen Topstart erwischt und lenkt entschlossen in die erste Kurve. Das nächste Ziel: Kurs halten.
Trainer Reiner Maurer betont kämpferisch: „Wir wollen uns da oben festbeißen.“ Dass die Löwen das Zeug dazu haben, glaubt auch Zweitliga-Experte Peter Neururer. Der 56-Jährige trainierte neun Vereine im Unterhaus (Essen, Aachen, Saarbrücken, Hannover, Düsseldorf, Offenbach, Ahlen, Bochum und Duisburg) – keiner kennt die Liga so gut wie er. Es will also schon was heißen, wenn Neururer sagt: „Die Löwen machen das ganz hervorragend, sie posaunen keine großen Ziele raus. Aber ihre Qualität ist nicht zu übersehen. Sie sind extrem laufstark, jung und haben die Qualität, die Liga aus einer Außenseiterrolle aufzumischen. Sie können für eine ganz große Überraschung sorgen, aber nur dann, wenn sie realistisch bleiben und nach ein paar Siegen nicht verrückt werden. Denn das wäre Gift.“ Neururer, der nach seiner Entlassung Ende 2009 in Duisburg auf ein Jobangebot wartet, sagt weiter: „Vor allem die Löwen-Fans beeindrucken mich. Die haben so viel Leid ertragen und sind trotzdem da.“
In der AZ testet Neururer die Frühform der Aufstiegskandidaten:
Eintracht Frankfurt - "Mit Abstand der beste Kader"
Mit Abstand der beste Kader: „Die Eintracht hat mit Abstand den besten Kader der Liga. Und Armin Veh ist ein erfahrener Mann, der nicht ständig von Konzepten, Ideen und solchem Mist redet, sondern der einfach weiß, worum es geht. Wichtig ist in Frankfurt, dass das Umfeld mal ein, zwei nicht so gute Spiele akzeptiert und nicht gleich verrückt wird. Außerdem hat Frankfurt schon schlecht gespielt und trotzdem in Fürth gewonnen. Das macht ein echtes Spitzenteam aus. An Frankfurt führt kein Weg vorbei.“
Fortuna Düsseldorf: "Wohlfühlfaktor daheim zu groß"
Wohlfühlfaktor daheim zu groß: „Bei der Fortuna fokussiert sich alles auf die Heimspiele, das ist ein Riesenfehler. Das ist zwar verständlich, weil die ein tolles Stadion und eine für die Liga richtig gute Stimmung haben. Da ist die Hölle los, und 1860 wird das nicht gerne hören, da sie in den nächsten Wochen zwei Mal dahin müssen. Aber für Düsseldorf ist dieser Wohlfühlfaktor daheim auch gefährlich, die bringen ja auswärts nur 50 Prozent der Leistung. Deswegen glaube ich nicht, dass sie sich oben halten können.“
St. Pauli: "Die Wundertüte der Zweiten Liga"
Die Wundertüte der Zweiten Liga: „St. Pauli ist gut gestartet, das hätte ich nicht gedacht. Ich sehe die Mannschaft als Wundertüte der Liga, die müssen es schaffen, nicht mehr wie ein Erstligist zu denken. Hinter allem steht ein großes Fragezeichen. Wie kompensiert man die ganzen Abgänge, wie zum Beispiel Matthias Lehmann? Außerdem haben sie jetzt mit André Schubert einen Trainer, dem Extremsituationen noch fremd sind. Es wäre für mich eine große Überraschung, sollte sich St. Pauli da oben behaupten.“
Greuther Fürth: "Selbsterfüllende Prophezeiung"
Selbsterfüllende Prophezeiung: „Fürth ist nach drei Spielen Fünfter, besser könnte das ja nicht passen. Es ist jedes Jahr das Gleiche mit der Mannschaft: Sie spielt mit den besten Fußball der Liga, und am Ende scheitert sie knapp. Ich würde es meinem Kumpel Mike Büskens von ganzem Herzen wünschen, dass er es dieses Jahr schafft. Aber dann müssen sie erst mal den Gedanken der selbsterfüllenden Prophezeiung loswerden. Sie müssen sich den Aufstieg zutrauen. Sonst kann’s nichts werden.“
VfL Bochum: "Die Nummer zwei der Liga"
Die Nummer zwei der Liga: „Bochum wäre heute auf jeden Fall wieder in der Bundesliga, hätte man letzte Saison den Start nicht so sehr versaut. Die Aufholjagd war fantastisch. Und diese positive Stimmung hat man mitgenommen in die neue Saison. Die ersten Spiele waren wegen der kurzen Sommerpause nach der Relegation durchwachsen, aber wenn der VfL in Form kommt, dann ist er hinter Frankfurt klar die Nummer zwei der Liga. Die Qualität, vor allem in der Offensive, wird sich durchsetzen.“