Das Warten auf Investor Ismaiks Millionen

Der Investor muss auch heuer Kohle zuschießen. „Er hat das immer vor Weihnachten getan.“ Ansonsten droht den Löwen eine Geldstrafe
von  Sebastian Raviol

München - Vor exakt vier Monaten, es war der dritte Spieltag, hatten die Löwen das letzte Mal einen Platz außerhalb der Abstiegszone inne. Seitdem stecken die Sechzger im „Abstiegsgemetzel“, wie es Sportchef Oliver Kreuzer so martialisch ausdrückt. Die Löwen stehen mit dem Rücken zur Wand.

Das ist schon schlimm genug, doch es tut sich auch noch eine zweite, prekäre Großbaustelle auf: die angespannte finanzielle Situation. „Bild“ berichtete, das dem TSV 1860, der sich als Tabellenvorletzter ja nicht gerade ein üppiges Punktepolster erarbeitet hat, sogar ein Punktabzug droht. Noch weniger Punkte auf dem eh schon mickrigen Konto? Die Löwen dementierten am Mittwoch diese Behauptung.

1860-Geschäftsführer Markus Rejek nennt die Meldung „inhaltlich und sachlich falsch“. Und weiter sagte er: „Ein Punktabzug droht Vereinen, die wiederholt, das heißt mehrere Jahre in Folge, gegen die Auflage der DFL verstoßen haben. Dies ist die drastischste Form der Strafe. Wir haben in den letzten Jahren die Auflage der DFL stets erfüllt.“

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Es geht um die Schulden des Vereins. Bisher half Gesellschafter Hasan Ismaik immer wieder mit Darlehen in Millionenhöhe aus. So lieh er dem TSV 1860 zu seinem Einstieg 5,4 Millionen Euro, später nochmals mehr als 9,3 Millionen Euro. Doch das reicht aus Sicht der Deutschen Fußball Liga nicht. Zweitligavereine mit negativem Eigenkapital erhalten von der DFL die Auflage, ihre finanzielle Situation jährlich um fünf Prozent zu verbessern.

Damit 1860 die Erfüllung der Auflage gelingt, sollen Ismaiks Darlehen in Genussscheine umgewandelt werden. Statt eines Kredits hat der TSV 1860 dann von Ismaik faktisch Fremdkapital in anderer Form bekommen. Dieser Schritt ist entscheidend für die Erfüllung der DFL-Auflage und muss bis zum 31. Dezember nachgewiesen werden. Für die Löwen besonders wichtig, sie haben im vergangenen Jahr wieder ein Minus gemacht.

„Auch in den letzten Jahren standen wir immer vor dieser Herausforderung“, erklärt Rejek. Da haben die Löwen „die Auflage der DFL stets erfüllt“. Doch Ismaik lässt Sechzig mit diesem Schritt jedes Jahr warten. „Bislang ist das immer kurz vor Weihnachten passiert“, versuchte Rejek beim Grantler-Abend Anfang Dezember zu besänftigen. Sorgen gibt es doch: Was passiert, wenn Ismaik nicht aushelfen sollte?

„Er hat das schon einige Male getan. Er kennt das Risiko, er ist Unternehmer“, ist Löwen-Legende Karsten Wettberg im Gespräch mit der AZ zuversichtlich. „Wenn 1860 sportlichen Erfolg hat, ist auch das Unternehmen mehr wert.“ Schließlich wolle Ismaik „doch kein Geld verlieren“. Deshalb sagt Wettberg: „Wenn er gut beraten ist, investiert er weiter.“ Hilft Ismaik den Löwen nicht und verweigert eine Umwandlung der Darlehen in Genussscheine, wäre das „schlimm, aber auch nicht klug von Ismaik“. Doch was droht 1860 dann?

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„Beim ersten Vergehen“, so Rejek, müsse man „mit einer Geldstrafe rechnen.“ Ein Punktabzug allerdings droht nur „Vereinen, mehrere Jahren in Folge gegen die Auflage der DFL verstoßen haben. Dies ist die drastischste Form der Strafe.
Wir haben in den letzten Jahren die Auflage der DFL stets erfüllt.“

Ein Punktabzug mit gerade mal 14 Zählern auf dem Konto würde den Löwen gerade noch fehlen. Es wäre wohl das vorzeitige Aus im Abstiegskampf. Auch vor fünf Jahren wurden 1860 zwei Punkte abgezogen, damals stand ein Lizenzentzug im Raum. Laut Rejek gibt es „bisher keinen Grund anzunehmen, dass wir in diesem Jahr gegen die DFL-Auflage verstoßen“. Ismaik soll auch heuer den Löwen ein Weihnachtsgeschenk bringen.

Nach dem letzten Besuch des Jordaniers vor drei Wochen berichteten alle Beteiligten von einer positiven Stimmung. Damals sprach Ismaik davon, die Löwen und „einen neuen Plan natürlich“ zu unterstützen. Deshalb ist es kaum vorstellbar, dass der Geldgeber den Sechzgern eine Geldstrafe der Liga zumutet. Gut für die Löwen, dass neben dem Abstiegskampf nicht auch noch ein zweites existenzielles Thema hinzukommt.

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