Der blaue Rückpass (14): Matthias Hamann

Von 1996 bis 1998 spielte Matthias Hamann beim TSV 1860 in der Bundesliga, seine Karriere beendete er 2004 beim LASK in Linz. Dort ist er nun seit einer Woche wieder, als neuer Trainer des österreichischen Erstligisten. In der AZ spricht er nun auch über den Flirt seines Bruders mit den Löwen.
AZ: Herr Hamann, Sie kommen gerade vom Training, ist die Sommerpause in Österreich denn schon vorbei?
MATTHIAS HAMANN: Ja. In Österreich beginnt die Saison schon am 18. Juli, für uns mit dem Heimspiel gegen Mattersburg. Darum lasse ich meine Jungs jetzt schon schwitzen. Im Moment fahre ich gerade zum Flughafen, um meine Freundin abzuholen. Mit ihr habe ich das letzte Jahr in Köln gelebt. Sie arbeitet im Hotelgewerbe, da müssen wir schauen, ob sie vielleicht hier in Linz etwas findet.
Wie hat es Sie denn dorthin verschlagen?
Der LASK war ja meine letzte Station als Spieler, hier habe ich 2004 meine Karriere beendet. Ich war mit dem Präsidenten Reichel zwar weiter in Kontakt, als er mich letzte Woche anrief und fragte, kam das doch überraschend. Aber natürlich wollte ich wieder einen Job, und die Bundesliga in Österreich ist ja auch sehr attraktiv.
Werner Lorant war ja auch noch vorgesehen für den Job. Den haben Sie sicher noch in guter Erinnerung.
O ja. Zu meiner Zeit bei 1860 waren die Löwen sehr vom Trainer und seiner Art geprägt. Da mussten wir als Spieler eine Art Überlebensstrategie entwickeln. Da mussten wir alle zusammenhalten, wir haben uns richtig zusammengerottet.
Im Kampf gegen den Trainer?
Nicht unbedingt Kampf, aber wir mussten uns einfach gegenseitig unterstützen.
Alleine wäre man als Spieler also am Trainer Lorant zerbrochen?
Es ging nur miteinander. Uns hat das richtig zusammengeschweißt, und in dieser Zeit hatten wir als Mannschaft ja auch Erfolg.
Demnach tat die Reibung mit dem Trainer der Leistung also nur gut.
Sicher. Aber eben nur eine gewisse Zeit. Eine Zeit lang geht so ein autoritärer Führungsstil mit Strafandrohung, Einschüchterung. Dass man Angst hat vor dem Trainer. Lorant hatte natürlich auch seine guten Seiten. Wenn er mal mit jemandem gesprochen hat, dann war er sehr offen. Ich habe viele Trainer erlebt, die haben immer verklausuliert gesprochen. Bei Lorant wusste man, wie man dran ist. Wenn er gesagt hat: „Du hast drei Kilo Übergewicht, du spielst nicht mehr“, dann wusste man wenigstens, wie man dran ist. Da konnte man sich dann drauf verlassen, dass man nur noch auf der Tribüne sitzt. Das war nicht angenehm, aber es war zumindest eine klare Ansage.
Sie sind jetzt elf Jahre weg von den Löwen, könnten Sie sich eine Rückkehr als Trainer vorstellen? Linz als Durchgangsstation zur Grünwalder Straße?
Erst einmal will ich hier in Linz etwas etablieren, etwas aufbauen. Natürlich ist Sechzig als Traditionsverein immer interessant. Ich habe auch noch Kontakt zu vielen Mitspielern von früher. Olaf Bodden, Horst Heldt, Jens Jeremies. Im Moment ist Sechzig leider in einer schweren Situation. Es ist alles von so kurzer Dauer. Da kommt mal ein Investor und dann wieder nicht, dann ist mal der Präsident und dann wieder nicht, dann ziehen sie mal in ein Stadion ein, und dann wollen sie wieder raus. Was der Verein endlich braucht, ist Ruhe. Und da hilft am besten der sportliche Erfolg.
Für den könnte ihr Bruder Dietmar sorgen. Er liebäugelt mit einer Rückkehr von Manchester nach München und würde noch gerne zwei Jahre bei den Löwen spielen.
Der Didi würde gut zu den Löwen passen. Mit seiner Ruhe am Ball, seiner Routine und seinen Führungsqualitäten könnte er eine zentrale Rolle einnehmen und den Verein wieder nach oben bringen.
Er wäre eine Art Leitwolf des jungen Rudels. Das ging den Löwen in der vergangenen Saison ab.
Absolut. Auch wenn jetzt einige von den guten jungen Spielern verkauft worden sind, da sind noch viele da. Und genau die brauchen einen, der das ganze Team anführt, organisiert und zusammenhält. Da wäre mein Bruder genau richtig.
Interview: Florian Kinast