Der Fall Erdmann: Ex-Löwe sorgt mit wilden Verschwörungstheorien für Aufsehen

Wiedersehen am Wochenende. In der Welt der Fußball-Profis kommt es ständig zum Duell eines Spielers mit seinem Ex-Klub. Wiedersehen macht dabei nicht immer Freude. Aktuelles Beispiel eines Spielers, der zur stark polarisierenden Art seiner Gattung gehört: Dennis "Earthman" Erdmann.
Wiedersehen führte zu Rassismus-Skandal
Der 30-jährige Abwehrspieler des 1. FC Saarbrücken hatte kürzlich eines dieser Aufeinandertreffen, mit seinem einstigen Verein 1. FC Magdeburg (2:1). Entstanden ist daraus ein Rassismus-Skandal, bei dem Erdmann mehrere Spieler um Baris Atik und Amara Condé rassistisch beleidigt haben soll. Der DFB sah dies nach den Aussagen mehrerer Magdeburger Spieler als erwiesen an und brummte Erdmann neben 3 000 Euro Geldstrafe eine satte Acht-Spiele-Sperre auf. Erdmann selbst bestritt sämtliche Vorwürfe.
Ein "fiktives Geständnis", also eine Entschuldigung Erdmanns, falls Magdeburgs Kickers seine Äußerungen als rassistisch aufgefasst haben sollen, brachte ihm nun die Reduzierung des Strafmaßes ein - und dadurch die Möglichkeit, ausgerechnet am Samstag (14 Uhr, live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker) gegen seinen Ex-Klub 1860 wieder auf dem Rasen stehen zu können.
Statt Selbstkritik: Schuldzuweisungen und Verschwörungstheorien
Möglicherweise hätte es Erdmann damit auf sich beruhen lassen sollen, doch der gebürtige Frechener setzte am Montag bei Instagram eine Botschaft ab, die hohe Wellen schlug. Eine Botschaft ohne jegliche Selbstkritik, stattdessen voller Schuldzuweisungen - und einer Verschwörungstheorie.
"Liebe Earthman Follower, liebe Fußballfans, liebe Gesellschaft. Die letzten Wochen waren ziemlich kräfteraubend und haben mich und meine Familie in manchen Situationen fast verzweifeln lassen", schildert Erdmann: "Mein Leben als Fußballer und auch als Familienmensch, wurde auf eine harte Probe gestellt und fast zerstört." Ungewohnte Aussagen für einen Akteur, der sonst durch knallharte Zweikampfduelle Gegenspielern bekannt ist und sich öffentlich für Auseinandersetzungen mit diesen rühmt.

Erdmann: "Ich wurde als Rassist abgestempelt"
Es folgte ein Vorwurf an Atik und Condé, Erdmann mutwillig schaden zu wollen. "Ich wurde als Rassist abgestempelt. Die Spieler Atik und Condè von meinem ehemals geschätzten Verein 1. FC Magdeburg, sprachen sich am Morgen vor dem Spiel am 25.8. ab, mich abends verletzen zu wollen. Da dies nicht geklappt hat, wurde mir aufgrund eines Bild-Zeitungsartikels erheblich geschadet." Erdmanns Auto sei beschädigt worden, "Briefe, Pakete mit Symbolen oder auch einfach eine Masse an Social Media Nachrichten überfluteten mich."
Erdmann sorgte schon früher für Skandal
Dazu kam in Erdmanns Nachricht ein Vorwurf an den Verband: "Der DFB schenkte den FCM-Spielern Glauben ohne jegliche Begründung. Der DFB drehte in der Verhandlung die Beweislast um." Erdmann endet mit Worten, die wirr klingen: "Der Earthman lebt, auch wenn der FCM es anders wollte."
Ob 1860-Trainer Michael Köllner seine Einschätzung über Erdmann nun noch bestätigen würde? "Dennis hat einen einwandfreien Charakter", hatte der Oberpfälzer im Sommer erklärt, er würde den sportlich kaum überzeugenden Verteidiger nur ungern abgeben. Der TSV gab ihn dennoch ab.
Zuvor hatte es auch bei 1860 einen Eklat gegeben: Erdmann zeigte seinen Stinkefinger, der TSV setzte obendrein als Internet-Torjubel die martialische "Kopf-ab-Geste" ab.
TSV 1860 musste reagieren
Der Klub sah sich danach zu einer Stellungnahme genötigt: "Besonders in den schwierigen Zeiten von Corona hat der Verein eine Vorbildfunktion, sorgt sich nicht nur um das Wohl und die Gesundheit von Mitgliedern und Fans, sondern steht für eine geistige Grundhaltung, in der Gewalt, Beschimpfungen und Diffamierungen keinen Platz haben."
Auch, wenn für Erdmann die Unschuldsvermutung gilt: Der Ex-Löwe wäre wohl gut beraten, sich diese Worte noch mal durch den Kopf gehen zu lassen.