Warum Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer beim TSV 1860 einen schweren Stand hat

Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer hat beim TSV 1860 einiges bewegt, die Anzahl der Sponsoren etwa verdoppelt. Dennoch hat er bei Präsident Robert Reisinger und den Löwen-Fans einen schweren Stand. Wie geriet Pfeifer dermaßen ins Abseits?
von  Matthias Eicher
Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer sucht die Nähe zu den Fans des TSV 1860. Auf Gegenliebe stößt dies jedoch nicht.
Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer sucht die Nähe zu den Fans des TSV 1860. Auf Gegenliebe stößt dies jedoch nicht. © IMAGO / Ulrich Wagner

München - Marc-Nicolai Pfeifer ist für gewöhnlich ein höflicher, positiver Mensch. Der kaufmännische Geschäftsführer des TSV 1860 ist ein Mann, der seinem Gegenüber die Hand zur Begrüßung reicht.

Einer, der in seinem Whattsapp-Status einmal pro Woche sein "Wort zum Montag" mit konstruktiven Sinnsprüchen abgibt. Und, für die Sechzger bisher wohl das wichtigste Kriterium seines beruflichen Wirkens: Pfeifer ist ein Mann, der die Leute überzeugen kann.

Sponsorenkönig Marc-Nicolai Pfeifer sprach schon vom Bundesliga-Traum mit dem TSV 1860

Der 42-jährige Geschäftsführer des TSV 1860 ist seit Juli 2020 der Finanz-Boss der Blauen. Mitten in der Corona-Krise hatte der im Löwen-Kosmos zuvor relativ unbekannte Ludwigsburger die komplizierte bis unmögliche Aufgabe, für einen dicken Geldbeutel der chronisch klammen Giesinger zu sorgen.

Zwischenfazit? Überdurchschnittlich. Pfeifer sammelte Sponsor um Sponsor, in seiner Amtszeit hat sich die Zahl der weiß-blauen Sponsoren etwa verdoppelt. Über 30 Partner zahlen 100.000 Euro pro Saison, mehr als 70 sind mit 18.600 Euro dabei.

Der Schwabe glänzte derart, dass er von der "Bild" vor gut einem Jahr zum Sponsoren-König getauft wurde und im Interview erklärte: "Es ist mein Traum, in einigen Jahren in der Bundesliga anzukommen – mit dem TSV 1860 München."

Bei den Fans des TSV 1860 ist Marc-Nicolai Pfeifer mittlerweile unten durch

Und doch hat Pfeifer neben der Tatsache, dass sein Wunschziel ins Stocken geraten ist, ein Problem bei den Löwen: Seit einigen Wochen regt sich Kritik am einstigen kaufmännischen Leiter der Stuttgarter Kickers, bei Präsident Robert Reisinger wie bei der Fanbasis der Blauen.

"Sechzig ist Tradition. Das hast du nie begriffen. Mach dei Arbeit. Sonst hat sich’s ausgepfiffen", schrieben die Fans beim letzten Heimspiel des TSV 1860 gegen den SC Verl auf einem großen Spruchband in der Westkurve.

Die Löwen-Fans machten mit mehreren Spruchbändern klar, was sie von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer halten.
Die Löwen-Fans machten mit mehreren Spruchbändern klar, was sie von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer halten. © IMAGO / Ulrich Wagner

Wie kann es sein, dass sich einer der professionellsten und besten Geschäftsführer der Sechzger in den vergangenen Jahren derart unbeliebt gemacht hat im Fan-Lager? Die Antwort liefert jenes Spruchband, das die Anhänger beim 2:0-Auswärtssieg in Halle hochhielten: "Wenn eine Pfeife ohne sportliche Power den Max macht, kommt nur Mist raus!"

Die Kritik richtete sich neben Pfeifer auch gegen Anthony Power und Max Kothny, den Statthaltern von Investor Hasan Ismaik und den einstigen Geschäftsführer von Türkgücü, die bei 1860 in die Transferpolitik involviert gewesen sein sollen.

Auch Oberlöwe Robert Reisinger schießt gegen Geschäftsführer Pfeifer

Ins Rollen gebracht wurde der Stein bekanntlich von Oberlöwe Reisinger, der Pfeifer nach dem Rauswurf von Ex-Trainer Michael Köllner im Januar eine Abmahnung verpasst hatte: Der Sechzger-Präsident kritisierte, dass Pfeifer die Suche nach einem Nachfolger für Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel "gezielt verschleppt" habe.

Dabei hatte Pfeifer nach AZ-Informationen mit Christoph Janker (NLZ-Leiter FC Augsburg) und Christian Werner (Chefscout Waldhof Mannheim) selbst zwei Kandidaten vorgeschlagen, die jedoch bisher keine Mehrheit in den Gremien fanden.

Reisinger hatte dagegen Ex-Löwe Horst Heldt installieren wollen. Ob Zufall, oder nicht: Wenig später geriet Pfeifer neben Trainer Maurizio Jacobacci ins Visier des Fanportals "sechzger.de", das dem TSV "Ungereimtheiten" bei den Neuverpflichtungen vorwarf, gegen die sich Pfeifer rechtlich zur Wehr setzte.

Bei seinem ersten TV-Auftritt im "Blickpunkt Sport" wies er die Vorwürfe entschieden von sich und forderte nüchtern: "Wir sind gut beraten, wenn wir uns in der Sache mit den Aufgaben beschäftigen und persönliche Befindlichkeiten hinten anstellen."

In den Gremien des TSV 1860 gibt es jedoch auch Unterstützung für Pfeifers Kurs

Angesichts der beiden Gesellschafter-Lager drängt sich der Verdacht auf, dass Pfeifer und sein – soweit bisher bekannt ist – professionelles Erfolgsstreben nach dem Gusto einiger Vereinsfunktionäre wohl zu nahe an der Ismaik-Seite dran ist. Aufsichtsrats-Chef Saki Stimoniaris hat Pfeifer bei der Gegenseite wohl keinen Gefallen getan, indem er öffentlich erklärte, Pfeifers Vertrag verlängern zu wollen.

Auch Vizepräsident Hans Sitzberger, der Reisingers Konfrontationskurs in den vergangenen Monaten nicht mehr mitgetragen hat, lobte Pfeifer: "Es ist auf unserer Mitgliederversammlung ja schon bekanntgegeben worden, dass die Konsolidierung gut läuft. Und warum läuft sie gut? Weil Pfeifer meines Erachtens einen guten Job macht, die Sponsoren reinbringt und dadurch Geld generiert wird."

Sollten sich die Löwen-Lager nicht wieder zusammenraufen, könnten Reisinger und die Vereinsbosse Pfeifers Vertrag bis 31. Dezember kündigen, damit er sich nicht um ein weiteres Jahr verlängert und ihn theoretisch per 50+1-Regel aus dem Amt hieven. Sie dürften gute Argumente brauchen, um den angedrohten Rauswurf von Sechzigs Sponsoren-Sammler zu rechtfertigen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.