"Das war alles anders geplant": Nach Lang-Abschied stellt sich bei 1860 die Identitätsfrage

München - Man darf bei der Gelegenheit an Äußerungen aus den letzten Monaten erinnern. Etwa an jene, wie Sechzig-Trainer Argirios Giannikis von einem Weg sprach, der für beide Seiten doch nur von Vorteil sein könne, dass es dem TSV 1860 doch nur gut zu Gesicht stünde, wenn im Sommer ein besserer Niklas Lang wieder Teil des Löwen-Kaders sein würde.
Oder auch jene von Sportchef Christian Werner, der die Fortschritte Langs bei seiner Ausleihe an den SC Freiburg II lobte und von einem fruchtbaren und regelmäßigen Austausch mit dem Spieler berichtete.
Sandhausen statt Sechzig - Löwen droht Identitätsverlust
Nun, es wird weder dazu kommen, dass Lang kurz- und mittelfristig wieder ins blaue Leiberl schlüpft, noch, dass die Fortschritte vom Sechzger Anhang alle 14 Tage auf Giesings Höhen zu bewundern sind. Der talentierte Innenverteidiger, dem so einige enge 1860-Beobachter stabiles Zweitliga-Potenzial attestieren, setzt seine Karriere beim Drittliga-Konkurrenten SV Sandhausen fort, dabei hat der Starnberger doch sein Herz an die Löwen verloren.
Nimmt man dies zusammen mit der ungewissen Vertragslage bei Tim Rieder und Fabian Greilinger, so kommt man nicht um die Schlussfolgerung herum: Es droht an der Grünwalder Straße 114 weiterer blauer Identitätsverlust. Und das ist, kann und sollte nicht im Interesse der Löwen sein - jedenfalls, wenn man die Löwenbiss-und-Rudelkraft-Präsentation der beiden Geschäftsführer Oliver Mueller und Werner zugrundelegt.
Lang über Abschied von 1860: "Das war alles anders geplant"
Weshalb also die Lang-Löwen-Liaison zu Ende geht? Die Abschiedsworte des Abwehrspielers auf Instagram lassen bereits den Schluss zu, dass wohl nicht alles so harmonisch lief und war wie vielleicht vermutet. "Das war alles anders geplant, als ich im vergangenen Sommer bis 2026 unterschrieben hatte", berichtete Lang zunächst.
Auch daran darf man erinnern: Sechzig hatte den bald 22-Jährigen vor einem Jahr für Profifußball-Verhältnisse langfristig an sich gebunden. Das geschieht in der Regel mit der Intention, dass derjenige ein wichtiger Zukunftsbaustein ist. Unter dem im Dezember freigestellten Ex-Coach Maurizio Jacobacci hatte Lang auch noch zu den Stammspielern gezählt.
Lang führte aber fort: "Vorzeichen verändern sich jedoch, erst recht im Fußball. Die vergangenen Monate beim SC Freiburg haben mir extrem gut getan. Ich habe mich seit langem wieder sportlich wieder richtig glücklich gefühlt und ich war raus aus dem gewohnten Umfeld. Dies bestärkte mich in der Entscheidung, im Sommer nicht mehr zu den Löwen zurückzukehren."
Ergo: In Giesing wurde Lang unter den derzeitigen Gegebenheiten nicht mehr froh beziehungsweise verspürte nicht genug Vertrauen, um sich weiterzuentwickeln. Insofern ist die Entscheidung aus seiner Perspektive konsequent.
Lang und 1860-Führung haben sich voneinander distanziert
"Niklas Lang hat sich während seiner Zeit bei den Löwen kontinuierlich weiterentwickelt und stets vollen Einsatz für die Mannschaft gezeigt", kommentierte hingegen Werner den Abgang des Herzenslöwen, der zum Teil auch Unverständnis hervorrief.
Werners Worte wirken professionell wertschätzend, aber distanziert. Vielleicht ist es eben das: Zwischen Lang und der sportlichen Führung des TSV 1860 ist eine Distanz entstanden. Und wenn es so ist, dann trugen der Winterwechsel und sein Verlauf dazu bei, dass es dabei blieb.
Lang erhielt zu Jahresbeginn keine echte Chance bei den Löwen, weil man ihn nicht als Stammplatz-Kandidaten sah und suchte nach einer Alternative, um Spielpraxis zu bekommen. Dass er nun den Wunsch nach dauerhafter Veränderung hatte, legt nahe, dass die Einschätzung im Klub weiterhin gilt. Sie wurde dann höher gewichtet als die Identitätsfrage. Ob Max Reinthaler auf der Lang-Planstelle die Erwartungen erfüllt, bleibt zu beantworten. Bisher war der 29-Jährige zu oft verletzt.
Spielt Reinthaler stabil und erfolgreich, geht der Schachzug auf - drohender Identitätsverlust hin oder her. Läuft es bei Lang in Sandhausen glänzend und bei Sechzig nicht und geht dazu vielleicht auch noch Michael Glück, lag Werner mit seiner Einschätzung falsch. Die neue Saison wird so oder so eine Antwort liefern.