Der Freundschaftsdienst

MAINZ - Benny Lauth, ein Spezl von Marco Kurz, hat dem Coach mit seinem Tor vorerst den Job gerettet. Und Bierofka erklärt, die Mannschaft habe für den Trainer gespielt. Das sollte sie häufiger so machen.
Als Benny Lauth dann schon die Turnschuhe zum Auslaufen angezogen hatte, gab’s aus dem 1860-Fanblock am Mainzer Bruchweg noch immer die Sprechchöre für ihren Top-Torjäger. Lauth lachte verlegen, aber ihm tat das gut. In der 66. Minute hatte sich der Angreifer nach einer feinen Ledgerwood-Flanke unwiderstehlich in die Luft geschraubt und den Ball per Kopf unhaltbar zum 2:2 in die Maschen genetzt. Ein herausragender Treffer.
Es war Lauths siebtes Tor in dieser Saison, und wahrscheinlich rettete es zumindest vorerst den Job seines Trainers – und Freundes – Marco Kurz. Doch davon wollte Lauth nichts hören. „Man kann nicht für oder gegen den Trainer spielen“, sagte er, „in erster Linie spielen wir um unseren Verein.“ Aber, dass er und die anderen Löwen dem Trainer „geholfen haben“ durch die Energieleistung in Mainz, das gab dann auch Lauth schließlich zu. Ein Freundschaftsdienst im Wortsinn also.
Zumal nicht nur Lauth zu überzeugen wusste beim Tabellendritten, auch sein junger Stürmerkollege Manuel Schäffler sorgte für Aufsehen. Kurz hatte den 19-Jährigen für den noch immer nicht völlig austrainiert wirkenden Sascha Rösler von Beginn an aufs Feld geschickt. Schäffler dankte es dem Trainer mit seinem allerersten Zweitligator und reanimierte die Löwen zwei Minuten nach dem 0:2 durch Felix Borja.
„Das Tor wird ihm gut tun“, meinte Kurz, „er hat zuletzt nicht immer das zeigen können, was wir von ihm erwartet haben. Das Tor könnte ihm Auftrieb verleihen.“ Tatsächlich spielte Schäffler, der in der ersten Halbzeit noch viele Zweikämpfe verloren hatte und auch nach seinem Treffer noch eine dicke Chance nicht verwertete, nach der Pause wie aufgedreht und rannte wirklich jedem Ball wildentschlossen hinterher. Nach dem Spiel aber gab sich Schäffler, der als einer der wenigen Löwen seinen Trainer siezt, bescheiden: „Im Fußball muss man immer seine Leistung bringen.“
Zuletzt gelang aber genau das den Löwen eher selten. „Das war unsere Schuld, nicht die des Trainers“, meinte Kapitän Daniel Bierofka.
Und genau darum sollte es auch keine Trainerdiskussion geben. „Marco lebt jeden Tag vor, wie es gehen muss, worum es hier geht. Marco lebt 1860. Es ist schade, dass so eine Diskussion um ihn überhaupt aufkommt.“ Die Mannschaft habe für den Trainer gespielt, sagte Bierofka noch. Er sagte das wirklich so, obwohl auch er weiß, dass das nicht mehr als eine Floskel ist. „Wir sollten jede Woche so spielen wie heute, dann würde es so eine Diskussion gar nicht geben“, sagte Bierofka und lag damit vermutlich richtig.
Ja, aber wenn's so einfach ist: Wieso spielt die Mannschaft dann nicht immer so? Wieso schwört sich die Mannschaft nur vor Schicksalsspielen wie am Sonntag, dass, wie Bierofka erklärte, „wir heute wirklich alles geben wollten. Wir hatten etwas gut zu machen und wollten nicht mehr so untergehen wie letzte Woche.“
Eine Selbstverständlichkeit, die sich die Löwen schlicht zu selten ins Gedächtnis rufen? „Vielleicht fehlt uns noch die Qualität, jedes Spiel so zu spielen wie heute", vermutete jedenfalls Kurz. Vielleicht reißen sich seine Spieler aber immer nur dann am Riemen, wenn sie wissen, dass es um die Zukunft ihres Trainers geht. Vielleicht sollte die Diskussion um Kurz also ruhig in die nächste Runde gehen.
Filippo Cataldo, Oliver Griss