Der blaue Rückpass (6): Manni Bender

Manni Bender kickte bei allen drei Münchner Profi-Klubs, bei Bayern, 1860 und Haching. Warum er nichts mehr mit den Löwen zu tun haben will, was ihn bei Haching reizt:
AZ: Herr Bender, Sie spielten von 1996 bis 1999 bei 1860. Mit welchen Gefühlen denken Sie an die Zeit bei den Löwen zurück?
MANFRED BENDER: Das war die beste Zeit, weil wir das erste Mal in den Uefa-Cup gekommen sind. Und wir hatten eine tolle Mannschaft - und mit Pelé, Nowak und mir ein Bomben-Mittelfeld. Aber mein Problem war ein ganz anderes.
Welches?
Ich war vorher drei Jahre bei Bayern und jeder weiß, was dann los ist, wenn man als Roter zu den Blauen kommt. Es gab immer Fans, die mich über all die Jahre als „Bayernsau“ beschimpft haben. Das war nicht schön.
Wo war es denn schöner? An der Grünwalder- oder an der Säbener Straße?
Bei Bayern. Es war meine erste Profistation. Ich bin damals von Haching gekommen und bei Bayern direkt Deutscher Meister und Stammspieler geworden, ich stand kurz vor der Nationalmannschaft. Bei 1860 war es halt immer schwer für mich als ehemaliger Bayern-Spieler. Die Löwen-Fans verzeihen so was weniger als die Bayern-Fans.
Wie ging es in der Karriere weiter?
Ich war nach Bayern viereinhalb Jahre in Karlsruhe, dann 1860 und noch drei Jahre in Saarbrücken unter Trainer Klaus Toppmöller. Ich hab dann 2003 mit Profifußball aufgehört. Zum Schluss hab ich noch ein halbes Jahr in Wilhelmshaven und ein dreiviertel Jahr in Ismaning gespielt. Aber nur zur Gaudi. Heuer kicke ich nur noch ab und zu bei den Bayern-Allstars mit.
Was kam nach der aktiven Karriere?
Ich war zuletzt zwei Jahre Trainer bei Altach in Österreich, hab den Trainerschein gemacht und Regionalliga und dann Bundesliga trainiert. Das hat gepasst, ich bin aber 2008 trotzdem wieder heim nach München. Ich lebe mit meiner Frau und meiner Tochter in Freising, hab noch eine Tochter aus erster Ehe. Die lebt bei meiner Ex in Karlsruhe.
Und was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Schreibtischtäter oder als Trainer auf dem Rasen stehen?
Ich will Trainer sein. Aber ich hab immer gesagt, dass ich eins in meinem Leben nie wieder machen werde: Nie wieder was bei Sechzig!
Warum?
Da passt die Chemie nicht. Und dass ich heuer so gegen 1860 bin, dafür haben die Fans gesorgt. Als ich zu meiner Zeit in Ismaning gegen die Amateure von 1860 gespielt habe, haben mich die Amateurfans von Sechzig immer noch als „Bayernsau“ beschimpft. Ismaning hat damals zufällig in roten Trikots gespielt. Dann haben die gerufen „Bender, jetzt hast du das richtige Trikot an.“ Ab dem Tag wusste ich: Es wird einen Verein in meinem Leben geben, für den werde ich nie etwas mache - Sechzig.
Weshalb diese starke Antipathie gegen die Löwen?
Es passt halt einfach nicht. Ich bin Münchner - und wie viele Münchner haben das geschafft bei Bayern, 1860 und Haching zu spielen? Ich bin keiner, der aus Hamburg kam und dann von Bayern zu Sechzig ging. Ich bin in Giesing aufgewachsen, das ist meine Heimat und dann behandeln mich die Löwen-Fans so. Wenn die Fans das nicht akzeptieren, dann eben nicht. Als Münchner kann man Fan von Sechzig und Bayern sein.
Wo würden Sie gern Trainer sein?
Bei Unterhaching!
Als Co-Trainer unter Ralph Hasenhüttl…
Nein, wenn dann mach ich Cheftrainer. Ich glaub nicht, dass ich eine gute Nummer zwei bin. Ich bin halt Münchner, das Kapitel 1860 ist abgeschlossen und dann bleibt ja nur Haching, weil ich in München bleiben kann, meiner Heimat. Ich denk nicht, dass ich bei Bayern mal Chef werden kann. Das wird schwer. (lacht)
Sportdirektor oder Manager reizt sie nicht?
Ich habe früher zu meiner aktiven Zeit immer gesagt, dass ich nie Trainer werde. Aber als ich in Altach war, hab ich zu meiner Frau gesagt, dass der Trainerjob genau mein Ding ist. Ich bin die neue Trainergeneration und da wird sich auch demnächst wieder etwas ergeben für mich.
Wie denken Sie über die aktuelle Trainer-Entwicklung in der Bundesliga? Ein Heynckes und ein van Gaal sind erfahrene Fußballlehrer. Schlecht für sie?
Wenn ich 75 wäre, würde ich sagen „gut da hab ich keine Chance“. Ich bin aber erst 43. Und wenn man sieht, dass diese Trainer im hohen Alter immer noch die Chance haben Tovereine zu trainieren, dann hab ich noch 20 Jahre Zeit.
Zu welchen Spielern gibt’s noch Kontakt? Ist ein richtiger Freund dabei?
Es gibt nur einen. Thorsten Fink. Wenn wir uns brauchen, sind wir füreinander da. Wir müssen nicht fünfmal in der Woche telefonieren, um eine Freundschaft zu haben. Wir können auch mal einen Monat oder zwei nicht miteinander telefonieren, aber wenn wir uns sehen, dann freuen wir uns und ratschen. Besser als wenn ich mit fünf Freunden oft telefonieren muss, aber wenn’s drauf ankommt ist keiner da. Ich hab augrund meines Fußballlehrers unter Thorsten in Ingolstadt mein Praktikum gemacht. Ich würde ihm wünschen, wenn er in Kaiserslautern den Trainerjob bekommen würde.
Und was ist mit Werner Lorant?
Ach hör mir auf. Kein Kontakt. Der ist soviel in der Welt unterwegs. Du liest immer wieder in welchem Erdteil der sich wieder rumtreibt. Zuletzt war er in Linz im Gespräch. Aber eins muss ich sagen. Irgendwer erzählt einen Schmarrn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Werner Lorant Alkoholiker ist. Er war ein Typ und man soll doch froh sein auf dieser Welt, wenn es noch Typen gibt.
Ist Ewald Lienen denn der richtige Typ für 1860?
Man weiß ja selber, was bei Sechzig los ist. Wenn er vier Spiele verliert, ist er weg, wenn er vier Spiele gewinnt, ist er der König von München.
Interview: Reinhard Franke