Das Köllner-Kollektiv als Erfolgsfaktor beim TSV 1860

Vereinte Kräfte, junge Wilde, beseelter Trainer: Wie 1860 in Köln gesiegt hat. Eine AZ-Analyse.
von  Matthias Eicher
Dezimierte Löwen: Die Elf von Trainer Köllner in Köln, die in dieser Besetzung so sonst nie zusammengespielt hätte.
Dezimierte Löwen: Die Elf von Trainer Köllner in Köln, die in dieser Besetzung so sonst nie zusammengespielt hätte. © sampics/Augenklick

München - Die Fahrt nach Köln wird Michael Köllner wohl noch lange in Erinnerung behalten. Erst das Corona-Chaos, bedingt durch den Ausbruch bei Pokal-Gegner Karlsruher SC. Zwei Spielabsagen. Fünf fehlende Leistungsträger.

Löwen-Sieg: Glücklich, aber nicht unverdient

Also hat Köllner die Seinen kleingeredet, den Teamgeist beschworen - und am Ende einen glücklichen, aber nicht unverdienten Dreier eingefahren. "Wir mussten gegen eine starke Viktoria bis zur letzten Minute Schwerstarbeit leisten", sagte der 1860-Trainer nach dem 1:0-Sieg durch den goldenen Treffer von Marcel Bär (39.).

Der Coach war voll des Lobes für das Team um Routinier Quirin Moll, den aufstrebenden Vorlagengeber Keanu Staude und Youngster Tim Linsbichler, das in die Bresche gesprungen war: "Wir haben eine Truppe, die marschiert, die Gas gibt, die sich den Widrigkeiten stellt. Das war das Erfolgsrezept."

Erfolgsrezept Teamgeist bei 1860

Erfolgsrezept Teamgeist: Dies gilt ganz grundsätzlich unter Köllner, der an die Stärke einer ebenso akribisch wie harmonisch zusammengestellten Mannschaft glaubt. "Es war wichtig, dass wir gezeigt haben, dass wir trotz des Fehlens einiger wichtiger Spieler die Qualität - und vor allem die Einstellung und Leidenschaft - haben, hier drei Punkte mitzunehmen", sagte der 52-Jährige. Alles andere als ein Selbstläufer nach dieser "turbulenten, nervenaufreibenden Woche".

Erst recht in der (Corona-)Not, die man vor allem beim Blick auf die Auswechselbank bemerkte: Dort saßen die Ersatzkeeper Tom Kretzschmar und György Szekely, dazu Lorenz Knöferl, Johann Ngounou Djayo, Marco Mannhardt, Maxim Gresler, Julian Bell sowie die Joker-Debütanten Alexander Freitag und Leandro Morgalla.

Die jungen Wilden

Die kennen Sie nicht, liebe Leser? Keine Schande. Schließlich hatten diese jungen Wilden im bisherigen Saisonverlauf nur zwei Drittliga-Spiele auf dem Buckel. Und das nicht etwa jeder, sondern kollektiv: Kretzschmar war in den beiden Auftaktspielen gegen Würzburg (1:0) und Wehen Wiesbaden (0:0) zum Einsatz gekommen.

Köllner hat es mal wieder geschafft

Dann wäre da noch der Trainer: Köllner hat es mit seinem Charakter und seiner ureigenen Art mal wieder geschafft, seiner ersatzgeschwächten Elf den nötigen Siegeswillen einzuhauchen - und das richtige Rüstzeug an die Hand zu geben. "Nach der anstrengenden, nervenaufreibenden, turbulenten Woche".

Köllner wäre nicht Köllner, wenn er nach dem Erfolg nicht einen Spruch auf Lager hätte. Diesmal waren's sogar gleich mehrere. "Wenn Köllner nach Köln fährt und nie gewinnt, dann nagt das an einem", witzelte der Coach nach dem ersten Dreier im dritten Spiel.

1860-Trainer: "Die Truppe muss in ihrem Charakter so bleiben"

Die Aussage von Torhüter Marco Hiller, der gescherzt hatte, ohne das ein oder andere wohlverdiente Kaltgetränke im Mannschaftsbus "mit dem Zug nach Hause zu fahren" konterte Köllner: "Unser Sponsor Petrusquelle hat bestimmt ein kaltes Wasser." Lachend ergänzte er, gleichzeitig als Sponsorenpfleger unterwegs: "Von Hacker-Pschorr ist sicher auch was dabei."

Dieses Wir-Gefühl der Blauen ist es auch, weshalb Köllner beim Thema Winter-Neulöwen keine Schnellschüsse abfeuern mochte. "Es braucht Augenmaß, die Truppe muss in ihrem Charakter so bleiben. Das ist immer das oberste Ziel, wenn wir noch etwas machen sollten." Auch ein Grund gegen die Rückkehr von Tim Rieder trotz Einigung: Nicht zum Preis einer Ablöse, auf der Türkgücü bestanden hätte.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.