Das Spiel mit Reuter

Bei der Entsorgung des bisherigen Managers Stefan Reuter gibt das 1860-Präsidium kein gutes Bild ab.
von  Abendzeitung
„Ich bin beurlaubt“: Stefan Reuter steigt in seinen Audi und verlässt das Löwen-Gelände an der Grünwalder Straße.
„Ich bin beurlaubt“: Stefan Reuter steigt in seinen Audi und verlässt das Löwen-Gelände an der Grünwalder Straße. © sampics/Augenklick

Bei der Entsorgung des bisherigen Managers Stefan Reuter gibt das 1860-Präsidium kein gutes Bild ab.

MÜNCHEN Am Ende kam noch die Frage nach der Moral. Eine Frage, die erlaubt sein muss. Egal, ob ein Fußball-Verein sich nun mal wirtschaftlichen Zwängen unterwerfen und den so genannten Gesetzen des Marktes folgen muss.

Löwen-Präsident Rainer Beeck sollte also zum Ende der Präsentation des neuen Sportdirektors Miroslav Stevic im überfüllten Containerverhau am Trainingsgelände erklären, ob er das Gefühl hätte, sich Stefan Reuter gegenüber in den letzten Wochen loyal und moralisch einwandfrei verhalten zu haben. Oft hatte Beeck Nähe demonstriert; nun wurde Reuter als Sportdirektor abserviert.

Beeck, der sonst so eloquente Flughafen-Manager, wand sich. Einmal, zweimal, er wich aus, redete allgemein darüber, wie wichtig im Wirtschaftsleben Loyalität Mitarbeitern gegenüber sei, zumindest „so lange, wie man vom Erreichen der gemeinsamen Ziele überzeugt“ sei. Bei der dritten Moral-Nachfrage rang sich Beeck durch zu einem ganz schön kleinlauten: „Ja.“

Natürlich wusste Beeck da schon, dass er und seine Präsidiumskollegen Franz Maget und Michael Hasenstab bei Stevic’ Präsentation nicht die glücklichste Figur abgegeben hatten – weil sie eingestehen mussten, dass es bereits seit November Investorenpläne gab, die nur ohne Reuter verwirklicht werden konnten. Öffentlich hatte Präsident Beeck im Dezember noch für die Vertragsverlängerung des Geschäftsführers plädiert. Im Geheimen wurde da schon an Reuters Demission gearbeitet.

Und nun, da diese vollzogen ist, macht man ihm ein Angebot für den Marketing-Bereich – als Repräsentant. „Wir hoffen, dass Stefan Reuter uns erhalten bleibt. Wir haben mit ihm über ein verändertes Aufgabengebiet gesprochen“, erklärte Beeck – und erntete nur Gelächter. Als Reuter nämlich eine Viertelstunde vorher die Geschäftsstelle verlassen hatte, erklärte er den Reportern lächelnd: „Ich bin beurlaubt.“ Man habe ihm ein Angebot gemacht. Freilich ein „nicht sehr konkretes“. Eines, das er „aus vielen Gründen nicht angenommen“ hätte. Und weiter: „Folge ist, dass ich beurlaubt wurde.“ Das war eine unmissverständliche Ansage. Für alle, bis auf das Präsidium? „Uns gegenüber hat sich Reuter so nicht erklärt“, meinte Vizepräsident Maget.

Beeck meinte noch, dass Reuter zuletzt auf Grund seiner vielen Aufgaben als Geschäftsführer und Sportdirektor an seine Grenzen gestoßen sei. Dennoch ließen sie ihn – obwohl Stevic schon auf den Job wartete – noch in der Winterpause die drei Neuzugänge Sascha Rösler, Stefan Aigner und Marvin Pourie verpflichten sowie Timo Gebhart nach Stuttgart transferieren. Heißt: Das Präsidium ließ Reuter nicht nur an der neuen Mannschaft basteln, sondern auch im Unklaren über seine Demission – zu einem Zeitpunkt, als Stevic und der neue Investor Nicolai Schwarzer längst bereit standen. Zumal dieser, wie Hasenstab einräumte, mit Reuter als Sportdirektor „nicht gekommen“ wäre.

Das Spiel mit Reuter: Er musste gehen, damit neues Geld fließt.

„Wir mussten, solange nichts unterschrieben war mit Herrn Schwarzer, so weiter arbeiten, als ob nichts passieren würde“, erklärte Maget. Reuter wurde erst am Samstag informiert. Den Deal mit Schwarzer hatte das Präsidium, „als Gesellschafter“, wie Beeck betonte, bereits ein paar Tage zuvor vollendet – am Rande des Pokalspiels beim HSV. Spätestens ab da war der Geschäftsführer Reuter bei 1860 nur noch als Grüß-Gott-August eingeplant.

F. Cataldo, G. Jans

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.