Exklusiv

Dauerkarten beim TSV 1860 München: Eine folgenschwere Stadtrats-Entscheidung steht bevor

Nächste Woche wird im Rathaus entschieden, ob das MVV-Kombiticket wieder eingeführt werden muss. Die AZ erklärt die Debatte.
von  Felix Müller
"Arbeiterverein? Gegen utopische Ticketpreise!": Protest in der Westkurve des Grünwalder Stadions.
"Arbeiterverein? Gegen utopische Ticketpreise!": Protest in der Westkurve des Grünwalder Stadions. © imago

Giesing - Dass die Sechzger bei den Dauerkarten ordentlich hinlangen, ist bei den Löwen-Fans immer wieder ein Aufreger - zuletzt vor wenigen Wochen, als die neuen Preise bekanntgegeben wurden. Immerhin: Der Stehplatz in der Westkurve, unüberdacht, in der Dritten Liga und teurer als die allermeisten Stehplätze in Liga 1 bleibt bei 285 Euro im Jahr, die Dauerkarten auf der Gegengerade landen mittlerweile bei 625 (!) Euro.

Wohlgemerkt gibt es nicht mal mehr eine kleine Ermäßigung für Mitglieder - um eine realistische Chance auf die Karten zu haben, ist eine Mitgliedschaft aber Voraussetzung. Und: Auch in der neuen Saison wird anders als in den ersten Jahren nach dem Abstieg 2017 keine An- und Abfahrt mit dem MVV im Preis inbegriffen sein.

Entscheidung des Stadtrats steht noch aus

Oder etwa doch? Was kaum einer weiß: Der Stadtrat hat formal noch gar nicht zugestimmt, dass die Sechzger auch in der nächsten Saison auf das so genannte Kombiticket verzichten dürfen. Der AZ liegt die Beschlussvorlage aus dem Haus von Sportreferent Florian Kraus (Grüne) vor, über die im Rathaus in der nächsten Woche abgestimmt wird.

Ein Jahr ohne Kombiticket: Jetzt ziehen die Behörden Bilanz

2017 hatte die Stadt einer Rückkehr ins innerstädtische Grünwalder Stadion nur zugestimmt, wenn sich der Verein zum Kombiticket verpflichten würde - um es unattraktiver zu machen, mit dem Auto anzureisen. Vergangenes Jahr entband man die Sechzger zunächst für ein Jahr von der Pflicht - so wollten die Löwen höhere Erlöse erzielen, weil sie kein Geld mehr an den MVV abführen mussten.

Nun ziehen die Behörden nach dem ersten Jahr Bilanz - und diese fällt gemischt aus. Einerseits stellt die Stadt fest, dass die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel durch die Stadionnutzer nach der Abschaffung des Tickets weiter (leicht) abgenommen hat. 2022 waren demnach 52,6 Prozent der Fans mit den Öffentlichen angereist, 2023 waren es 49 Prozent. Der Autoverkehr habe aber auch deshalb zugenommen, weil zuletzt weniger Löwen mit Fanbussen anreisten, stellt die Stadt fest - da also dürfte es keinen Zusammenhang zur Frage nach einem Kombiticket geben.

Andererseits sehen Polizei und KVR explizit keine erhebliche Verschlechterung für die Nachbarschaft. "Aus polizeilicher Sicht ergaben sich durch das Modelljahr bislang keine neuen polizeilich relevanten Spannungsfelder", heißt es in einer Stellungnahme des Präsidiums.

Mehr Falschparker ums Grünwalder Stadion? Was das KVR sagt

Aus dem KVR heißt es: "Veränderungen speziell seit dem Wegfall des MVV-Kombitickets konnten nicht festgestellt werden." Die Situation 2023 sei sehr ähnlich der von 2022, heißt es - "jedoch ist aufgefallen, dass der Radius der Falschparker sich auf das Gebiet Tegernseer Landstraße, Walchenseeplatz und Wettersteinplatz auf Höhe der U-Bahn-Station St.Quirins-Platz ausgedehnt hat."

Der TSV 1860 wiederum verweist auf seine Bemühungen - etwa dadurch, dass man Fahrräder nun direkt hinter der Stehhalle kostenlos, bewacht und überdacht abgeben kann. Die Sechzger bitten den Stadtrat eindringlich, weiter auf das Kombiticket verzichten zu dürfen und dringen darauf, das dauerhaft festzuschreiben.

Sportreferent Kraus schlägt nun vor, das Ticket auf jeden Fall noch einmal für die nächsten beiden Spielzeiten auszusetzen. Als wahrscheinlich gilt, dass der Stadtrat der Empfehlung folgt. Tut er dies (doch) nicht, droht wohl das nächste Ticketchaos. Schließlich haben viele Tausend bereits Karten bestellt - zu hohen Preisen, in denen aber bisher noch kein MVV-Zuschlag beinhaltet war.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.