Das nächste Löwen-Beben
Der TSV 1860 trennt sich am Saisonende von Trainer Friedhelm Funkel. „Wir sind uns nicht über das Konzept einig geworden“, sagt Markus Rejek. Kommt nun Holger Stanislawski?
München - Vielleicht können sie wirklich nicht anders, Löwen sind Raubtiere, sie müssen reißen, um zu überleben.
Nun hat es, auch wenn es ein Erlegen mit Verzögerung ist, auch Friedhelm Funkel erwischt beim TSV 1860. Der 60-Jährige ist nur noch bis zum Saisonende Trainer, die Löwen-Bosse haben sich am Mittwoch entschieden, Funkels Vertrag nicht zu verlängern.
Präsident Gerhard Mayrhofer hat seit Juli schon zwei Trainer, einen Geschäftsführer und einen Sportchef verschlissen. Eine atemberaubende Quote, auch wenn es für jede Entlassung – oder verweigerte Vertragsverlängerung – aus Löwen-Sicht durchaus vernünftige Gründe gegeben haben mag.
Wieso Funkel gehen muss, wie es jetzt weitergeht:
Wieso die Trennung von Funkel?
Geschäftsführer Markus Rejek führte ausschließlich „konzeptionelle“ Gründe an. „Wir sind nach mehreren Gesprächen zu dem Schluss gekommen, dass wir unterschiedliche konzeptionelle Auffassungen über die sportliche Zukunft der Löwen haben“, sagte er der AZ. Die Entscheidung gegen Funkel hätte sich in den letzten Tagen bereits abgezeichnet und sei dann nach einem finalen Gespräch am Mittwoch gefallen.
Sie sei „unabhängig von der sportlichen Situation“ gefallen, versicherte Rejek mehrmals im Gespräch. Zwar könne niemand zufrieden sein mit der sportlichen Situation – die Löwen belegen nur Platz 14 in der Rückrundentabelle, haben nur zwei von elf Spielen gewonnen – doch die Trennung erfolge, weil „wir uns nicht über das Konzept einig geworden sind“.
Was könnte Rejek meinen?
Noch am Montag sagte Funkel auf die Frage, wieso er der Richtige für 1860 sei: „Weil man eine klare fußballerische Entwicklung bei der Mannschaft sieht. Es gibt immer Rückschläge, bis man langfristig Erfolg hat.“
Er wolle die Mannschaft „mit jungen, laufstarken und willigen Spielern“ verstärken. Rejek widersprach nicht, sagte am Montag im Gegenteil der AZ: „Die Spielweise hat sich geändert. Das braucht Zeit und dafür haben wir Verständnis.“ Zwei Tage später dann die Entscheidung gegen Funkel. Möglicherweise hat man doch schon einen Sportchef in der Hinterhand, der nicht mit Funkel arbeiten möchte. Oder der Noch-Trainer wollte eine klarere Ansage von den Bossen, wie viel Geld nächste Saison zur Verfügung stehen würde und was Investor Hasan Ismaik plane.
Schon in der Winterpause hatte Funkel ein Angebot zur Vertragsverlängerung ausgeschlagen, weil er abwarten wollte, wie sich die Dinge mit Ismaik entwickeln. Mayrhofer gefiel zudem nicht, wie Funkel zuletzt immer vehementer Werbung in eigener Sache machte.Der TSV 1860 trennt sich am Saisonende von Trainer Friedhelm Funkel. „Wir sind uns nicht über das Konzept einig geworden“, sagt Markus Rejek. Kommt nun Holger Stanislawski?
Was hat Funkel bei 1860 bewirkt?
Die nackten Zahlen sprechen gegen ihn, der im September Alexander Schmidt beerbt hatte und mit der Mannschaft zumindest eingreifen sollte in den Aufstiegskampf. Sieben Siegen stehen sieben Pleiten und acht Remis gegenüber. Andererseits kamen im Winter vor allem wegen Funkels Kontakten Stürmer Yuya Osako und Außenverteidiger Markus Steinhöfer, die beide einschlugen.
Auch spielte die Mannschaft zuletzt, zumindest zeitweise, richtig guten Fußball. Zum ersten Mal seit Jahren ist ein spielerisches Konzept bei 1860 erkennbar. Daran hätte aber Co-Trainer Markus von Ahlen einen großen Anteil, sagte Mayrhofer vor ein paar Tagen der AZ. Noch im Winter hatte er den Trainer als „Geschenk für 1860“ bezeichnet.
Wie geht es jetzt weiter?
"Wir machen jetzt den Schnitt und werden beide sportliche Schlüsselpositionen neu besetzen", sagte Rejek. Gesucht wird nun zunächst der neue Sportchef, der möglichst bis Ende nächster Woche gefunden sein soll. Dieser kann sich dann den neuen Trainer aussuchen. Bis dahin ist der Klub quasi blockiert, alle Gespräche über mögliche Vertragsverlängerungen oder Transfers liegen auf Eis.
Gibt es Kandidaten? Ex-Pauli- und Ex-Köln-Trainer Holger Stanislawski wäre im Sommer nach seinem Sabbatical wieder zu haben. An ihm waren die Löwen schon diesen Herbst interessiert, da sagte er aber mit Verweis auf sein Ruhejahr ab. Auch über Michael Frontzeck (zuletzt St. Pauli) haben die Löwen schon mal Informationen eingeholt – und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus ist sowieso der Dauerbrenner-Kandidat in Giesing.