Das Präsidium zerbricht

Wettberg geht auf Distanz zu von Linde und Maget sucht offenbar schon dessen Nachfolger: Der SPD-Spitzenpolitiker telefonierte nach AZ-Informationen mit Otto Steiner, dem ehemaligen Vize-Präsidenten.
von  Abendzeitung

Wettberg geht auf Distanz zu von Linde und Maget sucht offenbar schon dessen Nachfolger: Der SPD-Spitzenpolitiker telefonierte nach AZ-Informationen mit Otto Steiner, dem ehemaligen Vize-Präsidenten.

MÜNCHEN Wenn ihm der Stress zu groß wird, steigt Albrecht von Linde (64) gerne mal in Ammerland auf sein Fahrrad und macht eine zünftige Radltour um den Starnberger See. Ob ihm jetzt gerade danach zumute ist? Der Löwen-Boss wird schließlich von allen Seiten attackiert: Erst nach der Zweitliga-Rettung von Ex-Geschäftsführer Stefan Ziffzer („Er ist eine Schande“), dann an der Grünwalder Straße von den eigenen Fans („Schleichen Sie sich!“) und nun schließlich von Hauptsponsor Trenkwalder („Wir stellen den Präsidenten ihn Frage“). Und was macht der Löwen-Boss? Er bereitet offenbar seinen Rückzug vor. „Ich habe den Delegierten von Anfang an gesagt, dass ich hier für 18 Monate zur Verfügung stehe“, sagte von Linde der AZ, „diese Aussage gilt nachwievor. Ich klebe nicht an diesem Amt.“

Eine Aussage, die überrascht. Schließlich hatte der Präsident in in den vergangenen Monaten stets betont, dass es noch nicht sicher sei, ob er sich im Herbst tatsächlich zurückziehen werde. Im Gegenteil. „Die Amtszeit des Präsidenten beträgt drei Jahre“, hatte er stets betont. Nun der Rückzieher – weil er spürt, dass er bei den Löwen längst isoliert ist?

Sogar Vize-Präsident Karsten Wettberg, der von Linde einst zur Kandidatur überredet hatte, scheint mittlerweile auf Distanz zum angeschlagenen Präsidenten zu gehen. In einem Interview mit dem Bayerischen Fernsehen sagte der Ex-Trainer auf die Frage, ob 1860 einen neuen Chef brauche: „Wir brauchen einen Präsidenten, der nicht polarisiert und die Fanlager wieder eint. Das ist von Linde nicht gelungen. Das muss man eindeutig so sagen.“

Es bröckelt bei den Ober-Löwen. Wettberg verteidigte in der AZ sein TV-Interview: „Ich stelle nur Tatsachen fest. Das ist keine Schuldzuweisung. Es gibt weiter ein Lagerdenken, das ist aber nichts Neues. Es gibt im Herbst sowieso einen Wechsel an der Spitze, ob durch Rotation oder durch einen neuen Präsidenten. Aber aus meiner Sicht gibt es derzeit wichtigere Dinge als die Präsidentenfrage.“

Offenbar nicht für Franz Maget, den anderen Vize-Präsidenten: Der sucht schon einen Nachfolger für von Linde, der im September nach 18monatiger Amtszeit abtreten soll. Aus New York, wo sich der SPD-Spitzenpolitiker derzeit aufhält, telefonierte er nach AZ-Informationen mit Otto Steiner, dem ehemaligen Vize-Präsidenten.

Um ihn zu einem Comeback zu überreden? „Das kann ich so nicht bestätigen“, sagte der Geschäftsführer von Constantin Entertainment der AZ. Dementiert hat er es aber auch nicht. Im Juli 2007 war Steiner als Vize-Präsident zurückgetreten – mit der Forderung, der Aufsichtsrat möge von Linde und Wettberg absetzen und ein neutrales Präsidium bestellen. Seitdem ist Steiner wieder Fan – und unterstützt die Löwen aus der Nordkurve heraus.

Kann eine Zusammenarbeit mit Wettberg, der mittlerweile vorgibt, seine eigenen Ambitionen auf das Amt aufgegeben zu haben, dann überhaupt klappen? Vor zwei Jahren standen sich die Kontrahenten in einem hektischen Wahlkampf gegenüber. Freunde sind sie seitdem nicht. Aus Steiners Umfeld ist zu hören, dass er einem Comeback grundsätzlich nicht abgeneigt wäre, allerdings mit einem klaren Wunsch: Ein kompletter Neuanfang.

Doch Steiner ist nicht der einzige Kandidat, über den spekuliert wird: Angeblich hat auch Klaus Josef Lutz (49), der ehemalige Geschäftsführer des Süddeutschen Verlags, Interesse am Präsidenten-Amt beim TSV 1860.

Oliver Griss, Filippo Cataldo

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