Der große Unterschied zwischen 1860 und dem FCK

Am Mittwoch trifft die junge Mannschaft des TSV 1860 auf die jüngste Mannschaft der 2. Liga. Die AZ erklärt, was die Löwen vom 1. FC Kaiserslautern unterscheidet.
von  Marc Merten
Willi Orban (li.) und Ju Weigl sind zwei hoffnungsvolle Talente des FCK und TSV 1860.
Willi Orban (li.) und Ju Weigl sind zwei hoffnungsvolle Talente des FCK und TSV 1860. © KUNZ/sampics

München - Kaiserslautern blüht auf, weil der Verein auf den Nachwuchs setzt. Auch Sechzig gibt vielversprechenden Talenten eine Chance, ächzt dabei aber unter der Last mangelnder Erfahrung. Warum am Betzenberg das Jugendkonzept funktioniert - und warum bei den Löwen nicht. 

Wackelige Säulen bei Sechzig

Bei Sechzig verzichtete Sportchef Gerhard Poschner im Sommer, erfahrene Leitwölfe zu verpflichten, Säulen im Team, die junge Spieler anleiten. Die Hierarchie sollte auf natürlichem Wege entstehen. Spieler wie Chris Schindler und Daniel Adlung sollten zusammen mit den Neuzugängen Rubin Okotie, Ilie Sanchez und Gary Kagelmacher das neue Gerüst der Löwen bilden.

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Um diese Spieler sollten Maxi Wittek, Ju Weigl, Marius Wolf und Martin Angha reifen. Das Problem: Schindler ist noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um als Stütze für die Nebenleute zu fungieren. Adlung war zu Saisonbeginn bei Ricardo Moniz noch außen vor und musste sich erst in die Mannschaft kämpfen. Und Okotie ist der klassische Stürmer: torgefährlich, aber, wie von Ahlen selbst einmal sagte, egoistisch. Zu allem Überfluss bekamen erst Kagelmacher und dann Sanchez von ihren Trainern bislang nicht das Vertrauen, das ihnen eine Führungsrolle eingebracht hätte.

Stabiles Gerüst der Roten Teufel

In Kaiserslautern ist das anders. Dort hatte sich schon letzte Saison ein Gerüst an Spielern gebildet, an denen sich jetzt junge Spieler orientieren. Im Tor steht mit Tobias Sippel (26) ein Bundesliga-erfahrener Keeper, der am Betzenberg Kult-Status genießt. Vor der Abwehr spielt Markus Karl (28), der ebenfalls schon Bundesliga und wie Sippel über 150 Zweitliga-Spiele auf dem Buckel hat.

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Neben ihm agiert der Norweger Ruben Jenssen (26), der 170 Spiele in der heimischen ersten Liga absolviert hat, über Europa-League-Erfahrung verfügt und sich nach seinem Wechsel 2013 längst an die Zweite Liga gewöhnt hat. Und vorne schießt ein gewisser Srdjan Lakic die Tore. Der 31-jährige Kapitän ist der unangefochtene Leader im Team. Jeder Sechzig-Fan weiß das spätestens seit seinen beiden Treffern gegen die Löwen am ersten Spieltag.

Das Alter entscheidet

Ein großer Unterschied liegt auch in den Talenten, auf die beide Klubs setzen - und damit ist nicht die fußballerische Qualität gemeint. Der FCK erfreut sich gerade an Talenten wie Dominique Heintz (21), Willi Orban (22), Amin Younes (21), Jean Zimmer (21) und Kevin Stöger (21). Wer sich die Spieler genauer anschaut, sieht, dass es sich zwar um Talente, aber schon um erfahrene Spieler handelt.

Die drei Erstgenannten haben entweder schon über 50 Zweitliga-Spiele absolviert oder wie Younes bereits Bundesliga und Europa League gespielt. Und auch Zimmer und Stöger stehen schon seit 2013 im Kader der Roten Teufel und haben mehr Erfahrung gesammelt als die Löwen-Talente.

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Wittek, Weigl und Wolf hingegen sind allesamt noch 19 Jahre alt, Angha und Fejsal Mulic 20. Damit sind alle fünf Talente ein, zwei oder gar drei Jahre jünger als die Talente, die in Kaiserslautern gerade so groß gefeiert werden.

Einzig Angha verfügt über Bundesliga-Erfahrung, kam aber weder beim FC Arsenal noch in Nürnberg regelmäßig zum Einsatz. Die anderen Jungs sind alle erst seit ein paar Monaten bei den Profis dabei – auch Weigl kam erst 2014 zu seinem Zweitliga-Debüt.

Der große Unterschied

Wie groß der Unterschied zwischen einem 19- und einem 22-Jährigen ist, zeigt das Beispiel Stefan Ortega. Nicht einmal drei Jahre trennen den Löwen-Keeper von Wittek und Co. Doch diese Zeit lässt ihn beinahe schon wie einen alten Hasen aussehen.

Beispiel gefällig? Als beim Stand von 4:1 der Löwen bei Union Berlin die Heim-Fans die Alte Försterei in ein Tollhaus verwandelten, rutschte den 19-jährigen Sechzig-Talenten das Herz in die Hose. Ortega hingegen wuchs über sich hinaus. Der Grund: Er kannte derlei Atmosphäre bereits aus seiner Zeit in Bielefeld.

Erfahrung, selbst in einem solch jungen Alter, ist eben durch nichts zu ersetzen. Bleibt also zu hoffen, dass die Junglöwen die Zeit bekommen sich zu entwickeln. Und dass ihnen Führungsspieler zur Seite gestellt werden, die diese Bezeichnung verdienen. Dann kann sich Sechzig bald auf eine talentierte neue Generation an Spielern aus dem eigenen Stall freuen.

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