Das sagt Löwen-Legende Karsten Wettberg vor dem Derby des TSV 1860 München gegen FC Bayern II

Bisher hatte Löwen-Ikone Karsten Wettberg diesen Titel inne. Wenn Sechzig aber im Derby gegen den FC Bayern II Meister wird, tritt er ihn an den aktuellen 1860-Coach ab. Wettberg: "Das wäre dann eine Blamage für die Roten."
von  Interview: Matthias Eicher
"Wer Biero kennt, weiß: Er wird seinen Spielern einimpfen, dass man gegen die Bayern nicht verlieren darf",sagt Karsten Wettberg vor dem Derby.
"Wer Biero kennt, weiß: Er wird seinen Spielern einimpfen, dass man gegen die Bayern nicht verlieren darf",sagt Karsten Wettberg vor dem Derby. © sampics/Augenklick (2)

Karsten Wettberg (76) trainierte die Löwen von 1990 bis 1992 und führte sie in die 2. Liga.

AZ: Herr Wettberg, gratulieren Sie den Löwen nach dem 2:0-Sieg in Illertissen schon zur Meisterschaft?
KARSTEN WETTBERG: Ja, hiermit geschehen! Neun Punkte und 16 Tore Vorsprung? Selbst Pessimisten können jetzt dran glauben. Das weiß auch Daniel Bierofka, obwohl er sich öffentlich zurückgehalten hat. Im Sommer haben so viele gesagt: Sechzig muss Meister werden. So klar war das nicht. Wenn man sieht, was Bierofka aus einem einzigen Trümmerhaufen gemacht hat, ist das zweifellos in erster Linie sein Verdienst.

Nun geht’s am Sonntag im Derby gegen den Verfolger FC Bayern II. Würdiger Rahmen für eine Meisterparty?
Das wäre toll, wobei ich sagen muss: Das ist ganz klar eine Blamage für die Bayern. Wenn man sieht, was sie für Anstrengungen unternommen haben, welch teure Spieler sie haben und wie sie im Winter noch getönt haben – wo sind sie denn jetzt? Wo ist der heiße Atem?

Einzelkritik zur 0:1-Derby-Niederlage gegen den FC Bayern II

Wettberg: Diesen Fehler hat Rummenigge gemacht

Bayerns Trainer Tim Walter stichelte trotzdem und sagte kürzlich: "Es ist auf Deutsch gesagt schon scheiße, wenn ich gegen die Roten zwei Mal im Jahr verliere. Ich glaube, da tröstet auch ein möglicher Aufstieg nicht drüber hinweg."
Da kann ich nur müde lächeln. Sie wollten aufsteigen, das haben sie oft betont. Wenn man jetzt Sechzigs Vorsprung sieht, ist das bitter für Bayern. Der bevorstehende Trainerwechsel kommt nicht von ungefähr. Der Aufstieg ist natürlich ungleich wichtiger. Und noch was muss ich zum Derby sagen.

Wir bitten darum.
Das war ein krasser Fehler von Karl-Heinz Rummenigge. Da verlegen sie das Spiel in die Allianz Arena, dann doch zurück ins Grünwalder Stadion. In der Arena hätte man ein tolles Fußballfest feiern können, denn es sollte doch darum gehen, so vielen Fans wie möglich Zutritt zu verschaffen. Jetzt müssen viele draußen bleiben. Wollen wir hoffen, dass es danach drumherum in Giesing etwas zu feiern gibt.

Wettberg setzt auf Gebhart und Görlitz

Wie stehen jetzt die sportlichen Vorzeichen nach dem 0:1 im Hinspiel? Kapitän Felix Weber und Markus Ziereis drohen auszufallen.
Wir brauchen nicht drum herum reden: Die Bayern sind spielerisch und technisch die beste Mannschaft, haben finanziell ganz andere Möglichkeiten. Aber wer Biero kennt, weiß: Er wird seinen Spielern einimpfen, dass man gegen die Bayern normalerweise nicht verlieren darf. Auch, wenn es nicht so glanzvoll ist wie früher: Es heißt Rot gegen Blau, es geht ums Prestige. Als Experte würde ich 1:1 tippen, als Blauer hoffe ich auf eine Revanche egal, mit welchem Ergebnis.

Timo Gebhart wird gegen die Bayern aller Voraussicht nach sein Comeback geben, eine Gruppe Löwen-Fans namens "Bluetsbrüder" feiert in einer Fotomontage schon "die Rückkehr des Königs". Was sagt der "König von Giesing" dazu?
Ich habe es selbst nicht gesehen, aber das hat mir jemand erzählt. Er ist für mich ein absoluter Anführer, wäre in der Relegation eine Waffe. Ich setze auch auf Michael Görlitz, wobei man nicht vergessen darf, dass beide Spieler monatelang weg waren. Aber Sechzig hat auch ohne Gebhart gute Spiele gemacht, wie gegen Schweinfurt (zwei Mal 3:1, d. Red.) oder dem 5:0 gegen Eichstätt – und einige andere. Ich glaube, ohne Bierofka und seine Verbindungen, eben solche Spieler wie Gebhart, Mauersberger, Mölders, aber auch Steinhart und Ziereis holen zu können, hätte 1860 jetzt nicht gute Chancen auf den Aufstieg.

Bierofkas jüngste Sprüche, sich im Aufstiegsfall an Ihrem legendären Interview nach dem Zweitliga-Aufstieg 1991 nur in Unterhosen bekleidet ein Beispiel zu nehmen, dürften Sie vernommen haben. Somit wäre er selbst ein würdiger Nachfolger?
Damals haben sie mir die Kleider vom Leib gerissen. Was die Muskeln anbelangt, wird der Biero noch ein bisschen trainieren müssen (lacht). Er soll jetzt erstmal den Fußball-Lehrer machen, wofür er ja jetzt zugelassen wurde und das sicher auch gut schaffen wird. Fehlt nur noch der Aufstieg. Dann darf er sich von mir aus gerne "König von Giesing" nennen.

Hier gibt's mehr News vom TSV 1860

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.