Das ungleiche Gespann

Nach dem 2:1 gegen Ahlen darf 1860-Coach Kurz sich seines Jobs (vorerst) sicher sein. Der kühle Stratege passt offenbar doch zum neuen Sportchef, dem „extrovertierten Emotionsbolzen“ Stevic
von  Abendzeitung
Freudensprung nach dem Sieg gegen Ahlen: Löwen-Trainer Marco Kurz.
Freudensprung nach dem Sieg gegen Ahlen: Löwen-Trainer Marco Kurz. © Rauchensteiner/Augenklick

MÜNCHEN - Nach dem 2:1 gegen Ahlen darf 1860-Coach Kurz sich seines Jobs (vorerst) sicher sein. Der kühle Stratege passt offenbar doch zum neuen Sportchef, dem „extrovertierten Emotionsbolzen“ Stevic

Am Ende, als Melissa und Luisa Kurz im Presseraum der Allianz Arena ihrem Vater Freude entgegenliefen, da lächelte auch er endlich wieder, der angeschlagene Löwen-Trainer. Kurz zuvor, unmittelbar nach Schlusspfiff, war Kurz trotz des 2:1-Siegs seiner Löwen noch mit dem Ahlener Mittelfeldspieler Philipp Heithölter aneinander geraten, erst verbal, dann fast handgreiflich. Was nur zeigt, wie hoch die Anspannung gewesen sein muss beim in die Kritik geratenen Coach.

Später zeigte sich der 39-Jährige, nachdem er den vielleicht wichtigsten Sieg auf der Trainerbank des TSV 1860 gefeiert hatte, dann gelöst. Das bravouröse 2:1 gegen Ahlen, der erste Sieg im fünften Spiel (zu Hause sogar der erste Erfolg seit Oktober letzten Jahres) hatte für ihn erfreuliche Folgen. Nicht nur an der Investoren-Front (siehe unten), auch in der Trainer-Frage ist jetzt erst einmal Ruhe.

„Nach so einer souveränen Leistung kann man mit dem Trainer zufrieden sein“, lobte Miki Stevic, der neue Sportdirektor. Der Trainer sitzt also zunächst mal wieder fest im Sattel. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mit Marco weiter zusammenarbeiten will“, sagt Stevic über Kurz. Da kann auch er, der neue Allgewaltige, nicht anders.

Zumal Stevic selbst ja durchaus Anteil am neuen Löwen-Gefühl hat. Der 39-jährige Serbe gilt als Motivator – anders als Vorgänger Stefan Reuter (der gestern nur wenige Plätze neben Präsident Beeck in der Arena saß). Stevic darf ja die Erfindung vom „Chili-Fußball“ für sich reklamieren, er will ein Scharfmacher sein im positiven Sinn. „Er hat uns in der Kabine richtig heiß gemacht“, sagte der überragende Stefan Aigner. Stürmer Benny Lauth ergänzte: „Er hat die richtigen Worte gefunden.“ Stevic hatte den Löwen in den Katakomben nochmal die Heimtabelle vorgeführt: Dort war 1860 bis dahin Vorletzter. Und vielleicht war es ja wirklich dieser simple Anstoß, den sie brauchten. Und so zappelte der Ball schon nach 22 Sekunden (!) im Gästetor: Traumflanke von Aigner, Kopfball Daniel Bierofka. Selbst der verletzungsbedingte Doppel-Ausfall (Danny Schwarz/Muskelfaserriss und Torschütze Bierofka/Prellung) brachte 1860 nicht aus der Spur. Die (nur) 18.000 Zuschauer staunten, auch über Sascha Röslers Pfostenschuss (38.), die starke rechte Seite (Rukavina/Aigner), den forschen Auftritt von Nik Ledgerwood in der Schaltstelle und die Siegermentalität, vorgelebt vom 2:0-Torschützen, Neuzugang Rukavina.

„Man darf auch mal schlechte Spiele gewinnen, sagte Skeptiker Kurz noch, während Euphoriker Stevic für die Zukunft schon wieder „90 Minuten Löwen-Fußball“ versprach in einem Stadion, das „zur Festung werden“ müsse. Vielleicht haben sich da ja zwei gefunden, die anfangs scheinbar nicht zusammen passen wollten. Manfred Stoffers, der neue wortgewaltige Geschäftsführer, glaubt daran: „Hier ein sachlich-unterkühlter Stratege, dort ein kräftiger, extrovertierter Anpacker und Emotionsbolzen – eine tolle Kombination.“

Chili con ratio, gewissermaßen.

Oliver Griss, Filippo Cataldo

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