Das sind die Bierofka-Kritikpunkte bei den Löwen

Nach dem 2:0-Erfolg des TSV 1860 gegen Memmingen nimmt sich Trainer Bierofka seine Spieler zur Brust. Die AZ erklärt die Kritikpunkte.
von  Patrick Mayer
Ein unermüdlicher Arbeiter an der Seitenlinie: Löwen-Coach Daniel Bierofka.
Ein unermüdlicher Arbeiter an der Seitenlinie: Löwen-Coach Daniel Bierofka. © sampics/Augenklick

München - Daniel Bierofka spricht gerne von der unbedingten Gier. Dass es darum gehe, jedes Spiel als das nächst wichtigste zu betrachten. Egal, gegen wen es geht.

Werner Lorant habe ihm das einst beigebracht, erzählte der Löwen-Trainer. Viele Beobachter in Giesing vergleichen den 38-Jährigen schon mit dem Kult-Coach. In diesen Kontext passte der jüngste Rundumschlag von Bierofka. "Wenn wir spielen wie in der zweiten Halbzeit, wird es schwierig mit der Meisterschaft", sagte der Sechzig-Trainer nach dem 2:0 gegen den FC Memmingen. "Dinge muss man klar ansprechen. Das habe ich in der Kabine auch gesagt."

Doch was stört ihn am Fußball seiner Mannschaft? Die AZ erklärt Bierofkas Kritikpunkte.

Die Standards: Zwar sind die Löwen sehr gefährlich bei Standardflanken. Das gilt aber nicht für direkte Freistöße. Der letzte direkte Freistoßtreffer des TSV 1860 datiert vom 28. Oktober 2016. Damals traf ein gewisser Levent Aycicek in der 2. Liga gegen Erzgebirge Aue.

Gegen Memmingen, mehr als ein Jahr später und zwei Klassen tiefer, hämmerte Nico Karger den Ball rund 20 Meter vor dem Tor direkt in die Mauer – bezeichnend.

Die Spieleröffnung: "Nach der Halbzeit haben wir total naiv und planlos gespielt, keine Ruhe in der Spieleröffnung gehabt, den Ball hektisch nach vorne gespielt", motzte Bierofka nach dem Spiel gegen die Allgäuer. "Das ist unverständlich."

Keine Frage: Regisseur Timo Gebhart fehlt den Löwen als Tempoverschlepper und Spielmacher, der den Aktionen einen klaren Zusammenhang gibt. Beispielhaft: Benjamin Kindsvater ging zuletzt reihenweise überhastet ins Eins-gegen-eins, um sich fast jedes Mal festzulaufen. "Am Positionsspiel gibt es Verbesserungsbedarf", sagte Bierofka. Auffällig: Das Zentrum gehört situativ komplett den Gegnern.

Das Passspiel: Das Umschaltspiel? Brandgefährlich! Die langen Bälle? Eine Waffe! Doch Sechzig könnte mit genaueren Pässen noch mehr Torchancen erzwingen. Bierofka kritisierte, dass seine Mannen auch mal auf dem Ball draufstehen sollten. Stattdessen werden Zuspiele riskant nach vorne gedroschen. Das ist mutig. Mitunter aber unnötig.

"Wir müssen daran arbeiten, dass wir nach einer Führung nicht immer die Bälle herschenken", sagte Bierofka und monierte nach dem Memmingen-Spiel: "Was eklatant war: Dass wir den letzten Pass nicht an den Mann gebracht haben." Auch Torjäger Karger kritisierte: "Wir haben unsere Konter nicht gut ausgespielt."

Die Chancenverwertung: "Worüber ich mich brutal ärgere: Wir hätten den Sack früher zumachen müssen, laufen zwei, drei Mal alleine auf das Tor zu", meinte Bierofka nach dem 3:0 am vergangenen Dienstag gegen die SpVgg Bayreuth. Nun kritisierte er: "Wenn wir eine richtig gute Mannschaft werden wollen, müssen wir das 3:0 machen, den Mund abputzen und sagen: Dankeschön!"

Stattdessen gingen seine Spieler leichtfertig mit Torchancen um. Bestes Beispiel: Christian Köppel. Der 23-Jährige versuchte, FCM-Keeper Martin Gruber aus bester Position zu überlupfen – und scheiterte dabei kläglich. "Da habe ich die falsche Entscheidung getroffen, aber ich hatte noch mein Tor im Hinspiel im Kopf", erzählte der Youngster mit Blick auf seinen Kunstschuss zum Saisonauftakt.

In Giesing tobte die Haupttribüne – und Bierofka.

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