Das Rettungsspiel

1860 setzt beim bereits abgestiegenen SV Wehen auch auf Sascha Röslers neues Selbstvertrauen. Klassenerhalt – dann soll Ewald Lienen kommen
MÜNCHEN Der Motor des Mannschaftsbusses lief schon, als Rudi Fendt, der Löwen-Chauffeur, am Trainingsgelände einen blauen Lappen aus dem Stauraum rausholte und in der Mittagssonne begann, sein Gefährt zu wienern. Hinterher blitzte der Bus.
Abfahrbereit für die Fahrt zum Rettungsspiel.
Also stellte Trainer Uwe Wolf nach der letzten Einheit vor dem nächsten Abstiegs-Endspiel in Wehen (Dienstag, 17.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) in der Kabine die Charakterfrage: „Es brauchen nur die Spieler in den Bus einzusteigen, die überzeugt sind, dass wir das schaffen...“ Wolf blickte sekundenlang in die Runde. Und, immerhin: Niemand kniff.
Passen müssen dennoch einige Löwen: Allen voran Michael Hofmann, der 36-jährige Torwart. Seine Rückenbeschwerden lassen einen Einsatz in Wehen nicht zu. „Er hat sich am Morgen bei mir abgemeldet“, sagt Wolf. Ebenso nicht dabei sind die Bender-Zwillinge Lars und Sven, beide plagen Sprunggelenks-Probleme.
Trotz des personellen Handicaps hat der TSV 1860 ein Ziel vor Augen: Die vorzeitige Rettung in der Zweiten Liga. „Wir sind jetzt in einer Phase“, betont Kapitän Benny Lauth, „in der wir uns keinen Ausrutscher mehr erlauben dürfen. Ich denke, das weiß jeder. Ich gehe davon aus, dass wir die drei Punkte holen.“ Die wohl zum endgültigen Klassenerhalt reichen würden: Mit einem Sieg bei Fix-Absteiger Wehen, dem heimschwächsten Team der Liga, hätte 1860 die zuletzt meist ausreichenden 40 Zähler auf dem Konto.
Gefallen würde dies vor allem auch Sportdirektor Miki Stevic. Der 39-jährige Serbe muss zugeben, dass die unsichere Situation ihm die Saisonplanung für 2009/2010 erschwert. „Diese ungewisse Lage macht’s nicht leichter“, sagt Stevic.
Für den Fall des Klassenerhalts ist wenigstens schon klar: Der neue Trainer heißt Ewald Lienen (AZ berichtete) – er nimmt wohl auch seinen Schwiegersohn Abder Ramdane als Co-Trainer mit. Und wenn denn für die 2. Liga Planungssicherheit besteht, ist Stevic gefordert, zugkräftige Verstärkungen zu engagieren, auf die man längst wartet.
Doch zunächst liegt es am alten Personal, die Kurve noch zu kriegen. Wolfs Rezept: „Wir müssen Wehen sofort die Lust am Fußball nehmen.“ Doch der Trainer weiß auch um die angeknackste Psyche seiner Profis: „Es ist klar, dass auf der Mannschaft ein Druck lastet. Aber mit nur einem Spiel können wir den ganzen Druck wegnehmen.“
Einer, der wohl helfen wird: Sascha Rösler. Nach seinem furiosen Freistoß-Tor gegen Rostock (3:3) könnte er eine Chance in der Startelf bekommen und statt Manuel Schäffler auflaufen. Wolf: „So ein Weltklasse-Tor stärkt das Selbstvertrauen.“ Bei Rösler und den Löwen. Oliver Griss