"Das ist nicht hinnehmbar": Keine Gnade für 1860

DFB-Chefankläger Anton Nachreiner war früher mal 1860-Profi. Nach dem Eklat im Ahlen-Spiel will er gegen seinen Ex-Klub durchgreifen.Das Urteil wird rasch fallen
MÜNCHEN Am Mittwoch, kurz vor zwölf Uhr mittags und damit gerade noch rechtzeitig, faxte der TSV 1860 die angeforderte Stellungsnahme an den DFB. Darin schildert die Löwen-Geschäftsführung aus ihrer Sicht die Vorkommnisse bei der 0:1-Pleite gegen Ahlen: Dabei war Ahlen-Torwart Sascha Kirschstein von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden; nach dem Anpfiff waren zwei Löwen-Anhänger auf dem Spielfeld auf Schiedsrichter Markus Wingenbach losgegangen. Beide erhielten vom Klub inzwischen ein dreijähriges Stadionverbot.
Der DFB ermittelt gegen Sechzig, ein Verfahren vor dem Sportgericht gilt längst als sicher. Chefankläger Toni Nachreiner (54), ein früherer Löwen-Profi (1976 bis 1980), wird den Strafantrag gegen seinen ehemaligen Klub erarbeiten. Zur AZ sagte der Direktor des Amtsgerichts Deggendorf am Mittwoch: „Ich weiß, was ich verlangen werde. Die Vorfälle vom Montag sind nicht entschuldbar und nicht hinnehmbar.“
Er selbst habe den Eklat in der Allianz Arena nicht gesehen. Nachreiner: „Ich habe sofort nach dem Abpfiff den Fernseher ausgeschaltet. Ich habe die entscheidende Szene leider nicht gesehen.“
Erst hinterher machte sich Nachreiner anhand von Video-Aufzeichnungen kundig. Dass die Vorfälle auf mögliche Provokationen von Ahlen-Keeper Sascha Kirschstein zurück zu führen seien, scheidet bei Nachreiner als Ursache für den Eklat aus. Er sagt: „Das sind Behauptungen, die ich nicht nachvollziehen kann.“
Bereits am Donnerstag, so plant der DFB, soll das Urteil verkündet werden. Womöglich läuft es auf eine Platzsperre für 1860, also ein Geisterspiel in der Allianz Arena hinaus. Zumindest droht eine empfindliche Geldstrafe. Nachreiner: „Fans und Verein sind vor Gericht immer eine Einheit, deswegen haftet der Verein. Der muss sich einfach an die Vorschriften halten.“
Es wird also berücksichtigt, dass 1860 in dieser Saison schon ein Geisterspiel hatte – in der Regionalliga. Bei einem Spiel der Löwen-U23 war es zu Zwischenfällen mit Fans gekommen. Nun schon wieder.
Sind Löwen-Fans demnach Problem-Fans? Davon will Axel Dubelowski, der 1860-Fanbeauftragte, nichts wissen. Zur AZ sagt er: „Wir haben kein Sicherheitsproblem und auch längst keine Hooligans mehr. Bei 1860 ist es wesentlich ruhiger geworden als nach dem Zwangsabstieg 1982 in der Bayernliga. In Deutschland gibt es viel schlimmere Klubs als uns.“
Dennoch macht sich Dubelowski, der den Klub seit 1984 begleitet, Gedanken, wie man Vorfälle wie im Ahlen-Spiel künftig vermeiden kann. Seine Idee: „Ich habe vorgeschlagen, dass wir vor den Spielen in der Nordkurve die Feuerzeuge abnehmen und billige Streichholzschachteln verteilen. Das ist in Italien gang und gäbe.“ Mal sehen, ob sich das auch in Fröttmaning durchsetzt. Oliver Griss