Das Leiden und Hoffen des Olaf Bodden

München - Karsten Wettberg hat vorgefühlt. „Er ist sehr schwach“, erklärt der „König von Giesing“. „Länger als ein paar Minuten wird er nicht sprechen können.“ Tatsächlich bittet Olaf Bodden zunächst, das Gespräch zu verlegen. Als es dann klappt und der 46-Jährige die Kraft aufbringt, ein paar Minuten mit der AZ zu sprechen, sagt er: „Ich werde mich anschließend zwei Stunden hinlegen müssen. Ich weiß, dass ich gleich wieder platt sein werde. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig.“
Doch Bodden ist es sehr wichtig, über seine Krankheit zu sprechen. Über das chronische Erschöpfungssyndrom, das ihn seit Jahren im Würgegriff hält. Über das Epstein-Barr-Virus, das in seinem Nervensystem wütet. Über die Artzney, deren Wirkung nachlassen und alles nur noch viel schlimmer machen. Bodden spricht von einem „Krieg im Gehirn – das Virus soll raus, hinterlässt dabei aber ein Schlachtfeld“. Er ist gewillt, diesen Krieg zu gewinnen.
Zusammen mit Freunden wie Wettberg. Zusammen mit Leidensgenossen, für die Bodden mitkämpft. Er und seine Mitstreiter sammeln Geld für eine neue Behandlungsmethode, eine Zelltherapie. Die würde zwar bis zu einer halben Million Euro kosten, aber eben nicht nur Bodden, sondern auch neun weiteren Erkrankten helfen.
Hilfe, die bitter nötig ist. Denn auch das Weihnachtsfest wird für den einstigen Publikumsliebling des TSV 1860 einmal mehr einsam werden. „Ich werde es im Bett verbringen, meistens schlafend“, sagt Bodden. „Meine Tochter wird für eine halbe Stunde vorbeikommen. Aber alles, was länger dauern würde, wäre zu anstrengend für mich.“
Die Weihnachtstage zeigen die tragische Situation, in der sich der ehemalige Stürmer befindet. So gerne er Besuch empfangen würde – und noch immer kommen regelmäßig alte Weggefährten wie Thomas Miller oder Bernhard Winkler vorbei –, so sehr schwächen ihn die kleinsten Aufgaben. „Selbst jemandem die Hand zu geben, fällt mir schwer.“
Bodden beschreibt die Symptome wie eine Kombination aus einem Magen-Darm-Infekt, bei dem man nichts essen kann und körperlich am Ende ist, und einer Migräne, die einen empfindlich für alles macht, was man wahrnimmt. Dauerhaft. Geräusche. Licht. Bewegungen. Jeden Tag. Jede Minute. Jede Sekunde.
„Ein grausamer Zustand“, sagt Bodden. Als sei man gelähmt, aber nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Seit einigen Monaten nehmen Schmerzen und Erschöpfungssymptome wieder zu. „Bisher hat das Artzney mich zumindest kognitiv gesund gemacht. Aber seitdem die Wirkung nachlässt, wird es immer schwieriger, weil jetzt auch mein Kopf nicht mehr mitmacht.“
Abhilfe könnte eine Zelltherapie schaffen. Sie kostet zwischen 300.000 und 500.000 Euro. Doch weil sie nicht nur Bodden, sondern auch anderen Erkrankten helfen würde, hofft der Ex-Löwe auf genügend Unterstützung. „Wir wollen das mit der Charité in Berlin auf die Beine stellen“, sagt er. Zehn Erkrankte, für die gesammelt wird.
Vor allem von Wettberg. Der Ur-Löwe hat bereits dafür gesorgt, dass ein Olaf-Bodden-Shirt in den Verkauf gegangen ist. Im Sommer 2015 soll ein Benefizspiel stattfinden. Alles mit dem Ziel, dass Bodden und andere Erkrankte endlich wieder hoffen dürfen. Auf ein halbwegs normales Leben – und auf ein normales Weihnachtsfest.
So können Sie helfen
Wenn Sie die Zelltherapie für Olaf Bodden unterstützen möchten, können Sie hier dafür spenden:
Karsten Wettberg/für Olaf Bodden
KontoNr.: 1860 0 007
BLZ: 750 515 65 bei der Kreissparkasse Kelheim
IBAN:DE42750515650018600007
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